Na gut, liebe Leverkusen-Gemeinde: Wer nach dem Sommer voller Abschiede, Trainerchaos und ten Hag-Taktiktristesse noch dachte, diese Saison würde uns wie ein Kaltgetränk ohne Kohlensäure vorkommen, der wurde am Freitagabend eines besseren belehrt – mit Karacho, Knall und gleich zwei direkt verwandelten Freistößen, die einem die Fußnägel aufrollten. Bayer 04 gewinnt sein erstes Heimspiel unter Neu-Trainer Kasper Hjulmand mit 3:1 gegen Eintracht Frankfurt – und das in doppelter Unterzahl. Ja, doppelter! Wir hatten weniger Feldspieler als die FDP Wähler.
Aber von Anfang an. Freitagabend, Flutlicht, Bier in der Hand, die Nordkurve hungrig. Kasper Hjulmand steht das erste Mal offiziell an der Seitenlinie. Noch nicht lang im Amt, aber direkt mit dem Taktstock in der Hand, als würde er die Bayer-Philharmoniker dirigieren. Was folgte, war weniger Mozart, mehr Metallica – laut, wild, dreckig, aber absolut geil.
Alejandro Grimaldo – dieser Mann ist inzwischen mehr Künstler als Außenverteidiger. Der erste Freistoß? Gemalt. Der zweite? Noch schöner. Wir reden hier nicht von Glück, wir reden von einem Typen, der die Physik einfach ignoriert und sich stattdessen an seine eigene Naturgesetze hält. Sechs direkt verwandelte Freistöße seit seinem Wechsel zu uns – Grimaldo ist mittlerweile mehr Gefahr vom ruhenden Ball als manche Stürmer aus dem Spiel heraus. Die Mauer der Eintracht? Mehr dekoratives Element als Abwehrmaßnahme. Spätestens beim zweiten Ding in der 99. Minute (ja, die gab's wirklich!) war klar: Wir haben den besten Linksfuß der Liga. Vielleicht auch Europas. Und das ohne Übertreibung, ausnahmsweise.
Doch das war nicht nur ein Grimaldo-Fest, das war ein Charakterspiel – und zwar eins mit dem ganzen Sortiment. Früh verletzt sich Palacios, dann Andrich mit Gelb-Rot runter, später auch noch Fernández mit Gelb-Rot vom Platz geschickt. Die Werkself nur noch zu neunt, und trotzdem hat man nie das Gefühl, dass hier was kippen könnte. Hinten stand der neue Mann Badé mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre er seit zehn Jahren bei uns. Daneben Tapsoba, der ab Minute 60 plötzlich wie ein Kapitän auftrat – irgendwer musste ja die Verantwortung übernehmen. Und vorne? Patrik Schick mal wieder eiskalt vom Punkt, wie ein tschechischer Versicherungsvertreter. Macht den Deckel in Hälfte eins drauf. Der Mann hat jetzt 15 Bundesliga-Tore in 2025 – lasst den ruhig weiter schießen, auch wenn er aussieht, als würde er sich im Schlaf verletzen.
Und dann war da noch die Trainer-Premiere. Hjulmand, dieser sympathische Däne, wirkt wie der Onkel, der beim Familienfest nicht viel redet, aber plötzlich alle beim Schachturnier schlägt. Klarer Plan, ruhiges Auftreten, null Drama. Nach Monaten der konfusen Aufstellungen und Alibi-Pressekonferenzen ist das wie ein Besuch in der Sauna nach drei Tagen Campingplatz: befreiend. Man hatte das Gefühl, die Spieler wussten wieder, was sie tun. Auch in Unterzahl. Auch in doppelter Unterzahl. Auch in Minute 90+9, als man eigentlich nur noch gehofft hat, dass Aytekin pfeift und nicht noch jemandem einfällt, den Ball mit der Hand auf der Linie zu klären.
Frankfurt? War da. Hatte den Ball. Aber am Ende war’s wie so oft mit Gegnern, die meinen, sie könnten mit Spielkontrolle gegen Leverkusen was reißen: viel Wind, wenig Ertrag. Und ganz ehrlich – so ein bisschen Schadenfreude gehört dann auch dazu. Wenn du neun Mann auf dem Platz hast und trotzdem noch einen Freistoß verwandelst, während die Eintracht sich gegenseitig anmeckert, dann weißt du: Diese Mannschaft ist nicht nur gut. Sie hat auch Eier aus Titan.
