Mittwoch, 30. Oktober 2024

Ein halbes Dutzend Wechsel und trotzdem Vollgas

Im Pokalspiel gegen Elversberg zeigte Bayer Leverkusen genau das, was man als Fan sehen will, wenn ein Erstligist auf einen Zweitligisten trifft: Dominanz, Effizienz und jede Menge Konzentration. Mit Patrik Schick, der gleich zweimal in den ersten zehn Minuten zuschlug, wurde früh klargestellt, dass die Werkself den Einzug ins Achtelfinale ganz ohne Wackler über die Bühne bringen wollte. Schick machte im Grunde den Dosenöffner und den zweiten Deckel gleich hinterher, so wie er seine Chancen verwandelte. Man sah ihm einfach an, dass er, nach seiner Verletzungspause, wieder im Strafraum den richtigen Riecher hat – und wie.

Natürlich war es auch eine Gelegenheit für Cheftrainer Xabi Alonso, mit den Positionen und der Belastung zu experimentieren. Acht Neue standen in der Startelf, darunter Nachwuchs- und Rotationsspieler, die sonst eher weniger Minuten bekommen, was das Ganze spannend und für den Kader absolut notwendig macht. Alle, die da ran durften, waren sofort präsent. Die Werkself spielte von Anfang an mit einem Ballbesitz und einer Überzeugung, die den Klassenunterschied spürbar machte. Aleix Garcia, unser Neuzugang, der bisher mehr durch sein präzises Passspiel als durch Tore auf sich aufmerksam gemacht hatte, bewies eindrucksvoll, dass auch er den Ball ins Netz zaubern kann. Sein Freistoß-Treffer zum 3:0 ließ die Ränge feiern und zeigte, wie vielseitig er für das Team sein kann.

Dass die Elversberger in der zweiten Hälfte mehr vom Ball hatten, war kein Grund zur Besorgnis. Bayer nahm das Tempo raus, ohne jedoch die Kontrolle herzugeben, und stellte defensiv sicher, dass den Gästen wenig Platz blieb. Letztlich hatte Bayer das Geschehen komplett im Griff. So konnte sich Alonso darauf konzentrieren, auch einem weiteren Nachwuchstalent eine besondere Erinnerung zu schenken: Francis Onyeka, ein Leverkusener Eigengewächs, gab mit seinem Kurzeinsatz sein Profi-Debüt. Für die Fans war das ein kleiner Bonus in einem Spiel, das sowieso schon unter dem Motto „Pflichtsieg“ lief.

Auch wenn Pokalspiele gegen vermeintlich unterklassige Gegner im Vorfeld immer als "Pflichtaufgabe" abgestempelt werden, weiß jeder Fußballfan, dass sie manchmal genau die kniffligsten Partien sind. Doch diese Hürde hat Bayer souverän gemeistert. Die starke Bank gibt Alonso die Möglichkeit, in jeder Position durchzuwechseln, ohne an Qualität zu verlieren. Dass dabei ein Spieler wie Schick, der in der Bundesliga noch nicht wieder in voller Torgefahr angekommen war, hier so überzeugt, ist genau der Rückenwind, den das Team für die nächsten Aufgaben in der Liga und Champions League brauchen wird. Auch die Fans haben Schicks Doppelschlag gefeiert, besonders, weil er damit in die Top Ten der Leverkusener Pflichtspiel-Torschützen aufstieg – eine beachtliche Marke, die zeigt, wie wertvoll er trotz Verletzungspech ist.

Während das Spiel selbst vielleicht nicht als das spektakulärste der Saison in Erinnerung bleibt, hat Bayer eindrucksvoll unterstrichen, wie reibungslos der Kader mittlerweile funktioniert. Vor der Pause ging es spielerisch dominant zur Sache, mit Geduld, einer guten Balance und der nötigen Entschlossenheit in den entscheidenden Momenten. Der kleine Durchhänger in der Liga gegen Bremen scheint abgehakt, und das Team tritt mit dem nötigen Selbstbewusstsein auf. Das ist auch wichtig, denn schon die nächsten Gegner könnten kaum unterschiedlicher sein: erst Stuttgart, dann Liverpool, dann Bochum. Der Blick geht weiter nach vorne, und im Achtelfinale des Pokals ist alles drin.

Sonntag, 27. Oktober 2024

Ein Herz für Spannung – aber bitte ohne Happy End!

