Manchmal fühlt sich Fußball an wie ein Adventskalender, bei dem man hofft, hinter Türchen Nummer 10 nicht wieder eine bittere Enttäuschung in Form von englischer Abgezocktheit zu finden. Und siehe da: Es war kein teures Parfümpröbchen aus Newcastle, sondern ein duftender Last-Minute-Treffer von Alejandro Grimaldo. Das 2:2 gegen die Magpies war keine perfekte Vorstellung, aber eine, die Charakter zeigte. Und irgendwie fühlt es sich besser an, sich einen Punkt zu erkämpfen, als ihn geschenkt zu bekommen. Vor allem in der Champions League, wo man sonst oft selbst als Geschenkpapier endet.
Die Werkself begann das Spiel, als hätte man das Hinspiel-Debakel gegen Augsburg direkt aus dem Gedächtnis gelöscht. Pressing, Umschaltspiel, ein Eigentor mit Stil – das sah nach Plan aus. Und tatsächlich: Für eine Halbzeit dachte man, Newcastle sei nicht viel mehr als eine überteuerte Premier-League-Version von Union Berlin. Doch dann kam der Champions-League-Plot-Twist, wie er im UEFA-Drehbuch steht: dubioser Elfmeter, Gegentor, kollektives Wanken. Dass ausgerechnet ein gewisser Woltemade diesen Strafstoß herausholt, klingt noch immer wie eine besonders zynische Pointe des Fußballgottes.
Aber an diesem Abend, an dem Kasper Hjulmand zu Hause blieb und Co-Trainer Rogier Meijer die Seitenlinie übernahm, zeigte Bayer 04 das, was man sich seit Jahren zurückwünscht: Trotz Rückstand nicht den Kopf verlieren, sondern den Gegner hinten hereindrücken, wie man es selbst früher zu oft erleiden musste. Die 88. Minute war dann der Moment, in dem Fußballromantik und taktische Schulung gemeinsam Glühwein trinken gingen: Maza steckt durch, Grimaldo trifft – und plötzlich fühlt sich das 2:2 wie ein kleiner Sieg an.
Natürlich bleibt auch Kritik: Zwei Gegentore in der zweiten Halbzeit, der Einbruch nach der Pause, die mangelnde Konsequenz vor dem gegnerischen Tor. Aber wenn man ehrlich ist, dann darf man nach einer Gruppenphase ohne Niederlage auch mal kurz die Fanbrille polieren und sagen: Diese Mannschaft macht Spaß. Nicht immer schön, aber selten feige. Und das ist, was zählt.
Jetzt kommt Köln. Und wenn man sich gegen die durchsetzt, könnte man fast meinen, in diesem Jahr ist mehr drin als ein schöner Fußballabend. Vielleicht sogar etwas, das man sich unter den Baum legen möchte.
Donnerstag, 11. Dezember 2025
Kleines Weihnachtswunder oder Grimaldo Claus rettet Punkt
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