Der Sieg tut nicht nur wegen der drei Punkte gut – sondern weil er nach diesen chaotischen Wochen zeigt: Hier wächst was zusammen. Mit neuer Struktur, neuen Gesichtern und einem neuen Trainer, der offenbar nicht nur bei Wind gut aussieht. Nächste Station: Champions League in Kopenhagen. Und ja, es wäre ganz schön poetisch, wenn unser dänischer Chef dort gleich mal seinen Landsleuten zeigt, was er aus dem Bayer-Kader rausholt – mit weniger Starpower als im letzten Jahr, aber mit mehr Herz, mehr Struktur und Grimaldo, der inzwischen vermutlich mit einem Kompass schießen kann.
Fazit: Bayer 04 lebt. Und wie.
Niemals Meister (tut zwar weh) - ein Blog als Fan von Bayer 04
Samstag, 13. September 2025
Grimaldo zündet zweimal die Wunderkerze – und Hjulmand hat Feuer unterm Dänen!
Dienstag, 2. September 2025
Trainerbeben in Leverkusen – warum der Rausschmiss unausweichlich war
Zwei Spiele, ein Punkt, ein Chaos – und schon ist Erik ten Hag Geschichte. Wer Bayer 04 kennt, weiß: Wir erfinden uns gerne neu, manchmal sogar schneller, als man „Meistertrainer“ sagen kann. Und trotzdem: So sehr ich anfangs über den frühen Rausschmiss geschimpft hätte, so klar ist es jetzt, dass er wohl unumgänglich war.
Die Auftritte in Hoffenheim und Bremen waren nicht einfach nur schwach, sie waren beunruhigend. Keine Struktur, keine Einheit, kein Plan, der erkennbar war. Statt einer Werkself, die an alte Stärke anknüpfen wollte, stand da eine Truppe, die wirr über den Platz stolperte. Kapitän Andrich brachte es nach dem 3:3 auf den Punkt: „Jeder hat für sich gespielt.“ Das klingt nicht nach Übergangsphase, das klingt nach Bruch. Und so etwas kann sich ein Klub mit Bayer-Anspruch eben nicht leisten – erst recht nicht nach dem größten Umbruch der Vereinsgeschichte.
Das eigentlich Bemerkenswerte: Simon Rolfes stellte sich sofort hin, nahm die Verantwortung auf seine Kappe und gab zu, dass die Verpflichtung von ten Hag ein Fehler war. Diese Ehrlichkeit hat Seltenheitswert im Geschäft – und macht Rolfes gerade in der Krise sympathischer. Kein Schönreden, kein Wegducken, sondern klare Worte. Genau das, was man von einem Sportchef erwartet, wenn’s mal nicht läuft.
Ja, es ist bitter. Ja, es fühlt sich verrückt an, nach zwei Spielen schon wieder auf Trainersuche zu sein. Aber wer die Bilder in Bremen gesehen hat, weiß: Das wäre nicht gut gegangen. Also lieber jetzt die Reißleine ziehen, als in ein paar Monaten den Anschluss an alle Ziele zu verlieren.
Und wir? Wir sind wieder mittendrin in diesem ewigen Bayer-Widerspruch: zu klug, um naiv zu sein, und zu chaotisch, um es jemals einfach zu haben. Aber mal ehrlich – genau deswegen lieben wir diesen Klub doch.
Samstag, 30. August 2025
Wie man in Überzahl in Bremen zwei Punkte liegen lässt
Es gibt Fußballspiele, bei denen du nach 90 Minuten dasitzt, in dein alkoholfreies (ja, ehrlich!) Bier starrst und dich fragst: Was zur Hölle ist da gerade passiert? Willkommen in Bremen. Willkommen in der Bundesliga-Saison 2025/26. Willkommen bei Bayer 04 Leverkusen, dem Klub, der sogar in Überzahl in der Nachspielzeit noch für Herzrhythmusstörungen sorgt.
Dabei fing alles so herrlich an. Nathan Tella, frisch getankt mit nordrhein-westfälischem Kerosin, pflügte durch Bremens Abwehr wie ein Freisteller durch Photoshop. Pass zurück auf Schick, der sich nicht zweimal bitten ließ – zack, 1:0. Fünfte Minute. Werder noch in der Aufwärmphase. Schöner Start, dachten wir Fans. Endlich ein Zeichen nach der Auftaktpleite gegen Hoffenheim.
Doch weil wir Leverkusener sind, wissen wir: Kein Spiel ohne Drama. Und weil der Fußballgott ein bekanntes Faible für hanseatische Last-Minute-Wahnsinnspartien hat, ahnten wir: Das hier wird kein ruhiger Ausflug an die Weser.
