Mittwoch, 2. Oktober 2024

Mailand oder Madrid – Hauptsache ein Champions-League-Sieg!

Es ist wieder soweit: die Champions League hat Einzug in die BayArena gehalten. Und wie! Ein 1:0 gegen den AC Mailand, vor ausverkauftem Haus, bei bester Flutlicht-Atmosphäre. Es gibt doch kaum etwas Schöneres als die „Königsklasse“ in Leverkusen, wenn unsere Jungs den großen Namen Europas zeigen, dass man in der „kleinen“ Bayer-Stadt ganz groß aufspielen kann.

Aber mal ehrlich: Ein 1:0? Gefühlt hätten wir zur Halbzeit schon locker mit zwei, drei Toren führen müssen. Der ein oder andere Bayer-Fan dürfte sich wohl zwischendurch gefragt haben, warum wir es uns mal wieder selbst so schwer machen. Der Fußballgott scheint es bei uns irgendwie immer spannend halten zu wollen. Denn wer die Werkself kennt, weiß: eine klare Führung gibt es hier selten ohne das obligatorische Nervenflattern. Doch diesmal, das muss man sagen, gab es zumindest keinen totalen Herzinfarkt – auch wenn Theo Hernandez in der Schlussphase mit seinem Lattentreffer für einen kurzen Moment das kollektive Luftholen im Stadion verursacht hat.

Taktisch war das Spiel wie aus dem Lehrbuch. Xabi Alonso scheint die Truppe wirklich auf ein Level gehoben zu haben, das uns lange gefehlt hat. Geduldig wurde der AC Mailand ausgehebelt, mal mit den typisch schnellen Seitenwechseln, mal mit Bällen in die Tiefe. Gerade Aleix Garcia hat da für viele den Unterschied gemacht – der Typ hat Augen im Hinterkopf. Die Art und Weise, wie er die Pässe auf Frimpong und Co. rausgehauen hat, war schlichtweg eine Augenweide. Er ist ja auch der Mann, der den entscheidenden Pass auf Grimaldo spielt, bevor Frimpong zum Abschluss kommt und Boniface eiskalt abstaubt. Ein Tor, das zeigt: Wir können nicht nur schöne Tore schießen, sondern auch im Stile einer Spitzenmannschaft dann da sein, wenn's mal hässlich werden muss.

Über Boniface braucht man kaum noch Worte verlieren. Der Junge macht einfach Spaß. Kaum zu glauben, dass er sein erstes Champions-League-Tor überhaupt erst geschossen hat. Aber irgendwie hat man bei ihm das Gefühl, dass da noch viele weitere kommen werden – vor allem, wenn er weiter so eiskalt bleibt. Denn genau solche Stürmer braucht es in Europa. Kein Firlefanz, keine unnötigen Dribblings – Ball rein, Abgang, fertig.

Klar, gegen Ende kam dann wieder dieser Moment, den wir Bayer-Fans nur allzu gut kennen: Rückzug in die eigene Hälfte, der Gegner wird stärker, wir zittern. Warum das immer sein muss, weiß wohl nur der Fußballgott. Aber diesmal haben wir es durchgezogen. Hradecky war wieder mal da, wenn er gebraucht wurde, und die Verteidigung stand, auch wenn die Italiener am Schluss nochmal alles reingeworfen haben. Genau das ist eben der Unterschied, den man bei uns in der letzten Saison noch oft vermisst hat. Früher hätte es womöglich noch den Ausgleich gegeben, diesmal blieb es beim knappen Sieg. Wachsen wir etwa doch noch zu einer Mannschaft heran, die solche knappen Kisten über die Zeit bringt? Es sieht fast so aus. Alonso hat es offensichtlich geschafft, aus der Werkself ein Team zu formen, das auch in der Champions League vor keinem Gegner Angst haben muss. Und wenn es weiter so läuft, dann wird die BayArena in dieser Saison noch die eine oder andere magische Nacht erleben. Denn eines ist klar: Diese Mannschaft hat das Zeug dazu, uns noch einige solcher Abende zu bescheren.

Aber jetzt richten wir den Blick erstmal wieder auf die Bundesliga. Holstein Kiel steht vor der Tür, und nach der Champions-League-Euphorie heißt es: Bodenständig bleiben! Denn wir kennen das ja: In der Bundesliga sind solche Spiele gerne mal Stolpersteine. Trotzdem – mit der Form und der Mannschaft dürfte auch gegen den Aufsteiger nichts anbrennen. Mal sehen, ob Boniface seinen Lauf fortsetzt.


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