Es ist fast zum Verzweifeln: Da fährt die Werkself nach Bremen, führt zwei Mal und sieht eigentlich wie der sichere Sieger aus – und dann geht es wieder nur mit einem Punkt zurück ins Rheinland. Man könnte fast meinen, unsere Jungs hätten sich vorgenommen, das Adrenalin bis zur letzten Minute aufrechtzuerhalten. In der Fußballromantik könnte man das ja schön finden, wenn der Underdog am Ende jubeln darf, doch wer das Wochenende aus Leverkusener Sicht erleben musste, dem dürfte am Ende wohl eher der Sinn nach einem stabilen Herzschlag stehen.

Von Anfang an hatte dieses Duell das Zeug zum Spektakel. Unter dem Weserstadion-Flutlicht herrschte beste Fußball-Atmosphäre. Während die Bremer Fans im Nebelhorn-Modus waren, bot Xabi Alonso uns eine Elf, die so einiges an Überraschungen zu bieten hatte. Sieben neue Gesichter standen im Vergleich zum Champions-League-Auftritt bei Stade Brest auf dem Platz. Und wer denkt, dass Rotation Ruhe bringt, kennt Leverkusen nicht. Unser Victor Boniface legte gleich in der Anfangsphase gut los und nutzte prompt die Vorlage von Frimpong zur Führung. Aber dieser Vorsprung, so schön er auch war, hielt nicht lange genug, um uns Fans eine entspannte zweite Hälfte zu gönnen.

Der SVW, ausgerüstet mit unerschütterlichem Kampfgeist, kam in der zweiten Halbzeit zurück – und wie. Es war nicht das erste Mal, dass wir erleben mussten, wie ein harter Kopfball für Nervenkitzel sorgt. Der Ausgleich durch Ducksch war dann auch so ein typischer "Hoffentlich-wird's-jetzt-ruhiger"-Moment. Aber Pustekuchen. Denn Leverkusen schaltete im Gegenstoß direkt einen Gang höher und besorgte die erneute Führung – mit freundlicher Unterstützung von Bremens Felix Agu, dessen Eigentor der Werkself kurz wieder Oberwasser bescherte. Ein bisschen kurios? Ja, aber an sich doch endlich mal das Glück, das man für so einen Auswärtssieg braucht.

Doch, wie das beim Bayer gerade öfter vorkommt, blieb uns der entspannte Abpfiff verwehrt. Schon im Champions-League-Spiel hatten wir es versäumt, eine Führung in trockene Tücher zu bringen, und hier setzte Bremen noch einen drauf. Als Romano Schmid in der letzten Minute das Leder versenkte, war die Enttäuschung auf der Leverkusener Seite deutlich zu spüren. Gerade weil man sich zuvor mit aller Kraft dagegen gestemmt hatte, diesen Vorsprung erneut herzuschenken.

Es lässt sich nicht leugnen, dass die Rückkehr des unglücklichen Remis-Phänomens an uns nagt. Schließlich hat diese Mannschaft so viel Potenzial – und das sah man auch in Bremen immer wieder. Die Offensive rund um Boniface, Wirtz und Frimpong sprüht förmlich vor Spielfreude und Gefahr, aber eben auch vor der Herausforderung, diese Momente in Zählbares umzuwandeln. Gerade die Aktionen von Frimpong, der auch an seinen verletzten Teamkollegen Adli mit einer schönen Geste erinnerte, zeigten, wie sehr das Team im Moment füreinander einsteht. Lukas Hradecky durfte übrigens sein 200. Bundesliga-Spiel feiern – eine echte Bayer-Legende, dem wir für viele kommende Spiele dankbar sind.

Was bleibt, ist der Blick nach vorn. Die Saison ist jung, die Herausforderungen wachsen, und die Mannschaft hat gezeigt, dass sie zu außergewöhnlichen Leistungen fähig ist. In dieser Woche stehen zwei Heimspiele auf dem Programm, die eine Gelegenheit bieten, endlich wieder die gewünschte Stabilität zu finden. Die Fans dürfen sich auf den Pokalfight gegen Elversberg und das Bundesliga-Duell gegen Stuttgart freuen, zwei Gelegenheiten, um den Bayer in gewohnter Siegesstärke zu erleben – und vielleicht auch mit einem Happy End.

Donnerstag, 24. Oktober 2024

In der Bretagne regnet es Tore? Leider nicht für uns!