Zunächst aber ging’s ganz in Ordnung weiter. Malik Tillman – gerade frisch im Bayer-Dress – jonglierte sich bei seinem Debüttor durch den Bremer Strafraum, als hätte er auf dem Kirmesplatz vor der BayArena seine Ausbildung gemacht. Brust, Schulter, Volley – Tor. 2:0. Da schien das Spiel in trockenen Tupperdosen.
Doch dann kam der Elfmeter. Natürlich. Tape in einer Mischung aus Eifer, Naivität und VAR-Glückslos rutschte in den Gegner, der dankend annahm. Bremen verwandelte eiskalt. Pause. Unruhe im Fanblock, aber noch keine Panik. Wir kennen das.
Und wieder ging’s stark los: Schick verwandelte seinen zweiten Elfer des Tages so locker, als wär’s ein Trainingsspiel. Bremen nur noch zu zehnt, Bayer 04 mit Rückenwind und Ballkontrolle. Eigentlich alles angerichtet für den ersten Saisonsieg. Eigentlich.
Aber dann kam der Klassiker: Wenn man denkt, man hat alles im Griff, macht man halt hinten auf einmal wieder auf. Flekken mit der Orientierung eines Kölner Karnevalswagens im Schneegestöber, Schmidt nutzt’s eiskalt – 3:2. Und während wir noch diskutierten, ob es wirklich ein Rückpass war oder Flekken einfach mal den “Abenteuer-Button” gedrückt hatte, drückte Bremen wieder. Und dann – na klar – 90.+4. Coulibaly. Der Junge, der vorher das 0:1 eingeleitet hatte, steht goldrichtig und macht das 3:3. Karma in seiner spektakulärsten Form.
Was bleibt? Ein Spiel, das Bayer 04 zweimal klar geführt hat – und am Ende nur einen Punkt mitnimmt. Und das nicht, weil Werder so unfassbar überragend war. Sondern weil wir es einmal mehr selbst aus der Hand gegeben haben. Spielkontrolle? Ja. Chancenverwertung? Ordentlich. Konzentration in den entscheidenden Momenten? Naja, siehe Spielminute 90.+4.
Vielleicht ist das symptomatisch für diesen Sommer unter dem Bayer-Kreuz. Kader im Umbau, System in Entwicklung, Spieler kommen, Spieler gehen, Schick trifft wieder, Tillman zündet – aber irgendwie fehlt der letzte Punch, die Abgezocktheit, die Ruhe in der Crunch Time. Und das, obwohl Erik ten Hag genau dafür geholt wurde. Vielleicht muss er seinen Jungs demnächst einfach mal erzählen, dass ein Spiel nach dem 3:1 nicht automatisch gewonnen ist – erst recht nicht, wenn du auswärts in Bremen bist und der Gegner ausgerechnet Coulibaly heißt.
Aber hey: Immerhin ist Bayer auch im 35. Auswärtsspiel in Folge ungeschlagen geblieben. Wenn das mal nicht nach Rekord riecht! Leider fühlt es sich trotzdem mehr wie ein Punktverlust als wie ein Punktgewinn an. Und zwar so sehr, dass man fast hoffen möchte, dass die Länderspielpause ein bisschen Ruhe reinbringt – in die Mannschaft, in den Kopf und in unsere vielgeplagte Bayer-Seele.
Am 12. September 2025 kommt Frankfurt. Zuhause. Flutlicht. BayArena. Es wäre ein guter Zeitpunkt, um mit der Saison wirklich zu beginnen. Und diesmal dann bitte mit einem Sieg.
Samstag, 23. August 2025
Erik tan Hakt – Saisonstart mit Stolperdraht
Na bravo, kaum hat die neue Bundesliga-Saison angefangen, liegen wir Leverkusener schon wieder am Boden. 1:2 gegen Hoffenheim, zu Hause in der BayArena, und das ausgerechnet beim Debüt unseres neuen Trainers Erik ten Hag. Da träumt man wochenlang vom glorreichen Neuanfang, von kontrolliertem Ballbesitzfußball à la Amsterdam und Manchester, und am Ende sieht man: Hoffenheim spielt die bessere Geige – und wir klimpern auf der Blockflöte rum.
Dabei fing das Ganze doch so schön an: Sechste Minute, Grimaldo packt seinen linken Zauberfuß aus, und der Neuzugang Quansah nickt sein erstes Bundesliga-Tor rein. BayArena am Beben, Fan-Herzen am Glühen – da dachte man schon: „Jawoll, die Ära ten Hag startet wie eine Rakete!“ Tja, leider stellte sich raus: Es war eher so ein Silvesterböller, der nach dem Anzünden nur qualmt und dann jämmerlich verpufft.
