Es ist fast zum Verzweifeln: Da fährt die Werkself nach Bremen, führt zwei Mal und sieht eigentlich wie der sichere Sieger aus – und dann geht es wieder nur mit einem Punkt zurück ins Rheinland. Man könnte fast meinen, unsere Jungs hätten sich vorgenommen, das Adrenalin bis zur letzten Minute aufrechtzuerhalten. In der Fußballromantik könnte man das ja schön finden, wenn der Underdog am Ende jubeln darf, doch wer das Wochenende aus Leverkusener Sicht erleben musste, dem dürfte am Ende wohl eher der Sinn nach einem stabilen Herzschlag stehen.
Von Anfang an hatte dieses Duell das Zeug zum Spektakel. Unter dem Weserstadion-Flutlicht herrschte beste Fußball-Atmosphäre. Während die Bremer Fans im Nebelhorn-Modus waren, bot Xabi Alonso uns eine Elf, die so einiges an Überraschungen zu bieten hatte. Sieben neue Gesichter standen im Vergleich zum Champions-League-Auftritt bei Stade Brest auf dem Platz. Und wer denkt, dass Rotation Ruhe bringt, kennt Leverkusen nicht. Unser Victor Boniface legte gleich in der Anfangsphase gut los und nutzte prompt die Vorlage von Frimpong zur Führung. Aber dieser Vorsprung, so schön er auch war, hielt nicht lange genug, um uns Fans eine entspannte zweite Hälfte zu gönnen.
Der SVW, ausgerüstet mit unerschütterlichem Kampfgeist, kam in der zweiten Halbzeit zurück – und wie. Es war nicht das erste Mal, dass wir erleben mussten, wie ein harter Kopfball für Nervenkitzel sorgt. Der Ausgleich durch Ducksch war dann auch so ein typischer "Hoffentlich-wird's-jetzt-ruhiger"-Moment. Aber Pustekuchen. Denn Leverkusen schaltete im Gegenstoß direkt einen Gang höher und besorgte die erneute Führung – mit freundlicher Unterstützung von Bremens Felix Agu, dessen Eigentor der Werkself kurz wieder Oberwasser bescherte. Ein bisschen kurios? Ja, aber an sich doch endlich mal das Glück, das man für so einen Auswärtssieg braucht.
Doch, wie das beim Bayer gerade öfter vorkommt, blieb uns der entspannte Abpfiff verwehrt. Schon im Champions-League-Spiel hatten wir es versäumt, eine Führung in trockene Tücher zu bringen, und hier setzte Bremen noch einen drauf. Als Romano Schmid in der letzten Minute das Leder versenkte, war die Enttäuschung auf der Leverkusener Seite deutlich zu spüren. Gerade weil man sich zuvor mit aller Kraft dagegen gestemmt hatte, diesen Vorsprung erneut herzuschenken.
Es lässt sich nicht leugnen, dass die Rückkehr des unglücklichen Remis-Phänomens an uns nagt. Schließlich hat diese Mannschaft so viel Potenzial – und das sah man auch in Bremen immer wieder. Die Offensive rund um Boniface, Wirtz und Frimpong sprüht förmlich vor Spielfreude und Gefahr, aber eben auch vor der Herausforderung, diese Momente in Zählbares umzuwandeln. Gerade die Aktionen von Frimpong, der auch an seinen verletzten Teamkollegen Adli mit einer schönen Geste erinnerte, zeigten, wie sehr das Team im Moment füreinander einsteht. Lukas Hradecky durfte übrigens sein 200. Bundesliga-Spiel feiern – eine echte Bayer-Legende, dem wir für viele kommende Spiele dankbar sind.
Was bleibt, ist der Blick nach vorn. Die Saison ist jung, die Herausforderungen wachsen, und die Mannschaft hat gezeigt, dass sie zu außergewöhnlichen Leistungen fähig ist. In dieser Woche stehen zwei Heimspiele auf dem Programm, die eine Gelegenheit bieten, endlich wieder die gewünschte Stabilität zu finden. Die Fans dürfen sich auf den Pokalfight gegen Elversberg und das Bundesliga-Duell gegen Stuttgart freuen, zwei Gelegenheiten, um den Bayer in gewohnter Siegesstärke zu erleben – und vielleicht auch mit einem Happy End.
Sonntag, 27. Oktober 2024
Ein Herz für Spannung – aber bitte ohne Happy End!
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