Was für eine zähe Angelegenheit. Eigentlich rechnet man ja in der Champions League mit magischen Momenten, fulminanten Toren und einem souveränen Bayer 04, der selbst den härtesten Gegnern zeigt, wo der Hammer hängt. Aber nicht in der Bretagne, und schon gar nicht gegen Stade Brest, ein Team, das schon vor dem Spiel die Rolle des Underdogs bis ins Letzte verinnerlicht hatte. 1:1 hieß es am Ende – ein Ergebnis, das sich so durchschnittlich anfühlt wie ein Montagmorgen, wenn der Kaffee kalt ist. Dabei war doch mehr drin, oder?

Die Vorzeichen hätten kaum kurioser sein können. Victor Boniface, der Torgarant, musste nach einem Autounfall zuhause bleiben, und Xabi Alonso rotierte seine Startelf auf gleich acht Positionen durch – was sich dann auf dem Spielfeld genauso unrund anfühlte, wie es klingt. Natürlich, man muss verstehen, dass auch die Ersatzspieler Vertrauen und Spielpraxis brauchen, aber manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass es doch schöner wäre, einfach mit den stärksten Jungs anzutreten und den Job zu erledigen. Denn während die bretonischen Fans mit erstaunlich viel Elan die Ränge in einem Stadion rockten, das so klein ist, dass man sich kurzzeitig fragte, ob man nicht doch in die Europa League abgerutscht war, tat sich Bayer 04 auf dem Platz schwer, ins Spiel zu finden.

Das Spiel selbst plätscherte die meiste Zeit dahin. Ja, Florian Wirtz zauberte uns mal wieder in Führung – darauf kann man sich in dieser Saison wohl verlassen. Wirtz und die frühen Tore sind derzeit wie Brot und Butter. Und trotzdem: Kaum war die Freude über das 1:0 verflogen, da kam Brest mit einem Ausgleich, der so unerwartet kam wie ein Novembersturm an der Küste. Der Spielverlauf? Alles andere als königlich. Man hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, die Sache komplett im Griff zu haben, und die vielen Wechsel taten ihr Übriges, um den Spielfluss nicht gerade zu beflügeln.

Was bleibt also? Ein Punkt. Klar, in der Gruppenphase zählt jeder Zähler, und wir bleiben ungeschlagen. Aber so richtig zufrieden kann damit niemand sein, der es mit der Werkself hält. Besonders bitter: Das Foul an Amine Adli in der Schlussphase. Wenn man mit ansehen muss, wie ein Spieler unter Schmerzen vom Platz getragen wird, stellt das alle sportlichen Ambitionen hinten an. Die Verletzung trübte das Ergebnis noch mehr und hinterließ viele Sorgenfalten. Genau das wollten wir in einem Spiel, das eigentlich nur als Pflichtaufgabe galt, auf gar keinen Fall mitnehmen.

Man muss die Champions League ernst nehmen, auch gegen die „Kleinen“. Stade Brest mag nicht wie ein großer Name im europäischen Fußball klingen, aber das Team aus der Bretagne hat bereits Sturm Graz und Salzburg ordentlich Probleme bereitet. Und jetzt eben uns. Dabei hatten wir gehofft, diese Gegner auf dem Weg ins Achtelfinale einfach abzuhaken, doch das ist die Champions League, und wie man so schön sagt: Es gibt keine leichten Gegner. Trotzdem bleibt ein fahler Nachgeschmack. Drei Punkte in Brest und wir wären im Fahrersitz gewesen, was die K.o.-Runde angeht. Jetzt sind wir in einer Lage, in der wir uns jeden Punkt hart erkämpfen müssen.

Aber hey, wir sind immer noch Bayer 04, und es gibt keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen. Die nächsten Spiele kommen schnell – in der Bundesliga und im Pokal ist keine Zeit, sich lange zu ärgern. Hoffen wir einfach, dass die Rotation nicht zur Regel wird und dass wir bald wieder in alter Stärke zurückschlagen. Die Fans in der BayArena hätten sicher nichts gegen ein paar klare Siege in den kommenden Wochen – und vor allem gegen eine packende Performance in der Königsklasse.

Denn eines steht fest: Uns reicht ein 1:1 in Brest nicht. Wir wollen mehr. Immer.

