Dienstag, 19. August 2025

Bundesliga 2025/26 – die niemalsmeister.de Saisonprognose

Die Bundesliga-Saison 2025/26 startet mit all den Zutaten, die wir lieben und hassen: große Erwartungen, neue Trainer, absurde Transfersummen und die altbekannte Frage, ob am Ende doch wieder Bayern ganz oben steht. Leverkusen wagt mit Erik ten Hag einen echten Neustart, Dortmund hat sich mit Kovac einen Coach geholt, der lieber die Gegner beißt als seine eigenen Spieler, und Stuttgart muss beweisen, dass die letzte Saison kein Betriebsunfall nach oben war. Dazu kommen zwei Aufsteiger, die frisches Chaos bringen, und Abstiegskandidaten, die es sich schon mal auf der Rutschbahn bequem machen. Es wird also wieder eine Saison voller Dramen, Überraschungen und Momente, in denen wir uns fragen: Warum tue ich mir das jedes Jahr wieder an?

Oben hui: Titel und Champions League

1. Bayern München
Die Bayern haben den Titelhunger nie verloren, und auch wenn sie immer wieder verletzungsgeplagt sind, ist die Kaderbreite einfach brutal. Mit neuen Talenten und alter Routine werden sie am Ende wieder vorne stehen – es sei denn, sie erfinden eine interne Krise, wie sie nur die Bayern können.

2. Bayer Leverkusen
Neuer Trainer, halber Kader umgebaut – das riecht eigentlich nach Chaos, doch ten Hag bringt Struktur und einen klaren Plan. Es wird nicht alles rundlaufen, aber die Qualität reicht, um Bayern zumindest lange zu ärgern und am Ende Vizemeister zu werden.

3. Borussia Dortmund
Kovac wird das Team stabiler machen. Die Offensive ist brandgefährlich, aber die Dortmunder finden wie immer Wege, Punkte liegen zu lassen, wo man sie nicht erwartet.

4. Eintracht Frankfurt
Die Eintracht hat sich nach oben gearbeitet und riecht an der Champions League. Mit solider Defensive und cleveren Transfers bleibt man hartnäckig, aber für ganz vorne fehlt ein Quäntchen Konstanz.

Stark, aber nicht Spitze: Europa League & Co.

5. RB Leipzig
Ole Werner bringt frischen Wind, auch wenn er nicht der charismatischste Coach der Liga ist. Leipzig bleibt eine Talentschmiede mit Wucht, nur manchmal fehlt es an Nervenstärke in den entscheidenden Spielen.

6. VfB Stuttgart
Die Schwaben sind eine Wundertüte: an guten Tagen spielt das Team Fußball zum Zungeschnalzen, an schlechten stolpern sie gegen jeden Abstiegskandidaten. Am Ende reicht es locker für Europa, aber nie ohne Herzklopfen.

7. SC Freiburg**
Christian Streich ist schon lange nicht mehr da, aber die Handschrift seines Systems wirkt nach. Freiburg bleibt unangenehm, klug organisiert und für jeden Großen ein Stolperstein – nur der ganz große Wurf bleibt wohl aus.

8. Mainz 05
Die Mainzer haben eine Mannschaft voller unterschätzter Spieler, die zusammen mehr leisten als man ihnen zutraut. Sie etablieren sich im gesicherten Mittelfeld und schielen hin und wieder nach Europa.

Das große Mittelfeld-Mischmasch

9. Borussia Mönchengladbach
Gladbach hat sich stabilisiert, ohne dabei wirklich zu glänzen. Die Fohlen sind schwer auszurechnen, aber das ganz große Potenzial bleibt weiter ungenutzt.

10. Hamburger SV
Der Dino ist zurück und will es allen beweisen. Euphorie und Offensivpower sorgen für einen ordentlichen Start, doch hinten bleibt es wackelig – am Ende ein solider Klassenerhalt mit Komfortzone.

11. 1. FC Köln
Die Rückkehr in die Bundesliga wird emotional gefeiert, doch die Realität holt die Geißböcke schnell ein. Mit Kampfgeist, Fans und einer Portion Glück sichern sie sich ein Mittelfeldticket.

12. Werder Bremen
Werder spielt soliden, aber unspektakulären Fußball. Für oben reicht es nicht, aber der Abstiegskampf bleibt in diesem Jahr auch fern – ein ruhiges Jahr an der Weser.

13. TSG Hoffenheim
Die TSG bleibt zwischen Anspruch und Wirklichkeit gefangen: zu stark für unten, zu schwach für ganz oben. Am Ende wieder Platz Mittelmaß – und die Fans fragen sich, was eigentlich der Plan ist.

14. VfL Wolfsburg
Der Werksklub schwächelt trotz Einzelqualität. Zu viele Leistungsschwankungen, zu wenig Euphorie – Klassenerhalt, aber keine Freude.

