Sagen wir’s, wie’s ist: Wenn man als Bayer-Fan nach einem torlosen Remis gegen Union Berlin vom Stadion nach Hause geht und dabei trotzdem irgendwie ein kleines inneres Konfetti-Gefühl verspürt – dann hat man entweder zu tief ins Veltins geguckt oder sich gerade mal eben für die Champions League qualifiziert. Zweiteres war der Fall, ersteres bleibt unkommentiert.
Aber der Reihe nach. Die Werkself empfing die defensiv stabilisierten, aber spielerisch eher rustikalen Unioner – und zeigte vom Start weg: „Ball? Nehmen wir. Ihr? Viel Spaß beim Hinterherlaufen.“ Über 700 Pässe, 74,6 % Ballbesitz, 42 Flanken. Das sind keine Spielstatistiken mehr, das ist schon fast Installationskunst. Manchmal fühlte es sich an wie ein TikTok-Tutorial zum Thema „Wie man den Bus parkt – Union Berlin Edition“.
Und trotzdem: kein Tor. Patrik Schick mit frühen Chancen, Frimpong mit der üblichen Geschwindigkeit jenseits der Schallmauer, Wirtz mit Rückkehr und Gefühl in jedem Pass – aber das Runde wollte ums Verrecken nicht ins Eckige. Dabei war alles angerichtet: Rückkehrer, ein ausverkauftes Haus, ein Gegner, der eigentlich nur per Satellit mit dem Ball in Kontakt kam. Nur die Torfabrik hatte scheinbar einen Tag frei.
Apropos Wirtz: Der Junge kommt nach fünf Wochen Pause rein, die BayArena erhebt sich, und zack – das Spiel hat plötzlich wieder sowas wie kreative Schwerkraft. Kaum drauf auf dem Platz, schon verlagert sich alles in Richtung Union-Strafraum. Und auch wenn’s am Ende bei null Toren blieb – allein, dass dieser Wirtz wieder über den Rasen tänzelt, war ein gefühltes 1:0. Oder sagen wir: ein 0,5 zu 0.
Jonas Hofmann, der heimliche Zauberer der Werkself, hat übrigens immer noch kein Bundesligaspiel mit Bayer 04 verloren. 40 Spiele, 30 Siege, zehn Remis. Wenn er irgendwann mal ein Spiel verliert, wird’s wahrscheinlich eine kosmische Erschütterung geben, die selbst Xabi Alonso spürt – mitten im nächsten Trainingslager.
Klar, Xabi war nach dem Spiel nicht ganz so fröhlich wie wir Fans mit CL-Planer in der Hand. Er sprach von fehlender Energie im letzten Drittel, und ja, man merkte: Nach einem langen Jahr voller Glanz und Glamour ist die Batterie langsam auf dem Stand „nur noch 3 % – bitte Ladekabel einstecken“. Aber das ist halt das Ding mit einer perfekten Saison: Selbst das Unperfekte wirkt noch souverän.
Union? Taktisch clever, kämpferisch wie immer, aber offensiv mit dem Punch eines nassen Waschlappens. Ein Abseitstor, zwei Konterversuche, einer davon mit Heber-Versuch à la „FIFA 16 zum ersten Mal gespielt“ – das war’s dann auch.
Und doch muss man ihnen eins lassen: Sie haben genau das gemacht, was sie wollten – gestört, zerstört, verdichtet. Eine Fünferkette mit vier Staubsaugern davor. Mehr geht nicht. Das war Beton deluxe. Wenn’s dafür irgendwann ne Netflix-Doku gibt, bin ich der Erste, der sie nicht schaut.
Unterm Strich bleibt: ein Punkt, ein Champions-League-Ticket und das beruhigende Gefühl, dass selbst ein durchwachsener Tag in Leverkusen besser ist als ein Sahnetag in manchen anderen Stadien. Und sind wir ehrlich – lieber mal 0:0 gegen Union als 0:3 in Augsburg, oder?
Jetzt geht’s auf den Kiez: St. Pauli ruft, und wir bringen hoffentlich wieder etwas mehr Zielwasser im Gepäck mit. Denn wenn wir schon Champions League spielen, dann wollen wir auch wie einer auftreten. Und vielleicht, ganz vielleicht, fliegt gegen Augsburg dann auch mal wieder ein Ball ins Netz – am besten gleich drei. Weil: Schick hat’s verdient. Wirtz sowieso. Und wir Fans? Wir sowieso immer.
Sonntag, 13. April 2025
Wenig Wumms, viel Wow
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