Denn Hoffenheim machte das, was man eigentlich von uns erwartet hatte: mutig, spielerisch ordentlich, und wenn’s drauf ankommt, eiskalt. Erst Asllani mit dem Ausgleich, dann Lemperle mit dem Führungstor – beide mit Debüt-Treffern. Klar, bei uns darf jeder gerne mal Geschichte schreiben, nur eben leider meistens die Gegner.
Und was machten unsere Jungs? Versuchten es mit Geduld, Standards und Distanzschüssen. Also ungefähr so, als würde man beim Ikea-Regal-Schrauben hoffen, dass die Schrauben sich irgendwann aus Mitleid von selbst eindrehen. Einmal kam Tella noch gefährlich vors Tor, aber statt dem Netz traf er nur das Außennetz – sinnbildlich, oder?
Natürlich: das alles ist erst Spieltag eins. Niemand steigt nach einer Auftaktniederlage ab, auch wenn man das als Fan nach 90 Minuten im Stadion kurz befürchtet. Aber man merkt eben, dass dieser neue Bayer-Fußball noch nicht ganz klickt. Ten Hag redet von Prozessen, von Geduld, von Arbeit. Klingt alles vernünftig – aber im Fanherz denkt man halt: Warum können die Prozesse nicht einfach mal mit drei Punkten starten?
Die Wahrheit ist: Wir haben eine Mannschaft, die sich gerade neu finden muss. Spieler weg, Spieler da, Boniface mit einem Fuß schon in Mailand – das alles ist noch ein bisschen wie ein Puzzle mit Teilen aus verschiedenen Kartons. Nur eben, dass die Bundesliga keine Geduld hat, bis man das letzte Eckteil gefunden hat.
Jetzt geht’s nach Bremen, und dann kommt Frankfurt. Nicht unbedingt die Gegner, bei denen man sich locker flockig Selbstvertrauen holt. Aber hey – wir sind Bayer 04. Wir können aus jeder Situation entweder eine Tragödie oder ein Fußballmärchen machen. Erfahrungsgemäß entscheiden wir uns meistens für den Mittelweg: Drama pur, und am Ende wird’s irgendwie spannend.
Mein Fazit: Niederlage abhaken, Bier kaltstellen, Geduld üben. Vielleicht war’s nur der klassische „Stolperdraht“ zum Saisonstart – und vielleicht klappt der Raketenstart ja einfach mit ein paar Wochen Verspätung.
Dienstag, 19. August 2025
Bundesliga 2025/26 – die niemalsmeister.de Saisonprognose
Die Bundesliga-Saison 2025/26 startet mit all den Zutaten, die wir lieben und hassen: große Erwartungen, neue Trainer, absurde Transfersummen und die altbekannte Frage, ob am Ende doch wieder Bayern ganz oben steht. Leverkusen wagt mit Erik ten Hag einen echten Neustart, Dortmund hat sich mit Kovac einen Coach geholt, der lieber die Gegner beißt als seine eigenen Spieler, und Stuttgart muss beweisen, dass die letzte Saison kein Betriebsunfall nach oben war. Dazu kommen zwei Aufsteiger, die frisches Chaos bringen, und Abstiegskandidaten, die es sich schon mal auf der Rutschbahn bequem machen. Es wird also wieder eine Saison voller Dramen, Überraschungen und Momente, in denen wir uns fragen: Warum tue ich mir das jedes Jahr wieder an?
Oben hui: Titel und Champions League
1. Bayern München
Die Bayern haben den Titelhunger nie verloren, und auch wenn sie immer wieder verletzungsgeplagt sind, ist die Kaderbreite einfach brutal. Mit neuen Talenten und alter Routine werden sie am Ende wieder vorne stehen – es sei denn, sie erfinden eine interne Krise, wie sie nur die Bayern können.
2. Bayer Leverkusen
Neuer Trainer, halber Kader umgebaut – das riecht eigentlich nach Chaos, doch ten Hag bringt Struktur und einen klaren Plan. Es wird nicht alles rundlaufen, aber die Qualität reicht, um Bayern zumindest lange zu ärgern und am Ende Vizemeister zu werden.
3. Borussia Dortmund
Kovac wird das Team stabiler machen. Die Offensive ist brandgefährlich, aber die Dortmunder finden wie immer Wege, Punkte liegen zu lassen, wo man sie nicht erwartet.
