Sonntag, 27. April 2025

Zweimal eingelocht, einmal Meisterfeier versaut – ein ganz normaler Samstag unterm Bayer-Kreuz

Es gibt Tage, da passt einfach alles zusammen: Die Sonne scheint, der Bierstand läuft heiß und Bayer 04 spielt sich den Frust der letzten Wochen locker-flockig von der Seele. Beim 2:0 gegen Augsburg wirkten unsere Jungs so souverän, als hätten sie am Vorabend in einer Taktik-Vorlesung von Xabi Alonso persönlich übernachtet. Dabei war es, ehrlich gesagt, im Vorfeld gar nicht mal so selbstverständlich, dass wir dieses Spiel so entspannt über die Bühne bringen würden. Immerhin hatte Augsburg in den letzten 14 Spielen nur einmal verloren – aber gut, am Ende ist das hier halt immer noch die BayArena und nicht irgendein x-beliebiger Dorfplatz.

Xabi rotierte fleißig durch und schickte unter anderem Matej Kovar ins Tor. Der durfte sich dann auch die Handschuhe anziehen, hätte theoretisch aber auch eine Sonnenliege aufbauen können – viel zu tun gab's für ihn nicht. Vorne ging es dagegen gleich richtig ab: Schick, unsere tschechische Tormaschine auf zwei Beinen, haute das Ding in der 14. Minute rein, mit leichter Streicheleinlage eines Augsburgers, damit der Ball auch wirklich unhaltbar unter der Latte einschlug. Nummer 19 für ihn – und Nummer 1 für unser kollektives Grinsen im Stadion.

Tella köpfte danach auch noch ein zweites Mal ins Netz, aber der VAR hatte scheinbar gerade seinen großen Auftritt gebucht und kassierte das Tor wegen Abseits ein. War uns egal. Die Werkself rollte weiter nach vorne, als wäre sie auf Schienen unterwegs. Kurz vor der Pause dann ein Sahnehäubchen, das selbst die härtesten Fußballromantiker ins Schwärmen brachte: Emiliano Buendía, unser argentinischer Wirbelwind, tanzte zwei FCAler aus und schlenzte den Ball wie im Training ins rechte Eck. Ganz großes Kino, Popcorn inklusive!

Nach dem Seitenwechsel hieß es dann: Bayern-Party crashen leicht gemacht. Leverkusen ließ hinten nichts anbrennen, Augsburg versuchte es zwar, aber so richtig gefährlich wurde es nur einmal, als Essende in die Atmosphäre zielte. Stattdessen setzte Jonas Hofmann auf der anderen Seite noch ein kleines Ausrufezeichen mit einem satten Distanzschuss. Mehr passierte nicht – musste aber auch nicht. Schließlich ging es heute nicht darum, einen Schönheitspreis zu gewinnen, sondern die Punkte einzufahren und München die Meisterfeier zu vermiesen. Auftrag mehr als erfüllt!

Und so traten wir Fans nach Abpfiff entspannt den Heimweg an, wissend: Dieses Team hat noch ein paar Trümpfe in der Hinterhand. Freiburg, Dortmund, Mainz – macht euch bereit. Diese Werkself will die Saison nicht austrudeln lassen, die hat noch Bock auf mehr. Und wer weiß, vielleicht fliegen bei uns am Ende ja auch noch ein paar mehr Korken als nur bei den Bayern…

Montag, 21. April 2025

Millerntor-Murmeltiertag: Ein Punkt, viele Fragen und ein bisschen Frust

Manchmal fühlt es sich an, als wäre Bayer 04 gerade in einem ganz eigenen Fußball-Zeitschleifenfilm gefangen. Titel: „Und täglich grüßt das Unentschieden.“ Wieder kein Sieg, wieder nur ein Punkt, wieder ein Spiel, das man „eigentlich“ hätte gewinnen können. Dieses Mal also St. Pauli – ein sympathischer Gegner mit Herz, Hafenblick und Heimvorteil. Aber seien wir ehrlich: Wenn wir ernsthaft oben mitmischen wollen, sollten solche Spiele nicht mit einem Schulterzucken enden. Sondern mit einem Jubelknäuel in der 92. Minute und der vagen Angst, das Stadionsprecher-Mikro mitzujubeln.

