Sonntag, 11. Mai 2025

Taschentücher statt Tore – Leverkusen verliert zwei Herzensmenschen

Es war ein Sonntag, an dem das Ergebnis allenfalls als Randnotiz durchging. Ja, wir haben 2:4 gegen den BVB verloren. Ja, wir hätten das Spiel auch gewinnen können, vielleicht sogar müssen. Aber ehrlich: Wen interessiert das, wenn zwei echte Bayer-Legenden zum allerletzten Mal im Heimtrikot über den Rasen der BayArena laufen? Xabi Alonso und Jonathan Tah – zwei Namen, die in Leverkusen bleiben werden, auch wenn die Personen weiterziehen.

Schon vor Anpfiff lag etwas in der Luft. Und das war nicht nur der Duft von Bratwurst und Bier, sondern auch eine gewisse Melancholie. Denn während die Dortmunder noch um die Champions League kämpften, standen bei uns andere Themen im Vordergrund: Tränen, Tribünen und Trikots voller Emotionen.

Xabi Alonso – der Mann, der kam, als wir irgendwo zwischen „Naja“ und „Vielleicht doch wieder Trainerwechsel?“ hingen. Und der aus dieser grauen Suppe ein Drei-Sterne-Menü gezaubert hat. Innerhalb kürzester Zeit hat er die Werkself zu einer der stilvollsten Mannschaften Europas gemacht. Fußball, der so schön war, dass selbst neutrale Fans verstohlen „Hopp Leverkusen“ murmelten. Und jetzt geht er. Vermutlich zu Real Madrid. Und auch wenn wir’s ihm gönnen – es tut weh. Weil man sich an Xabi gewöhnt hat wie an den perfekten Espresso am Morgen: bitter, stark und verdammt gut.

Und dann Jonathan Tah. Unser Turm, unser Dauerbrenner, unser „Och, der spielt ja auch schon ewig bei uns!“. 400 Pflichtspiele – das muss man erstmal bringen. Er hätte längst schon irgendwohin wechseln können, wo man mehr Titel, mehr Geld oder mehr Sonne bekommt. Aber er blieb. Und das macht seinen Abschied umso schwerer. Nicht weil es überraschend kommt, sondern weil es endgültig ist. Einen wie Tah ersetzt du nicht einfach. Einen wie Tah musst du feiern, mit Applaus, mit Gänsehaut – und, ja, auch mit einem feuchten Auge.

Das Spiel? Ja, das gab’s auch noch. Frimpong traf, Kobel hielt wie besessen, der BVB war effizient wie ein Schweizer Uhrwerk – und wir waren eben Bayer 04 an einem dieser Tage: schön anzusehen, aber am Ende ohne Punkte. Hofmanns spätes 2:4 war nett, aber gefühlt schon Teil des Abschiedsprogramms.

Und trotzdem – oder gerade deshalb – war es ein besonderer Tag. Einer dieser Momente, in denen man spürt, dass Fußball mehr ist als Tabellenplätze und Statistiken. Dass es um Menschen geht. Um Trainer, die mit Stil und Haltung führen. Um Spieler, die nicht nur das Trikot tragen, sondern es leben. Und um Fans, die das alles zu schätzen wissen.

Der letzte Heimspieltag war kein sportlicher Höhepunkt. Aber ein emotionaler Volltreffer. Und wenn Alonso am Zaun hängt und in die Kurve winkt, wenn Tah sich die Kapitänsbinde vom Arm zieht und dabei nicht in unsere Richtung, sondern direkt ins Herz schaut – dann weißt du: Das war mehr als Fußball.

Bleibt nur zu sagen: Danke, Xabi. Danke, Jona. Es war uns eine Ehre. Und sollte es euch mal wieder nach Leverkusen verschlagen – wir haben noch Taschentücher. Und ’ne kalte Kiste im Keller.

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