Sonntag, 4. Mai 2025

Hincapie trifft ins eigene Netz – und Tah köpft sich in unsere Herzen!

Es gibt Tage, da braucht man Nerven wie Drahtseile, ein starkes Herz und vielleicht auch eine kleine Prise Humor, um Bayer 04-Fan zu sein. Der Samstagnachmittag in Freiburg war definitiv so einer. Da fährst du als stolzer Anhänger der Werkself ins tiefste Breisgau, siehst eine Mannschaft, die sich den Ball gefühlt 70 Minuten lang hin und her schiebt, aber auf dem Weg zum Tor so kreativ ist wie ein leerer Malblock – und am Ende feierst du trotzdem noch wie ein Bekloppter. Warum? Weil Jonathan Tah sich gedacht hat: "400 Spiele? Da pack ich noch ein bisschen Heldengeschichte oben drauf!"

Anfangs lief eigentlich alles so, wie es sich für einen angehenden Rekordhalter gehört: viel Ballbesitz, viel Kontrolle, viel... ja, sagen wir ehrlich: viel gepflegter Langeweile. Der Regen prasselte aufs Stadiondach, die Stimmung in der Kurve war großartig, aber auf dem Platz? Na ja, Fußball zum Liebhaben war das nicht gerade. Freiburg stellte sich hinten rein, Bayer wollte, konnte aber irgendwie nicht wirklich. Und als dann Eggestein aus gefühlt 100 Metern einfach mal draufhielt und Kovar sich mit einer Flugshow á la "Wer wird der nächste Bachelor?" verzettelte, war klar: Das wird heute kein Spaziergang.

Spätestens nach dem Eigentor von Hincapie – ein Slapstick-Moment der Extraklasse – hatten wohl selbst die tapfersten Optimisten unter uns ein leicht nervöses Zucken in der Augenbraue. 0:2 hinten, ausgerechnet gegen Freiburg, während Bayern auf der Couch schon den Champagner kaltstellte. Und unsere Jungs? Erinnern sich irgendwie spät, aber immerhin noch rechtzeitig daran, dass man für Auswärtsrekorde wenigstens ein kleines bisschen aufs Tor schießen muss.

Dass es dann natürlich Florian Wirtz war, der uns zurück ins Spiel zauberte – wie immer, wenn's wichtig wird –, wundert ja mittlerweile niemanden mehr. Einmal durch drei Freiburger durch, ein Schuss, ein Innenpfosten, ein lautes "JA!" auf den Rängen. Plötzlich war sie wieder da, diese kleine verrückte Hoffnung. Diese irre Bayer-Hoffnung, die dich nie wirklich verlässt, auch wenn der Verstand längst abgewinkt hat.

Und dann, als alle schon auf die Uhr schielten, als die Freiburger langsam anfingen, an ihrer eigenen Sensation zu schnuppern, kam er: unser Kapitän, unser Fels, unser Jonathan Tah. Ausgerechnet er, der Mann für die leisen großen Momente, der in seinem 400. Spiel für Bayer 04 mehr Timing bewies als ein Stand-up-Comedian beim Punchline-Setzen, köpfte den Ball irgendwie, irgendwo, irgendwie mit der Schulter über die Linie. Ausgleich. Rekord eingestellt. Herzinfarkt knapp vermieden.

Dass wir mit diesem Punkt die Meisterschaft endgültig den Bayern überlassen haben? Geschenkt. Dass wir in Freiburg lange wie ein müder Boxer in der zwölften Runde wirkten? Geschenkt. Am Ende steht: 33 Auswärtsspiele in Folge ungeschlagen. Auf Augenhöhe mit der besten Bayern-Serie aller Zeiten. Und das ist kein Zufall, das ist eine Mannschaft, die selbst in solchen Spielen irgendwie immer noch eine Antwort findet. Mal elegant, mal mit Glück – aber immer mit Herz.

Jetzt also noch ein letztes Heimspiel gegen Dortmund, bevor die Saison in Mainz endet. Und wer weiß – vielleicht gibt's da ja nochmal ein Happy End, das sich nicht wie eine Mathehausaufgabe anfühlt. Bis dahin genießen wir einfach den Moment: Danke, Tah. Danke, Wirtz. Danke, Bayer 04.

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