Sonntag, 20. Oktober 2024

Heimstärke Reloaded: Leverkusen holt sich die BayArena zurück

Endlich, es ist wieder da: Dieses gute, alte Gefühl, wenn du in die BayArena kommst und weißt, heute geht keiner hier mit Punkten raus, außer wir. Nach dem unglücklichen Remis gegen Holstein Kiel und der Länderspielpause hat Bayer 04 sich gegen Eintracht Frankfurt eindrucksvoll zurückgemeldet – mit einem hart erkämpften 2:1-Sieg. Es war nicht nur ein Sieg, sondern ein Statement. Unsere Heimstärke, die in den letzten Spielen ein wenig unter Beschuss geraten war, ist zurück. Und das genau zur richtigen Zeit!

Man könnte meinen, dass das Team nach dem Elfer-Drama zu Beginn, als Boniface vom Punkt scheiterte und im Gegenzug Marmoush die Eintracht in Führung brachte, mental hätte einknicken können. Aber denkste! Xabi Alonso hat da offensichtlich ein echtes Siegergen implantiert – egal, was kommt, die Jungs bleiben fokussiert. Der Coach sprach nach dem Spiel von einer „großen Mentalität und einem super Zusammenhalt“, und das war deutlich zu sehen. Wo früher vielleicht der Kopf hängen gelassen wurde, ging's diesmal direkt in den nächsten Gang. Robert Andrich, der gefühlt sowieso überall auf dem Platz war, erzielte den verdienten Ausgleich nach einer traumhaften Kombination – das war kein Zufall, das war pure Entschlossenheit.

Und dann war da noch Boniface, der sich nach seinem verschossenen Elfer sicherlich erstmal sammeln musste, aber am Ende doch als Held des Abends gefeiert wurde. Sein Kopfball in der 72. Minute zur 2:1-Führung war nicht nur wunderschön heraus gespielt, sondern auch sinnbildlich für das Comeback dieser Werkself. Fehler passieren – entscheidend ist, wie du darauf reagierst. Und Boniface reagierte, wie es sich für einen echten Torjäger gehört.

Was mich persönlich besonders gefreut hat: Es waren nicht nur die üblichen Verdächtigen, die auftrumpften. Klar, Andrich und Boniface waren stark, aber auch Martin Terrier, der zum ersten Mal einen Assist für uns verbuchte, und der omnipräsente Granit Xhaka, der schon nach einer Minute das erste Ausrufezeichen setzte, trugen ihren Teil dazu bei, dass dieses Spiel so dominant verlief. Und hey, 27 Torschüsse! Das zeigt, dass wir nicht nur spielerisch überzeugen, sondern auch ständig für Gefahr sorgen. Es war ein Kraftakt, ja, aber genau solche Spiele musst du gewinnen, wenn du ganz oben mitspielen willst.

Natürlich dürfen wir auch den Mann zwischen den Pfosten nicht vergessen: Lukas Hradecky feierte sein 300. Bundesligaspiel – als erster ausländischer Keeper überhaupt! Dass er dieses Jubiläum ausgerechnet gegen seinen Ex-Verein feierte, macht die Sache noch ein bisschen spezieller. Auch wenn er beim Elfer gegen Marmoush machtlos war, hat er einmal mehr gezeigt, warum er für uns so wichtig ist. Und sein selbstironischer Kommentar „Das bedeutet dann wohl, dass ich ein alter Sack bin!“ zeigt, dass der Humor bei ihm trotz aller Ernsthaftigkeit nie zu kurz kommt.

Es war nicht nur ein Sieg. Es war ein Statement! Die Rückkehr der Heimstärke, die uns in dieser Saison vielleicht kurzzeitig abhanden gekommen war. Jetzt geht es Schlag auf Schlag weiter, erst nach Brest in der Champions League, dann nach Bremen in der Bundesliga. Aber mit der Form, die die Jungs derzeit an den Tag legen, kann uns eigentlich nichts schrecken.

Also, liebe Bayer-Familie, genießt diesen Sieg! Wir sind wieder da, wo wir hingehören – und das ist nicht nur die BayArena, sondern ganz klar die Spitze der Bundesliga!

