Sonntag, 20. Oktober 2024

Heimstärke Reloaded: Leverkusen holt sich die BayArena zurück

Endlich, es ist wieder da: Dieses gute, alte Gefühl, wenn du in die BayArena kommst und weißt, heute geht keiner hier mit Punkten raus, außer wir. Nach dem unglücklichen Remis gegen Holstein Kiel und der Länderspielpause hat Bayer 04 sich gegen Eintracht Frankfurt eindrucksvoll zurückgemeldet – mit einem hart erkämpften 2:1-Sieg. Es war nicht nur ein Sieg, sondern ein Statement. Unsere Heimstärke, die in den letzten Spielen ein wenig unter Beschuss geraten war, ist zurück. Und das genau zur richtigen Zeit!

Man könnte meinen, dass das Team nach dem Elfer-Drama zu Beginn, als Boniface vom Punkt scheiterte und im Gegenzug Marmoush die Eintracht in Führung brachte, mental hätte einknicken können. Aber denkste! Xabi Alonso hat da offensichtlich ein echtes Siegergen implantiert – egal, was kommt, die Jungs bleiben fokussiert. Der Coach sprach nach dem Spiel von einer „großen Mentalität und einem super Zusammenhalt“, und das war deutlich zu sehen. Wo früher vielleicht der Kopf hängen gelassen wurde, ging's diesmal direkt in den nächsten Gang. Robert Andrich, der gefühlt sowieso überall auf dem Platz war, erzielte den verdienten Ausgleich nach einer traumhaften Kombination – das war kein Zufall, das war pure Entschlossenheit.

Und dann war da noch Boniface, der sich nach seinem verschossenen Elfer sicherlich erstmal sammeln musste, aber am Ende doch als Held des Abends gefeiert wurde. Sein Kopfball in der 72. Minute zur 2:1-Führung war nicht nur wunderschön heraus gespielt, sondern auch sinnbildlich für das Comeback dieser Werkself. Fehler passieren – entscheidend ist, wie du darauf reagierst. Und Boniface reagierte, wie es sich für einen echten Torjäger gehört.

Was mich persönlich besonders gefreut hat: Es waren nicht nur die üblichen Verdächtigen, die auftrumpften. Klar, Andrich und Boniface waren stark, aber auch Martin Terrier, der zum ersten Mal einen Assist für uns verbuchte, und der omnipräsente Granit Xhaka, der schon nach einer Minute das erste Ausrufezeichen setzte, trugen ihren Teil dazu bei, dass dieses Spiel so dominant verlief. Und hey, 27 Torschüsse! Das zeigt, dass wir nicht nur spielerisch überzeugen, sondern auch ständig für Gefahr sorgen. Es war ein Kraftakt, ja, aber genau solche Spiele musst du gewinnen, wenn du ganz oben mitspielen willst.

Natürlich dürfen wir auch den Mann zwischen den Pfosten nicht vergessen: Lukas Hradecky feierte sein 300. Bundesligaspiel – als erster ausländischer Keeper überhaupt! Dass er dieses Jubiläum ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein feierte, macht die Sache noch ein bisschen spezieller. Auch wenn er beim Elfer gegen Marmoush machtlos war, hat er einmal mehr gezeigt, warum er für uns so wichtig ist. Und sein selbstironischer Kommentar „Das bedeutet dann wohl, dass ich ein alter Sack bin!“ zeigt, dass der Humor bei ihm trotz aller Ernsthaftigkeit nie zu kurz kommt.

Es war nicht nur ein Sieg. Es war ein Statement! Die Rückkehr der Heimstärke, die uns in dieser Saison vielleicht kurzzeitig abhanden gekommen war. Jetzt geht es Schlag auf Schlag weiter, erst nach Brest in der Champions League, dann nach Bremen in der Bundesliga. Aber mit der Form, die die Jungs derzeit an den Tag legen, kann uns eigentlich nichts schrecken.

Also, liebe Bayer-Familie, genießt diesen Sieg! Wir sind wieder da, wo wir hingehören – und das ist nicht nur die BayArena, sondern ganz klar die Spitze der Bundesliga!