4. Eintracht Frankfurt
Die Eintracht hat sich nach oben gearbeitet und riecht an der Champions League. Mit solider Defensive und cleveren Transfers bleibt man hartnäckig, aber für ganz vorne fehlt ein Quäntchen Konstanz.
Stark, aber nicht Spitze: Europa League & Co.
5. RB Leipzig
Ole Werner bringt frischen Wind, auch wenn er nicht der charismatischste Coach der Liga ist. Leipzig bleibt eine Talentschmiede mit Wucht, nur manchmal fehlt es an Nervenstärke in den entscheidenden Spielen.
6. VfB Stuttgart
Die Schwaben sind eine Wundertüte: an guten Tagen spielt das Team Fußball zum Zungeschnalzen, an schlechten stolpern sie gegen jeden Abstiegskandidaten. Am Ende reicht es locker für Europa, aber nie ohne Herzklopfen.
7. SC Freiburg**
Christian Streich ist schon lange nicht mehr da, aber die Handschrift seines Systems wirkt nach. Freiburg bleibt unangenehm, klug organisiert und für jeden Großen ein Stolperstein – nur der ganz große Wurf bleibt wohl aus.
8. Mainz 05
Die Mainzer haben eine Mannschaft voller unterschätzter Spieler, die zusammen mehr leisten als man ihnen zutraut. Sie etablieren sich im gesicherten Mittelfeld und schielen hin und wieder nach Europa.
Das große Mittelfeld-Mischmasch
9. Borussia Mönchengladbach
Gladbach hat sich stabilisiert, ohne dabei wirklich zu glänzen. Die Fohlen sind schwer auszurechnen, aber das ganz große Potenzial bleibt weiter ungenutzt.
10. Hamburger SV
Der Dino ist zurück und will es allen beweisen. Euphorie und Offensivpower sorgen für einen ordentlichen Start, doch hinten bleibt es wackelig – am Ende ein solider Klassenerhalt mit Komfortzone.
11. 1. FC Köln
Die Rückkehr in die Bundesliga wird emotional gefeiert, doch die Realität holt die Geißböcke schnell ein. Mit Kampfgeist, Fans und einer Portion Glück sichern sie sich ein Mittelfeldticket.
12. Werder Bremen
Werder spielt soliden, aber unspektakulären Fußball. Für oben reicht es nicht, aber der Abstiegskampf bleibt in diesem Jahr auch fern – ein ruhiges Jahr an der Weser.
13. TSG Hoffenheim
Die TSG bleibt zwischen Anspruch und Wirklichkeit gefangen: zu stark für unten, zu schwach für ganz oben. Am Ende wieder Platz Mittelmaß – und die Fans fragen sich, was eigentlich der Plan ist.
14. VfL Wolfsburg
Der Werksklub schwächelt trotz Einzelqualität. Zu viele Leistungsschwankungen, zu wenig Euphorie – Klassenerhalt, aber keine Freude.
15. FC Augsburg
Sandro Wagner sorgt zumindest für Schlagzeilen, wenn nicht immer für Punkte. Mit viel Kratzen und Beißen schaffen sie den Ligaverbleib, doch es ist ein Tanz auf der Rasierklinge.
Unten pfui: Relegation und Abstieg
16. Union Berlin
Nach Jahren der Euphorie ist die Luft raus: zu viele Wechsel, zu wenig Eingespieltheit. Union landet in der Relegation und muss den Klassenerhalt gegen den Zweitligadritten verteidigen.
17. FC St. Pauli
Sympathisch, mutig, aber schlicht zu unerfahren auf Dauer. Die Heimspiele bleiben stimmungsvoll, aber auswärts reicht es zu selten – Abstieg.
18. 1. FC Heidenheim
Die zweite Saison nach dem Wunderaufstieg wird knallhart. Trotz viel Kampf und Teamgeist reicht die Qualität nicht, Heidenheim geht runter.
Samstag, 16. August 2025
Blitz, Platzverweis, Pfützenfußball – Bayer 04 schüttelt sich trocken in Runde zwei
Wer beim Namen SG Sonnenhof Großaspach an beschauliche Dorfidylle, regionalen Wurstsalat und gepflegten Amateurfußball denkt, bekam am Freitagabend die rustikale DFB-Pokal-Version davon serviert – inklusive Gewitterwarnung und einem Rasen, der streckenweise eher an das Planschbecken im Freibad Wiesdorf erinnerte als an einen Fußballplatz. Doch keine Panik: Bayer 04 ist nicht ausgerutscht, sondern hat den obligatorischen Stolperstein souverän übersprungen – auf seine ganz eigene, leicht verschlafene, aber letztlich gnadenlose Art.