Sonntag, 6. Oktober 2024

120 Jahre Bayer – und dann sowas: Wenn der Aufsteiger die Party crasht

„Punkte verschenkt“ – das Gefühl kennt man als Bayer-Fan. Da führst du nach acht Minuten mit 2:0, die Party zum 120-jährigen Jubiläum läuft, und am Ende gehst du doch nur mit einem Punkt vom Platz. Gegen Holstein Kiel. Einen Aufsteiger. Zu Hause. In der BayArena, die ausverkauft ist und die Atmosphäre eigentlich so wunderbar euphorisch. Aber irgendwie war da wieder dieses flaue Gefühl im Magen, das man als Leverkusen-Anhänger nur zu gut kennt: Die Tendenz, aus sicheren Siegen plötzlich Wackelpartien zu machen.

Die ersten Minuten waren traumhaft. Boniface und Hofmann netzten ein, Palacios – der Argentinier, der an seinem Geburtstag mal eben den Taktstock schwang – bereitete beide Tore vor. 2:0, alles sah nach einem entspannten Nachmittag aus, nach einem weiteren souveränen Sieg für Xabi Alonso in seinem 100. Spiel an der Seitenlinie. Doch anstatt Kiel danach endgültig den Stecker zu ziehen, ließ man die Gäste wieder zurück ins Spiel finden. Warum? Ja, das fragen wir uns als Fans auch. „Unkonzentriert“, sagte Hradecky. „Nicht intelligent genug“, meinte Alonso. Was auch immer es war, es fühlte sich an, als hätte man den Schalter umgelegt – nur leider in die falsche Richtung.

Und dann, kurz vor der Halbzeit, fiel dieser Anschlusstreffer. Geschwill köpfte nach einer Ecke – ein typisches Bayer-Tor, wenn man ehrlich ist. Standard-Gegentreffer, da schütteln sich die Leverkusener seit Jahren gegenseitig die Köpfe. Und was machen die Störche? Sie kommen zurück. Nicht mit wilder Offensive, sondern einfach nur durch Beharrlichkeit. Kiel hat gekämpft, das muss man ihnen lassen. Aber es war ja nicht so, als ob sie uns an die Wand gespielt hätten. Es war vielmehr Bayer 04, das sich selbst in Schwierigkeiten brachte. Chancen gab es genug, aber das Tor? Fehlanzeige. Und dann war da noch dieser Elfmeter. Frimpong brachte Gigovic zu Fall, Arp verwandelte sicher. Auf einmal stand es 2:2, und wir Fans fragten uns: „Das passiert doch nicht wirklich, oder?“ Doch, es passierte. Mal wieder.

Das Bittere an diesem Unentschieden ist nicht nur der Punktverlust. Es war ein Tag zum Feiern: 120 Jahre Bayer 04, Xabis 100. Spiel, volle Hütte – und doch bleibt am Ende dieses schale Gefühl. Nicht weil Kiel so stark war, sondern weil man sich selbst geschwächt hat. Hradecky sprach von „verschenkten Punkten“, und ja, das trifft es. Man fragt sich, warum wir nach einer so dominanten Anfangsphase plötzlich aufhören, Fußball zu spielen. Warum lässt man den Gegner wiederkommen, anstatt den Deckel draufzumachen?

Natürlich, es gibt auch Positives: Palacios’ starke Rückkehr in die Startelf, Boniface, der wieder trifft, und die Erkenntnis, dass diese Mannschaft spielerisch auf einem hohen Niveau agiert. Aber das allein reicht eben nicht, um solche Spiele zu gewinnen. Es braucht mehr – Konstanz, Cleverness, ein bisschen mehr Kaltblütigkeit vielleicht. Denn wenn man den Anspruch hat, Meister zu werden oder zumindest oben mitzuspielen, dann darf man ein Spiel wie dieses nicht aus der Hand geben.

Und so sitzen wir Fans wieder hier, mit gemischten Gefühlen. Einerseits wissen wir, wie gut diese Mannschaft ist. Andererseits wissen wir auch, wie sie sich manchmal selbst im Weg steht. Klar, es gibt jetzt die Länderspielpause und danach Eintracht Frankfurt, ein weiteres Heimspiel. Und vielleicht hilft uns diese kleine Unterbrechung, den Kopf wieder freizukriegen. Aber eines bleibt sicher: Wenn Bayer 04 in dieser Saison wirklich ganz oben mitspielen will, müssen sie lernen, solche Spiele nach Hause zu bringen.

Mittwoch, 2. Oktober 2024

Mailand oder Madrid – Hauptsache ein Champions-League-Sieg!