Sonntag, 6. Oktober 2024

120 Jahre Bayer – und dann sowas: Wenn der Aufsteiger die Party crasht

„Punkte verschenkt“ – das Gefühl kennt man als Bayer-Fan. Da führst du nach acht Minuten mit 2:0, die Party zum 120-jährigen Jubiläum läuft, und am Ende gehst du doch nur mit einem Punkt vom Platz. Gegen Holstein Kiel. Einen Aufsteiger. Zu Hause. In der BayArena, die ausverkauft ist und die Atmosphäre eigentlich so wunderbar euphorisch. Aber irgendwie war da wieder dieses flaue Gefühl im Magen, das man als Leverkusen-Anhänger nur zu gut kennt: Die Tendenz, aus sicheren Siegen plötzlich Wackelpartien zu machen.

Die ersten Minuten waren traumhaft. Boniface und Hofmann netzten ein, Palacios – der Argentinier, der an seinem Geburtstag mal eben den Taktstock schwang – bereitete beide Tore vor. 2:0, alles sah nach einem entspannten Nachmittag aus, nach einem weiteren souveränen Sieg für Xabi Alonso in seinem 100. Spiel an der Seitenlinie. Doch anstatt Kiel danach endgültig den Stecker zu ziehen, ließ man die Gäste wieder zurück ins Spiel finden. Warum? Ja, das fragen wir uns als Fans auch. „Unkonzentriert“, sagte Hradecky. „Nicht intelligent genug“, meinte Alonso. Was auch immer es war, es fühlte sich an, als hätte man den Schalter umgelegt – nur leider in die falsche Richtung.

Und dann, kurz vor der Halbzeit, fiel dieser Anschlusstreffer. Geschwill köpfte nach einer Ecke – ein typisches Bayer-Tor, wenn man ehrlich ist. Standard-Gegentreffer, da schütteln sich die Leverkusener seit Jahren gegenseitig die Köpfe. Und was machen die Störche? Sie kommen zurück. Nicht mit wilder Offensive, sondern einfach nur durch Beharrlichkeit. Kiel hat gekämpft, das muss man ihnen lassen. Aber es war ja nicht so, als ob sie uns an die Wand gespielt hätten. Es war vielmehr Bayer 04, das sich selbst in Schwierigkeiten brachte. Chancen gab es genug, aber das Tor? Fehlanzeige. Und dann war da noch dieser Elfmeter. Frimpong brachte Gigovic zu Fall, Arp verwandelte sicher. Auf einmal stand es 2:2, und wir Fans fragten uns: „Das passiert doch nicht wirklich, oder?“ Doch, es passierte. Mal wieder.

Das Bittere an diesem Unentschieden ist nicht nur der Punktverlust. Es war ein Tag zum Feiern: 120 Jahre Bayer 04, Xabis 100. Spiel, volle Hütte – und doch bleibt am Ende dieses schale Gefühl. Nicht weil Kiel so stark war, sondern weil man sich selbst geschwächt hat. Hradecky sprach von „verschenkten Punkten“, und ja, das trifft es. Man fragt sich, warum wir nach einer so dominanten Anfangsphase plötzlich aufhören, Fußball zu spielen. Warum lässt man den Gegner wiederkommen, anstatt den Deckel draufzumachen?

Natürlich, es gibt auch Positives: Palacios’ starke Rückkehr in die Startelf, Boniface, der wieder trifft, und die Erkenntnis, dass diese Mannschaft spielerisch auf einem hohen Niveau agiert. Aber das allein reicht eben nicht, um solche Spiele zu gewinnen. Es braucht mehr – Konstanz, Cleverness, ein bisschen mehr Kaltblütigkeit vielleicht. Denn wenn man den Anspruch hat, Meister zu werden oder zumindest oben mitzuspielen, dann darf man ein Spiel wie dieses nicht aus der Hand geben.

Und so sitzen wir Fans wieder hier, mit gemischten Gefühlen. Einerseits wissen wir, wie gut diese Mannschaft ist. Andererseits wissen wir auch, wie sie sich manchmal selbst im Weg steht. Klar, es gibt jetzt die Länderspielpause und danach Eintracht Frankfurt, ein weiteres Heimspiel. Und vielleicht hilft uns diese kleine Unterbrechung, den Kopf wieder freizukriegen. Aber eines bleibt sicher: Wenn Bayer 04 in dieser Saison wirklich ganz oben mitspielen will, müssen sie lernen, solche Spiele nach Hause zu bringen.

Mittwoch, 2. Oktober 2024

Mailand oder Madrid – Hauptsache ein Champions-League-Sieg!

