Samstag, 29. März 2025

Ein Freitagabend mit Fernschuss-Flair und gepflegter Gelassenheit – Bayer 04 macht’s wieder mal auf Leverkusener Art

Man muss es einfach sagen: Wenn diese Mannschaft gerade spielt, fühlt es sich oft an, als hätte jemand den „Ruhemodus“ aus dem Meditationskurs ins Fußballstadion verlegt – nur dass es statt Klangschalen knallende Fernschüsse und Abstauber gibt. So auch beim 3:1 gegen den VfL Bochum, einem Spiel, das nicht unbedingt ins Highlight-Archiv muss, aber mal wieder den Beweis liefert: Die Werkself weiß genau, was sie tut. Und sie tut es, wie immer in dieser Saison, mit einer fast schon unheimlichen Selbstverständlichkeit.

Es war kein wildes Spektakel, sondern eher ein gut temperierter Arbeitssieg. Ein Spiel wie ein Espresso: kurz, intensiv, mit ordentlich Wumms in der Mitte. Der Gegner? Bochum – der Bundesliga-eigene Inbegriff von „wir machen’s euch so schwer wie möglich“. Die haben sich reingeworfen, gerackert, geblockt, was das Zeug hält. Hinten dicht, vorne mal gucken, ob einer aus der zweiten Reihe zündet. Hat ja auch kurz geklappt, als Passlack aus dem Nichts das 1:1 reinbretterte – aber hey, wer Aleix Garcia in der 20. Minute diesen Schönheitspreis von einem Fernschuss gesehen hat, wusste da schon: Das war kein normales Spiel, das war wieder so ein „Bayer-Spiel“. Eins, das man irgendwie unter Kontrolle hat, selbst wenn der Gegner kämpft wie in einem Bruce-Willis-Film.

Besonders erfreulich aus Fan-Sicht: Victor Boniface scheint endgültig wieder der zu sein, der uns in der Hinrunde den Glauben an das fußballerische Glück zurückgegeben hat. Klar, der Abstauber war kein Kunstwerk, aber das Tor war der Lohn für die vielleicht stärkste Phase im Spiel – und wenn die Werkself erstmal rollt, dann wird’s eng für jeden Gegner. Der Dritte im Bunde, Amine Adli, durfte dann am Ende auch noch einen Haken drunter setzen. Premiere nach langer Torflaute, bisschen Emotion, bisschen Erleichterung – das sind die kleinen Geschichten, die man sich als Fan gerne merkt.

Was das Ganze aber wirklich besonders macht: Diese Mannschaft ist mittlerweile in einem Modus, in dem man sich selbst bei einem 1:1 zur Halbzeit denkt: Joa, machen die schon. Und das ist vielleicht die größte Veränderung zur Vergangenheit. Keine kopflosen Aufholjagden, kein wildes Chaos-Finale. Stattdessen: Geduld, Passspiel, Cleverness. Mitten im Titelrennen, drei Punkte an die Bayern ran, und irgendwie wirkt keiner nervös. Schon Xabi Alonso sagte’s ja (nicht, dass wir zitieren würden – aber er meinte sinngemäß): ruhig bleiben, dran glauben, weitermachen. Und genau das tut die Truppe auch.

Dass dabei mit Jonathan Tah mal eben jemand sein 300. Bundesligaspiel feiert (284 davon in Rot-Schwarz – absolute Vereinslegende in progress), ist das Sahnehäubchen auf einem Abend, an dem wieder mal ein paar Marken geknackt wurden: Meiste Tore vor der Pause, meiste Fernschusstore (fast), meiste Coolness sowieso.

Jetzt also: Pokalhalbfinale in Bielefeld. Drittligist, Flutlicht, Kunstrasen-Feeling, Pokalmagie. Wir kennen die Geschichten. Und wir kennen auch Bayer 04 in 2025 – das wird kein Spaziergang, aber wenn einer weiß, wie man konzentriert bleibt und die Nerven behält, dann sind es die Jungs aus der BayArena. So lange sie nicht anfangen, beim Einlaufen zu meditieren, ist alles gut.

In diesem Sinne: Weiterträumen erlaubt. Das Ziel ist in Sicht – und wir marschieren ganz gelassen drauf zu.

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