Dabei begann der Abend an der Elbe noch ganz manierlich. St. Pauli, hoch motiviert wie ein Azubi am ersten Arbeitstag, störte früh, lief viel, machte Lärm. Unsere Werkself? Erst mal mit dem sanften Modus „Ankommen, Abtasten, vielleicht 'nen Latte Macchiato“. Doch dann kam der Moment, in dem Patrik Schick einmal mehr bewies, dass er nicht nur einen feinen Fuß, sondern auch einen mehr als brauchbaren Schädel hat. 18. Saisontor, fünftes per Kopf, und wenn der Typ demnächst noch rückwärts trifft, wundert uns das auch nicht mehr. 1:0 also – und wir dachten alle schon: Na endlich, der Pflichtsieg nimmt Formen an.

Aber wie es halt so ist mit Pflichtsiegen – sie sind so zuverlässig wie ein Hamburger Sommer. Mal kurz da, dann wieder weg. Denn spätestens nach dem Ausgleich von Boukhalfa (dessen Name klingt wie ein neues Start-up für veganes Baklava) war klar: Heute gibt’s wieder kein Happy End. Oder wie Lukas Hradecky sinngemäß sagte: Das war’s noch nicht, aber so richtig war’s das halt auch nicht. Und genau das ist das Problem.

Natürlich kann man argumentieren: 32 Auswärtsspiele ungeschlagen – das ist eine Marke, die sich gewaschen hat. Aber ein bisschen fühlt sich diese Serie auch so an, als hätte man in 32 Lottospielen immer drei Richtige. Nett, aber der große Gewinn bleibt aus. Acht Punkte Rückstand auf die Bayern, vier Spiele noch – da müsste jetzt bald mal ein kleines Fußballwunder mit Anlauf passieren. Und zwar nicht in der Kabine mit Flipchart, sondern auf dem Platz. Mit Toren, Pressing, Konsequenz – und vielleicht mal einem Standard, der nicht nur den Gegner jubeln lässt.

Xabi Alonso wirkte nach dem Spiel fast ein bisschen resigniert. Dabei ist es ja nicht so, dass die Jungs nichts können. Schick trifft wie am Fließband, Wirtz wirbelt wieder, Frimpong rennt wie ein Duracell-Hase auf Speed. Aber es fehlt gerade das gewisse Etwas – der Punch, der Killerinstinkt, das Quäntchen Gier. Es ist, als würde jemand das Spieltempo auf „Moderato“ stellen, während wir „Presto“ bräuchten. Und man merkt, dass Xabi das ganz genau weiß. Wahrscheinlich kann er’s selbst kaum glauben, wie oft er aktuell das Wort „Unentschieden“ sagen muss, ohne dass ihm die Stimme dabei bricht.

Was bleibt also hängen aus diesem norddeutschen Abend zwischen Currywurst, Choreo und chronischer Chancenverwertung? Dass St. Pauli ein starker Aufsteiger ist – geschenkt. Dass man im Millerntor auch als Tabellenzweiter nicht einfach durchmarschiert – bekannt. Aber eben auch: Dass es langsam Zeit wird, den Schalter wieder auf „Siegen“ zu legen. Mit oder ohne Flow, mit oder ohne Glanz. Hauptsache: drei Punkte.

Am Samstag kommt Augsburg – ein Spiel, bei dem man früher gesagt hätte: Pflichtsieg. In der aktuellen Gemengelage würde man sich auch einfach nur über ein schmutziges 2:1 freuen. Oder ein Tor in der Nachspielzeit. Oder ein Eigentor. Irgendwas. Hauptsache: kein weiteres Déjà-vu.

Denn ganz ehrlich: Dieser Murmeltiertag in schwarz-rot macht langsam mürbe.

Sonntag, 13. April 2025

Wenig Wumms, viel Wow

Sagen wir’s, wie’s ist: Wenn man als Bayer-Fan nach einem torlosen Remis gegen Union Berlin vom Stadion nach Hause geht und dabei trotzdem irgendwie ein kleines inneres Konfetti-Gefühl verspürt – dann hat man entweder zu tief ins Veltins geguckt oder sich gerade mal eben für die Champions League qualifiziert. Zweiteres war der Fall, ersteres bleibt unkommentiert.

Aber der Reihe nach. Die Werkself empfing die defensiv stabilisierten, aber spielerisch eher rustikalen Unioner – und zeigte vom Start weg: „Ball? Nehmen wir. Ihr? Viel Spaß beim Hinterherlaufen.“ Über 700 Pässe, 74,6 % Ballbesitz, 42 Flanken. Das sind keine Spielstatistiken mehr, das ist schon fast Installationskunst. Manchmal fühlte es sich an wie ein TikTok-Tutorial zum Thema „Wie man den Bus parkt – Union Berlin Edition“.

