Das Spiel in Mainz? Nennen wir es ein würdiges Saisonfinale mit allem, was dazugehört: Chaos, Dramatik, Nostalgie, und ein bisschen Wehmut. Eine Partie, bei der sich der VAR dachte: „Heute bin ich mal Hauptdarsteller.“ Gleich drei Mainzer Tore wurden in der ersten Halbzeit einkassiert – vermutlich gibt's dafür bald einen Sammelsticker-Album-Sonderdruck: „Abgepfiffene Tore 2025 – Edition Mainz“. Irgendwann hatten wir das Gefühl, der Schiri pfeift nicht nach Regelwerk, sondern nach einer Bingo-Karte mit „Abseits“, „Handspiel“ und „Torwartschutz“.
Zur Wahrheit gehört auch: Die erste Halbzeit war aus Leverkusener Sicht ungefähr so spritzig wie abgestandene Fassbrause. Mainz dominierte, rannte, schoss – und fand in der ersten halben Stunde dreimal ins Tor und trotzdem stand’s weiter 0:0. Irgendwann hat dann auch Paul Nebel ein Einsehen gehabt und den Ball unter freundlicher Mithilfe von Jonathan Tahs Waden zum regulären 1:0 versenkt. Halbzeitpfiff, Durchatmen, alles wieder auf Anfang – außer für Mainz, die da eigentlich schon 3:0 führen müssten. Aber gut, wir nehmen’s mit einem kleinen Schulterzucken und einem "Typisch Bayer"-Grinsen.
Xabi Alonso – in seinem letzten Spiel als Leverkusen-Trainer – griff zur Pause in die Trickkiste und siehe da: Nach dem Seitenwechsel stand plötzlich eine völlig andere Mannschaft auf dem Platz. Es war fast so, als hätten die Jungs vergessen, dass man auch schon in der ersten Halbzeit Fußball spielen darf. Und dann kam Schick. Und nochmal Schick. Erst eiskalt vom Punkt, dann eiskalt mit dem Kopf – zweimal zappelte das Netz, zweimal tanzte der Tscheche, zweimal vergaßen wir für einen kurzen Moment, dass das eigentlich nur ein Spiel um die goldene Ananas war.
Doch in Leverkusen wäre es ja kein echtes Spiel ohne einen finalen Herzschlagtest. Mainz bekam ebenfalls einen Elfer – umstritten, klar, aber was wäre ein Bundesliga-Spiel ohne eine umstrittene VAR-Entscheidung? Burkardt trat an, traf, 2:2, und damit wieder alles offen. Dass am Ende noch ein Mainzer Treffer wegen Handspiel einkassiert wurde, passt zu diesem Spiel.
Und so geht eine Saison zu Ende, die uns alles geboten hat – außer vielleicht eine Meisterschale. Aber wer braucht schon diese hässliche Salatschüssel, wenn man sich mit Rekorden, legendären Spielen und einem Trainer verabschieden kann, der aus uns ein echtes Spitzenteam gemacht hat? Danke, Xabi – du hast uns nicht zur Meisterschaft geführt, aber zu etwas viel Wertvollerem: Hoffnung. Und das ist in Leverkusen bekanntlich selten genug.
Jetzt heißt’s erstmal: Sommerpause für die Großen, Endspiel für die Kleinen. Unsere U19 kämpft um die Deutsche Meisterschaft – in der BayArena, vor vollem Haus, gegen den 1. FC Köln. Wer da nicht hingeht, hat den Fußball nie geliebt.
Ach ja, fast vergessen: 34 Auswärtsspiele in Folge ungeschlagen. Einfach nur Wahnsinn. Einfach nur Bayer.
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