Es ist wieder soweit: die Champions League hat Einzug in die BayArena gehalten. Und wie! Ein 1:0 gegen den AC Mailand, vor ausverkauftem Haus, bei bester Flutlicht-Atmosphäre. Es gibt doch kaum etwas Schöneres als die „Königsklasse“ in Leverkusen, wenn unsere Jungs den großen Namen Europas zeigen, dass man in der „kleinen“ Bayer-Stadt ganz groß aufspielen kann.

Aber mal ehrlich: Ein 1:0? Gefühlt hätten wir zur Halbzeit schon locker mit zwei, drei Toren führen müssen. Der ein oder andere Bayer-Fan dürfte sich wohl zwischendurch gefragt haben, warum wir es uns mal wieder selbst so schwer machen. Der Fußballgott scheint es bei uns irgendwie immer spannend halten zu wollen. Denn wer die Werkself kennt, weiß: eine klare Führung gibt es hier selten ohne das obligatorische Nervenflattern. Doch diesmal, das muss man sagen, gab es zumindest keinen totalen Herzinfarkt – auch wenn Theo Hernandez in der Schlussphase mit seinem Lattentreffer für einen kurzen Moment das kollektive Luftholen im Stadion verursacht hat.

Taktisch war das Spiel wie aus dem Lehrbuch. Xabi Alonso scheint die Truppe wirklich auf ein Level gehoben zu haben, das uns lange gefehlt hat. Geduldig wurde der AC Mailand ausgehebelt, mal mit den typisch schnellen Seitenwechseln, mal mit Bällen in die Tiefe. Gerade Aleix Garcia hat da für viele den Unterschied gemacht – der Typ hat Augen im Hinterkopf. Die Art und Weise, wie er die Pässe auf Frimpong und Co. rausgehauen hat, war schlichtweg eine Augenweide. Er ist ja auch der Mann, der den entscheidenden Pass auf Grimaldo spielt, bevor Frimpong zum Abschluss kommt und Boniface eiskalt abstaubt. Ein Tor, das zeigt: Wir können nicht nur schöne Tore schießen, sondern auch im Stile einer Spitzenmannschaft dann da sein, wenn's mal hässlich werden muss.

Über Boniface braucht man kaum noch Worte verlieren. Der Junge macht einfach Spaß. Kaum zu glauben, dass er sein erstes Champions-League-Tor überhaupt erst geschossen hat. Aber irgendwie hat man bei ihm das Gefühl, dass da noch viele weitere kommen werden – vor allem, wenn er weiter so eiskalt bleibt. Denn genau solche Stürmer braucht es in Europa. Kein Firlefanz, keine unnötigen Dribblings – Ball rein, Abgang, fertig.

Klar, gegen Ende kam dann wieder dieser Moment, den wir Bayer-Fans nur allzu gut kennen: Rückzug in die eigene Hälfte, der Gegner wird stärker, wir zittern. Warum das immer sein muss, weiß wohl nur der Fußballgott. Aber diesmal haben wir es durchgezogen. Hradecky war wieder mal da, wenn er gebraucht wurde, und die Verteidigung stand, auch wenn die Italiener am Schluss nochmal alles reingeworfen haben. Genau das ist eben der Unterschied, den man bei uns in der letzten Saison noch oft vermisst hat. Früher hätte es womöglich noch den Ausgleich gegeben, diesmal blieb es beim knappen Sieg. Wachsen wir etwa doch noch zu einer Mannschaft heran, die solche knappen Kisten über die Zeit bringt? Es sieht fast so aus. Alonso hat es offensichtlich geschafft, aus der Werkself ein Team zu formen, das auch in der Champions League vor keinem Gegner Angst haben muss. Und wenn es weiter so läuft, dann wird die BayArena in dieser Saison noch die eine oder andere magische Nacht erleben. Denn eines ist klar: Diese Mannschaft hat das Zeug dazu, uns noch einige solcher Abende zu bescheren.

Aber jetzt richten wir den Blick erstmal wieder auf die Bundesliga. Holstein Kiel steht vor der Tür, und nach der Champions-League-Euphorie heißt es: Bodenständig bleiben! Denn wir kennen das ja: In der Bundesliga sind solche Spiele gerne mal Stolpersteine. Trotzdem – mit der Form und der Mannschaft dürfte auch gegen den Aufsteiger nichts anbrennen. Mal sehen, ob Boniface seinen Lauf fortsetzt.