Man hätte ja meinen können, dass ein Spiel gegen einen Viertligisten unter sommerlichem Dauerregen vor 8.850 Zuschauern eher zur Pflichtaufgabe mit gedämpfter Erwartung mutiert. Aber Pustekuchen – der Pokal bleibt das, was er immer ist: ein tückisches Gelände. Zumindest in der ersten Halbzeit war unser neu zusammengewürfelter Haufen unter Erik ten Hag noch etwas auf der Suche nach der eigenen Identität – irgendwo zwischen nassen Stutzen, rutschigem Kunstrasenfeeling und dem ersten echten Härtetest des Sommers.
Ein Gewitter unterbrach die Partie schon nach 18 Minuten – und ehrlich gesagt: Das kam gar nicht so ungelegen. Denn bis dahin sahen unsere Jungs eher nach Testspiel-Form als nach Pflichtspiel-Modus aus. Die Großaspacher hielten frech dagegen, hauten sich rein, und unser neues Mittelfeld-Mischmasch tat sich noch schwer, das Zepter in die Hand zu nehmen. Doch dann kam Schick. Kopfball-Schick. Stürmer-Schick. Auf-der-Linie-klärt-Schick. Der Mann für alles in Halbzeit eins. Erst nickt er den Ball sehenswert zur Führung ein, dann klärt er hinten auf der Linie wie ein Weltklasse-Innenverteidiger. Doppelter Schick statt doppelter Boden – das war nötig, denn mit 1:0 in die Pause zu gehen, war eher ein Verdienst der individuellen Klasse als kollektiver Übermacht.
Ten Hag, im feinen Regenjäckchen am Seitenrand, dürfte dennoch zufrieden gewesen sein. Schließlich geht’s in der ersten Pokalrunde nicht ums „Wie“, sondern ums „Ob überhaupt“. Und weil Großaspach sich auch nach der Pause tapfer wehrte, wurde es sogar noch mal haarig. Erst als der Gegner sich selbst dezimierte – einmal Gelb-Rot für den Kapitän, einmal glatt Rot für einen zu motivierten Außenbahn-Rowdy – schaltete die Werkself in den Leverkusen-Modus: Räume, Tempo, Effizienz.
Das 2:0 durch Arthur nach sehenswerter Vorarbeit von Neuzugang Poku war dann die Erlösung, das 3:0 durch Kofane das Geschenk an alle mitgereisten Bayer-Fans (die das Stadion zu einem Viertel in rot-schwarz tauchten), und das 4:0 per Elfer von Grimaldo der Sahnehäubchen-Dank für seine Rückkehr in die Startelf und gleichzeitigen 100. Einsatz. Und weil sogar Axel Tape am Ende beinahe noch getroffen hätte, hätte man fast den Eindruck bekommen können, das hier sei doch ein lockerer Pflichtsieg gewesen.
War’s aber nicht.
Denn die Wahrheit liegt irgendwo zwischen nasser Hose, nervösem Spielaufbau und einem tapferen Viertligisten, der uns eine Dreiviertelstunde lang den Spiegel vorgehalten hat. Da ist noch einiges zu tun – insbesondere im Übergangsspiel und in der Abstimmung zwischen den Neuen und den Etablierten. Aber hey, so ein Pflichtspielauftakt in Gummistiefel-Stimmung war vielleicht genau das, was man brauchte: wachrütteln, eintreten, durchsetzen.
Und weil der Pokal bekanntlich seine eigenen Gesetze hat, schreiben wir uns dieses 4:0 mal mit fettem Edding ins Beruhigungsbuch: Pflicht erfüllt, souverän am Ende, keine Blamage, kein Zittern – weiter geht’s. Jetzt Hoffenheim. In der BayArena. Ohne Unwetter hoffentlich. Aber mit genug Energie, um zu zeigen, dass man nicht nur in Überzahl und mit einem Regenschirm in der Hand gefährlich sein kann.
Auf die nächste Runde, auf die Bundesliga, auf mehr Zusammenspiel und weniger Pfützen! Und vielleicht auch mal ein Spiel, bei dem der größte Gegner nicht aus cumulonimbusartigen Regenwolken besteht. Aber zur Not… wir haben ja Schick.