Und trotzdem: kein Tor. Patrik Schick mit frühen Chancen, Frimpong mit der üblichen Geschwindigkeit jenseits der Schallmauer, Wirtz mit Rückkehr und Gefühl in jedem Pass – aber das Runde wollte ums Verrecken nicht ins Eckige. Dabei war alles angerichtet: Rückkehrer, ein ausverkauftes Haus, ein Gegner, der eigentlich nur per Satellit mit dem Ball in Kontakt kam. Nur die Torfabrik hatte scheinbar einen Tag frei.

Apropos Wirtz: Der Junge kommt nach fünf Wochen Pause rein, die BayArena erhebt sich, und zack – das Spiel hat plötzlich wieder sowas wie kreative Schwerkraft. Kaum drauf auf dem Platz, schon verlagert sich alles in Richtung Union-Strafraum. Und auch wenn’s am Ende bei null Toren blieb – allein, dass dieser Wirtz wieder über den Rasen tänzelt, war ein gefühltes 1:0. Oder sagen wir: ein 0,5 zu 0.

Jonas Hofmann, der heimliche Zauberer der Werkself, hat übrigens immer noch kein Bundesligaspiel mit Bayer 04 verloren. 40 Spiele, 30 Siege, zehn Remis. Wenn er irgendwann mal ein Spiel verliert, wird’s wahrscheinlich eine kosmische Erschütterung geben, die selbst Xabi Alonso spürt – mitten im nächsten Trainingslager.

Klar, Xabi war nach dem Spiel nicht ganz so fröhlich wie wir Fans mit CL-Planer in der Hand. Er sprach von fehlender Energie im letzten Drittel, und ja, man merkte: Nach einem langen Jahr voller Glanz und Glamour ist die Batterie langsam auf dem Stand „nur noch 3 % – bitte Ladekabel einstecken“. Aber das ist halt das Ding mit einer perfekten Saison: Selbst das Unperfekte wirkt noch souverän.

Union? Taktisch clever, kämpferisch wie immer, aber offensiv mit dem Punch eines nassen Waschlappens. Ein Abseitstor, zwei Konterversuche, einer davon mit Heber-Versuch à la „FIFA 16 zum ersten Mal gespielt“ – das war’s dann auch.

Und doch muss man ihnen eins lassen: Sie haben genau das gemacht, was sie wollten – gestört, zerstört, verdichtet. Eine Fünferkette mit vier Staubsaugern davor. Mehr geht nicht. Das war Beton deluxe. Wenn’s dafür irgendwann ne Netflix-Doku gibt, bin ich der Erste, der sie nicht schaut.

Unterm Strich bleibt: ein Punkt, ein Champions-League-Ticket und das beruhigende Gefühl, dass selbst ein durchwachsener Tag in Leverkusen besser ist als ein Sahnetag in manchen anderen Stadien. Und sind wir ehrlich – lieber mal 0:0 gegen Union als 0:3 in Augsburg, oder?

Jetzt geht’s auf den Kiez: St. Pauli ruft, und wir bringen hoffentlich wieder etwas mehr Zielwasser im Gepäck mit. Denn wenn wir schon Champions League spielen, dann wollen wir auch wie einer auftreten. Und vielleicht, ganz vielleicht, fliegt gegen Augsburg dann auch mal wieder ein Ball ins Netz – am besten gleich drei. Weil: Schick hat’s verdient. Wirtz sowieso. Und wir Fans? Wir sowieso immer.

Samstag, 5. April 2025

Wie ein Buendía-Schlenzer uns alle rettete

Also mal ehrlich – wer am Samstagnachmittag beim Spiel in Heidenheim voller Vorfreude das Pils aufgemacht hat, um die große Reaktion der Werkself nach dem Pokal-Desaster in Bielefeld zu sehen, der hat vermutlich spätestens zur Halbzeit aus Frust den Rasen gemäht oder die Steuererklärung angefangen. Denn was Bayer 04 da über weite Strecken auf den Platz brachte, erinnerte eher an ein laues Freundschaftsspiel im Trainingslager als an ein Bundesliga-Duell gegen einen Abstiegskandidaten. Und trotzdem – ja, trotzdem – stehen da am Ende drei Punkte auf der Habenseite. Warum? Weil Fußball manchmal einfach nicht logisch ist. Und weil Emiliano Buendía anscheinend keine Lust auf ein zweites 0:0-Geschiebe hatte.