Es ist wieder soweit: die Champions League hat Einzug in die BayArena gehalten. Und wie! Ein 1:0 gegen den AC Mailand, vor ausverkauftem Haus, bei bester Flutlicht-Atmosphäre. Es gibt doch kaum etwas Schöneres als die „Königsklasse“ in Leverkusen, wenn unsere Jungs den großen Namen Europas zeigen, dass man in der „kleinen“ Bayer-Stadt ganz groß aufspielen kann.

Aber mal ehrlich: Ein 1:0? Gefühlt hätten wir zur Halbzeit schon locker mit zwei, drei Toren führen müssen. Der ein oder andere Bayer-Fan dürfte sich wohl zwischendurch gefragt haben, warum wir es uns mal wieder selbst so schwer machen. Der Fußballgott scheint es bei uns irgendwie immer spannend halten zu wollen. Denn wer die Werkself kennt, weiß: eine klare Führung gibt es hier selten ohne das obligatorische Nervenflattern. Doch diesmal, das muss man sagen, gab es zumindest keinen totalen Herzinfarkt – auch wenn Theo Hernandez in der Schlussphase mit seinem Lattentreffer für einen kurzen Moment das kollektive Luftholen im Stadion verursacht hat.

Taktisch war das Spiel wie aus dem Lehrbuch. Xabi Alonso scheint die Truppe wirklich auf ein Level gehoben zu haben, das uns lange gefehlt hat. Geduldig wurde der AC Mailand ausgehebelt, mal mit den typisch schnellen Seitenwechseln, mal mit Bällen in die Tiefe. Gerade Aleix Garcia hat da für viele den Unterschied gemacht – der Typ hat Augen im Hinterkopf. Die Art und Weise, wie er die Pässe auf Frimpong und Co. rausgehauen hat, war schlichtweg eine Augenweide. Er ist ja auch der Mann, der den entscheidenden Pass auf Grimaldo spielt, bevor Frimpong zum Abschluss kommt und Boniface eiskalt abstaubt. Ein Tor, das zeigt: Wir können nicht nur schöne Tore schießen, sondern auch im Stile einer Spitzenmannschaft dann da sein, wenn's mal hässlich werden muss.

Über Boniface braucht man kaum noch Worte verlieren. Der Junge macht einfach Spaß. Kaum zu glauben, dass er sein erstes Champions-League-Tor überhaupt erst geschossen hat. Aber irgendwie hat man bei ihm das Gefühl, dass da noch viele weitere kommen werden – vor allem, wenn er weiter so eiskalt bleibt. Denn genau solche Stürmer braucht es in Europa. Kein Firlefanz, keine unnötigen Dribblings – Ball rein, Abgang, fertig.

Klar, gegen Ende kam dann wieder dieser Moment, den wir Bayer-Fans nur allzu gut kennen: Rückzug in die eigene Hälfte, der Gegner wird stärker, wir zittern. Warum das immer sein muss, weiß wohl nur der Fußballgott. Aber diesmal haben wir es durchgezogen. Hradecky war wieder mal da, wenn er gebraucht wurde, und die Verteidigung stand, auch wenn die Italiener am Schluss nochmal alles reingeworfen haben. Genau das ist eben der Unterschied, den man bei uns in der letzten Saison noch oft vermisst hat. Früher hätte es womöglich noch den Ausgleich gegeben, diesmal blieb es beim knappen Sieg. Wachsen wir etwa doch noch zu einer Mannschaft heran, die solche knappen Kisten über die Zeit bringt? Es sieht fast so aus. Alonso hat es offensichtlich geschafft, aus der Werkself ein Team zu formen, das auch in der Champions League vor keinem Gegner Angst haben muss. Und wenn es weiter so läuft, dann wird die BayArena in dieser Saison noch die eine oder andere magische Nacht erleben. Denn eines ist klar: Diese Mannschaft hat das Zeug dazu, uns noch einige solcher Abende zu bescheren.

Aber jetzt richten wir den Blick erstmal wieder auf die Bundesliga. Holstein Kiel steht vor der Tür, und nach der Champions-League-Euphorie heißt es: Bodenständig bleiben! Denn wir kennen das ja: In der Bundesliga sind solche Spiele gerne mal Stolpersteine. Trotzdem – mit der Form und der Mannschaft dürfte auch gegen den Aufsteiger nichts anbrennen. Mal sehen, ob Boniface seinen Lauf fortsetzt.