Freitag, 15. August 2025
Von Samba bis Seitenwechsel – Bayer 04 startet mit Pokal-Laune in die neue Saison
Die Sommerpause ist vorbei, der Urlaub für Spieler und Fans nur noch eine blasse Erinnerung, und in Leverkusen hat sich seitdem einiges getan. Die Saisonvorbereitung verlief wie ein gut geplanter, aber nicht ganz pannenfreier Roadtrip – mit neuen Gesichtern, ungewohnten Ideen und einem Ziel, das klar ist: an die vergangenen Erfolge anzuknüpfen, ohne in Routine zu verfallen. Heute steht das erste Pflichtspiel an – DFB-Pokal in Großaspach – und wie immer liegt vor dem Anpfiff diese Mischung aus Vorfreude, Nervosität und der Frage: „Was passiert, wenn’s schiefgeht?“ Aber wir sind Bayer 04, und wir fahren nicht nach Aspach, um die Landschaft zu genießen. Wir fahren hin, um die neue Saison mit einem klaren Statement zu eröffnen.
Trainer Erik ten Hag hat schon früh deutlich gemacht, dass er kein Freund von Märchenstunden ist. Auf die Frage, ob er Leverkusen quasi mit einem Zauberstab sofort an die Spitze führen könne, sagte er trocken: „Niemand ist wie Harry Potter.“ Und so sympathisch diese Ehrlichkeit ist – sie bringt auch eine gesunde Portion Realismus in eine Mannschaft, die zuletzt in vielen Belangen verwöhnt wurde. Der Niederländer weiß, dass Top-Fußball nicht mit einem Fingerschnipsen entsteht, sondern mit Arbeit, Geduld und dem Mut, neue Wege zu gehen. Diese nüchterne Sicht ist vielleicht nicht so magisch wie ein Last-Minute-Finale, aber sie ist die Basis, um langfristig erfolgreich zu bleiben.
Die Vorbereitung war alles andere als langweilig. Neben den Trainingseinheiten in heimischen Gefilden stand ein Highlight auf dem Programm, das weniger mit Taktik und mehr mit Image zu tun hatte: die Bayer 04 Brazil Tour. Dort traf man nicht nur auf die brasilianische Sonne, sondern auch auf die brasilianische Fußballleidenschaft – und die ist bekanntlich eine eigene Währung. Zwischen Medien-Events, Auftritten von Vereinsführung und Coach und Testspielen gegen Jugendteams wie die U20 von Flamengo ging es um mehr als nur ums Toreschießen. Es ging darum, sich international zu präsentieren, neue Fans zu gewinnen und den Spielern ein bisschen Samba im Blut mitzugeben.
Trotz der positiven Vibes gab es natürlich auch die kleinen Stolpersteine, die zu jeder Vorbereitung dazugehören. Verletzungen und Krankheitsausfälle mischten die Karten neu: Alejandro Grimaldo musste unter der Woche krankheitsbedingt kürzertreten, und Victor Boniface, einer der Hoffnungsträger in der Offensive, ist noch nicht bei voller Fitness. Das öffnet wiederum Türen für andere. So könnte Neuzugang Ernest Poku schneller als gedacht in die Startelf rutschen. Kaum angekommen, gleich rein ins erste Pflichtspiel – das ist wie wenn du in einer WG am ersten Abend gebeten wirst, den Abwasch zu machen: ein Härtetest, aber auch eine Gelegenheit, Eindruck zu hinterlassen.
Auch in Sachen Transfers ist noch Bewegung drin. Amine Adli könnte heute Abend seinen letzten Auftritt im Bayer-Dress haben, bevor es möglicherweise weiter nach England zu Bournemouth geht. Ein Abschied, der zwiespältig ist: sportlich ein Verlust, finanziell vermutlich ein Gewinn. Solche Geschichten gehören zum Fußball dazu, und manchmal bringt ein Abgang auch neue Chancen für andere Spieler.
Der heutige Gegner, SG Sonnenhof Großaspach, ist in der Fußballlandschaft kein ganz Unbekannter mehr. Der selbsternannte „Dorfklub“ hat in der letzten Saison die Oberliga Baden-Württemberg mit beeindruckenden 31 Siegen aus 34 Spielen dominiert, dazu den WFV-Pokal gewonnen und sich den Aufstieg in die Regionalliga gesichert. Das klingt nicht nach Laufkundschaft, sondern nach einem Gegner, der seine Heimspiele durchaus mit breiter Brust angeht. Großaspach hat sich auf diesen Abend akribisch vorbereitet – von der Organisation der Shuttle-Busse ab Backnang bis zur Pre-Match-Party mit DJ Kaba. Die größte Stadionchoreografie der Vereinsgeschichte ist geplant, und der Fanshop ist mit Pokal-Shirts gefüllt. Das ist nicht nur Fußball, das ist Volksfest mit Ball.