Dabei fing alles wie so oft in dieser Rückrunde an: mit großen Erwartungen und kleinen Schritten. Xabi Alonso mischte die Startelf durch – Boniface durfte wieder von Beginn an ran, Aleix Garcia übernahm die Palacios-Position (nennen wir’s mal so) und Robert Andrich wurde in die Abwehr beordert. Dass der Gegner nicht Bayern München heißt, sondern Heidenheim, war aber offenbar nur auf dem Papier ein Vorteil. Denn der FCH zeigte von Anfang an, wie man als Kellerkind eben auftreten muss: bissig, gallig und mit dem Willen, jedem Ball hinterherzurennen, als gäbe es dafür Punkte beim Payback.

Bayer? Nun ja. Wenn man das Spiel in der ersten Halbzeit mit einem Gericht vergleichen müsste, dann wäre es ein lauwarmer Kartoffelsalat ohne Mayo. Es fehlte an Würze, an Tempo und – man muss es leider sagen – an Ideen. Die erste Torchance ließ über eine halbe Stunde auf sich warten, davor waren es die Gastgeber, die Latte, Pfosten und unsere Nerven malträtierten. Wir hatten Glück. Viel Glück. Hradecky stand da wie ein Fels in der Brandung – oder zumindest wie ein Fels, der das Glück auf seiner Seite hatte.

Die zweite Hälfte? Weniger schlecht, aber auch nicht wirklich besser. Bayer übernahm mehr Ballbesitz, aber mehr Ballbesitz ist halt auch kein Grund zum Feiern, wenn du damit nichts anfangen kannst. Chancen? Fehlanzeige. Spannung? Wenn überhaupt wegen der Angst vor einem Heidenheimer Lucky Punch. Alonso wechselte durch, Buendía kam – und noch dachte niemand, dass dieser kleine Argentinier gleich zum Held des Tages avancieren würde.

Dann: die 91. Minute. Hofmann, gerade erst eingewechselt und offenbar mit dem festen Willen, dem Spiel doch noch so etwas wie Dramaturgie zu geben, steckt den Ball durch, Buendía dreht sich einmal um sich selbst, zieht ab – und plötzlich zappelt der Ball im Netz. Schlenzer deluxe, ganz feine Klinge, kein Mensch in Heidenheim hat das kommen sehen. Wahrscheinlich nicht mal Buendía selbst. Was danach kam, war pure Ekstase. Auf dem Platz, auf der Bank, in den Wohnzimmern zwischen Leverkusen, Wiesdorf und Burscheid. Drei Punkte. Drei ganz, ganz wichtige Punkte. Und wahrscheinlich genau das Spiel, das wir gebraucht haben, um zu merken: Titelträume sind kein Selbstläufer, sondern manchmal eben auch das Ergebnis eines genialen Moments in einem grottigen Spiel.

Unterm Strich bleibt ein Sieg, bei dem man sich am liebsten bei Heidenheim für die vergebene Chancenflut bedankt und bei Buendía ein Bier ausgibt – oder besser gleich einen Kasten. Dass die Werkself in dieser Form noch viel Luft nach oben hat, ist klar. Aber wer Meister werden will, muss halt auch die hässlichen Spiele gewinnen. Und das hier – das war definitiv kein Schönheitswettbewerb. Aber immerhin: die Nummer auf dem Spielberichtsbogen fängt mit einer Eins an. Und das ist alles, was zählt.

Nächsten Samstag kommt Union Berlin. Und wer weiß – vielleicht lassen wir da ja mal wieder den Champagner-Fußball aus der Hinrunde aufblitzen. Bis dahin lehnen wir uns zurück, atmen tief durch und flüstern leise: Danke, Emiliano.

Mittwoch, 2. April 2025

Berlin, Berlin… ohne uns – Pokal-Aus mit Ansage auf der Alm

Es gibt Momente, da willst du einfach nur noch das Handy ausmachen, das Trikot in die Waschmaschine schmeißen (am besten gleich bei 90 Grad) und so tun, als wäre dieser Dienstagabend nie passiert. Aber so funktioniert das Fanleben nun mal nicht – schon gar nicht als Leverkusener. Denn wenn man sich den DFB-Pokal-Halbfinaleintrag gegen Arminia Bielefeld nochmal ins Gedächtnis ruft, dann klingt das alles wie ein schlechter Witz. Drittligist, Pokalverteidiger, Alm – und am Ende steht da ein 1:2 und eine Reise nach Nirgendwo statt nach Berlin.