Natürlich weiß jeder, wie die Rollen verteilt sind: Bayer 04 kommt als haushoher Favorit, Großaspach als mutiger Außenseiter. Aber Pokalspiele haben ihre eigenen Gesetze – und genau darin liegt der Reiz. Für den Gegner ist es das Spiel des Jahres, für Leverkusen der Start in eine Saison, die wieder hoch hinausgehen soll. Für die einen ist es die Bühne, um sich zu beweisen, für die anderen ein Pflichttermin, der alles sein kann – von einer lockeren Generalprobe bis zu einer schmerzhaften Erinnerung daran, dass im Fußball nichts garantiert ist.
Die Stimmung in der Leverkusener Mannschaft scheint trotz aller kleinen Unwägbarkeiten gut zu sein. Ten Hag hat in den letzten Wochen viel ausprobiert, Formationen getestet und den Spielern klare Vorstellungen vermittelt. Auch wenn noch nicht alles perfekt läuft, ist die Handschrift des Trainers bereits zu erkennen: mehr Struktur im Spielaufbau, konsequentes Pressing und das Ziel, den Ball nicht nur zu haben, sondern damit etwas zu machen. Die Fans dürfen sich auf eine Mischung aus disziplinierter Organisation und mutigem Offensivfußball freuen – sofern die Umsetzung heute Abend klappt.
Das Umfeld in Aspach ist bereit, die Spieler sind fokussiert, und der Rahmen könnte kaum besser sein. Ein Abendspiel im Pokal, Flutlicht, volle Ränge – das ist der Stoff, aus dem die Fußballromantik gestrickt ist. Gleichzeitig ist es der Moment, in dem ein neuer Zyklus beginnt: das erste Pflichtspiel unter einem neuen Trainer, mit frischen Ideen und einem Team, das noch nicht in Stein gemeißelt ist. Jeder Einsatz, jeder Lauf, jede gelungene Kombination heute wird nicht nur über das Weiterkommen im Pokal entscheiden, sondern auch ein Signal für die kommenden Wochen senden.
Es gibt viele Gründe, optimistisch zu sein. Die Mannschaft hat Qualität, die Mischung aus erfahrenen Kräften und jungen Talenten ist stimmig, und auch wenn noch nicht alle Neuzugänge voll integriert sind, bietet das Chancen für Überraschungen. Ein erfolgreicher Pokalabend kann Selbstvertrauen geben, die Stimmung heben und den Weg für einen guten Saisonstart in der Bundesliga ebnen.
Natürlich wird Großaspach alles daransetzen, diesen Plan zu durchkreuzen. Mit dem Schwung aus einer überragenden Saison im Rücken, einer heimischen Kulisse und der Aussicht, gegen einen Champions-League-Teilnehmer zu bestehen, werden sie kämpferisch auftreten. Aber genau in solchen Spielen zeigt sich der Unterschied zwischen einem ambitionierten Regionalligisten und einem etablierten Bundesligisten. Leverkusen muss die eigene Klasse von der ersten Minute an auf den Platz bringen – nicht überheblich, sondern entschlossen.
Für die Fans ist der Abend eine Mischung aus Pflichttermin und Fest. Wer nach Aspach fährt, wird nicht nur das Spiel sehen, sondern auch das Drumherum genießen – und vielleicht im Hinterkopf behalten, dass solche Reisen oft die Geschichten schreiben, an die man sich Jahre später noch erinnert. Ob es ein souveränes 4:0 oder ein nervenaufreibendes 2:1 wird, ist am Ende zweitrangig – wichtig ist, dass das Team gemeinsam mit den Fans den ersten Schritt in eine hoffentlich erfolgreiche Saison macht.
Egal wie das Spiel läuft, die Saison hat bereits eine besondere Dynamik. Mit einem Trainer, der klare Vorstellungen hat, einem Kader, der flexibel besetzt ist, und einer Vereinsführung, die sich international positioniert, stehen die Zeichen auf Fortschritt. Der heutige Abend ist der erste Prüfstein – und gleichzeitig der Auftakt für viele Geschichten, die noch geschrieben werden wollen. Vielleicht nicht mit einem Zauberstab, aber mit harter Arbeit, Teamgeist und der Bereitschaft, sich auch mal schmutzig zu machen, wenn es nötig ist.
Und so rollen wir also heute in Großaspach an. Die einen sagen: Pflichtaufgabe. Die anderen sagen: Pokalabenteuer. Für uns ist es beides – und vielleicht noch ein bisschen mehr. Denn in jedem Anfang steckt die Chance, etwas Großes zu starten. Heute Abend geht es los.