Dabei fing das Spiel noch an wie aus dem Drehbuch für einen souveränen Favoritensieg. Tah nickt nach einer Ecke ein, wir führen, die Stimmung im Gästeblock ist bester Feierabendbier-Modus. Alles läuft nach Plan – na gut, fast alles. Denn irgendwie war das auch schon der letzte Moment, in dem wir wirklich Kontrolle über das Spiel hatten. Der Rest war ein Mix aus Bielefelder Pressing, Leverkusener Ratlosigkeit und einer Taktik, bei der man sich fragt, ob Xabi Alonso vor dem Spiel den Platz mal aus der Nähe gesehen hat – oder ob ihm jemand erzählt hat, das Spiel fände in der BayArena statt.

Denn was da an langen Bällen über das Bielefelder Mittelfeld segelte, hätte vielleicht 2005 funktioniert – oder bei Starkregen, wenn der Ball wenigstens rutschen würde. Aber auf dieser Alm, auf diesem Acker, war das so effektiv wie ein veganer Grillabend in einer Metzgerei. Kein Kombinationsspiel, kein Tempo, keine Ideen – und vor allem kein Plan B, als sich Plan A nach 20 Minuten verabschiedete. Und während wir also versuchten, das Spiel mit Gewalt und Zufall zu drehen, machte Bielefeld genau das, was wir eigentlich machen wollten: Fußball spielen. Kombinieren. Kämpfen. Und treffen.

Zweimal klingelte es bei uns – und beide Tore fühlten sich irgendwie vorhersehbar an. Weil unsere Abwehr plötzlich so löchrig war wie ein Emmentaler auf Speed. Weil wir keinen Zugriff mehr hatten. Weil wir keinen Zugriff wollten? Man weiß es nicht. Fakt ist: Bielefeld wollte ins Finale, wir wollten irgendwie ins Ziel – und haben beides nicht geschafft. Und das auch noch verdient.

Dass dann in der zweiten Hälfte nichts mehr kam außer verzweifelte Flanken und der Versuch, mit Tah als Stoßstürmer den Mario-Basler-Gedächtnis-Pokal zu holen, war sinnbildlich für diesen Abend. Klar, Pfosten hier, Glanzparade da – aber mal ehrlich: Wenn du in einem Pokalhalbfinale gegen einen Drittligisten in 45 Minuten keine echte Spielidee hast, dann brauchst du dich über das Ergebnis nicht wundern.

Und dann stehen da nach dem Spiel die Spieler ratlos vor dem Block, Xhaka diskutiert mit den Fans, die Köpfe hängen, die Augen sind leer. Ja, das war mehr als eine Niederlage – das war ein mentaler Tiefschlag. Einer, der diese Saison verändern kann. Vielleicht nicht kippen, aber kratzen tut er auf jeden Fall. Denn es war nicht das wie, es war das warum zum Teufel so?

Wir haben eine Mannschaft, die um Titel mitspielen kann. Die auf höchstem Niveau Fußball spielen kann. Aber nur, wenn sie sich daran erinnert, dass man dafür nicht nur Technik, sondern auch Herz, Mut und Plan braucht. Und genau das hat in Bielefeld gefehlt – auf ganzer Linie.

Jetzt geht’s nach Heidenheim. Ein Spiel, das plötzlich mehr Bedeutung hat, als uns lieb ist. Denn nach so einer Klatsche musst du liefern. Punkt. Und wenn wir ehrlich sind: Das sind wir unseren Nerven, unseren Fans und der Idee, diese Saison doch noch zu einer goldenen zu machen, verdammt nochmal schuldig.

Berlin ist gestrichen. Der Pokal bleibt woanders. Aber vielleicht, ja vielleicht, war dieser Abend auf der Alm der Weckruf, den diese Mannschaft gebraucht hat. Hoffen wir's. Sonst wird aus "Niemals Meister" bald "Niemals wieder ein Finale". Und das kann selbst der härteste Bayer-Fan nicht mehr mit Galgenhumor weglächeln.