15. FC Augsburg
Sandro Wagner sorgt zumindest für Schlagzeilen, wenn nicht immer für Punkte. Mit viel Kratzen und Beißen schaffen sie den Ligaverbleib, doch es ist ein Tanz auf der Rasierklinge.

Unten pfui: Relegation und Abstieg

16. Union Berlin
Nach Jahren der Euphorie ist die Luft raus: zu viele Wechsel, zu wenig Eingespieltheit. Union landet in der Relegation und muss den Klassenerhalt gegen den Zweitligadritten verteidigen.

17. FC St. Pauli
Sympathisch, mutig, aber schlicht zu unerfahren auf Dauer. Die Heimspiele bleiben stimmungsvoll, aber auswärts reicht es zu selten – Abstieg.

18. 1. FC Heidenheim
Die zweite Saison nach dem Wunderaufstieg wird knallhart. Trotz viel Kampf und Teamgeist reicht die Qualität nicht, Heidenheim geht runter.

Samstag, 16. August 2025

Blitz, Platzverweis, Pfützenfußball – Bayer 04 schüttelt sich trocken in Runde zwei

Wer beim Namen SG Sonnenhof Großaspach an beschauliche Dorfidylle, regionalen Wurstsalat und gepflegten Amateurfußball denkt, bekam am Freitagabend die rustikale DFB-Pokal-Version davon serviert – inklusive Gewitterwarnung und einem Rasen, der streckenweise eher an das Planschbecken im Freibad Wiesdorf erinnerte als an einen Fußballplatz. Doch keine Panik: Bayer 04 ist nicht ausgerutscht, sondern hat den obligatorischen Stolperstein souverän übersprungen – auf seine ganz eigene, leicht verschlafene, aber letztlich gnadenlose Art.

Man hätte ja meinen können, dass ein Spiel gegen einen Viertligisten unter sommerlichem Dauerregen vor 8.850 Zuschauern eher zur Pflichtaufgabe mit gedämpfter Erwartung mutiert. Aber Pustekuchen – der Pokal bleibt das, was er immer ist: ein tückisches Gelände. Zumindest in der ersten Halbzeit war unser neu zusammengewürfelter Haufen unter Erik ten Hag noch etwas auf der Suche nach der eigenen Identität – irgendwo zwischen nassen Stutzen, rutschigem Kunstrasenfeeling und dem ersten echten Härtetest des Sommers.

Ein Gewitter unterbrach die Partie schon nach 18 Minuten – und ehrlich gesagt: Das kam gar nicht so ungelegen. Denn bis dahin sahen unsere Jungs eher nach Testspiel-Form als nach Pflichtspiel-Modus aus. Die Großaspacher hielten frech dagegen, hauten sich rein, und unser neues Mittelfeld-Mischmasch tat sich noch schwer, das Zepter in die Hand zu nehmen. Doch dann kam Schick. Kopfball-Schick. Stürmer-Schick. Auf-der-Linie-klärt-Schick. Der Mann für alles in Halbzeit eins. Erst nickt er den Ball sehenswert zur Führung ein, dann klärt er hinten auf der Linie wie ein Weltklasse-Innenverteidiger. Doppelter Schick statt doppelter Boden – das war nötig, denn mit 1:0 in die Pause zu gehen, war eher ein Verdienst der individuellen Klasse als kollektiver Übermacht.

Ten Hag, im feinen Regenjäckchen am Seitenrand, dürfte dennoch zufrieden gewesen sein. Schließlich geht’s in der ersten Pokalrunde nicht ums „Wie“, sondern ums „Ob überhaupt“. Und weil Großaspach sich auch nach der Pause tapfer wehrte, wurde es sogar noch mal haarig. Erst als der Gegner sich selbst dezimierte – einmal Gelb-Rot für den Kapitän, einmal glatt Rot für einen zu motivierten Außenbahn-Rowdy – schaltete die Werkself in den Leverkusen-Modus: Räume, Tempo, Effizienz.

Das 2:0 durch Arthur nach sehenswerter Vorarbeit von Neuzugang Poku war dann die Erlösung, das 3:0 durch Kofane das Geschenk an alle mitgereisten Bayer-Fans (die das Stadion zu einem Viertel in rot-schwarz tauchten), und das 4:0 per Elfer von Grimaldo der Sahnehäubchen-Dank für seine Rückkehr in die Startelf und gleichzeitigen 100. Einsatz. Und weil sogar Axel Tape am Ende beinahe noch getroffen hätte, hätte man fast den Eindruck bekommen können, das hier sei doch ein lockerer Pflichtsieg gewesen.

War’s aber nicht.

Denn die Wahrheit liegt irgendwo zwischen nasser Hose, nervösem Spielaufbau und einem tapferen Viertligisten, der uns eine Dreiviertelstunde lang den Spiegel vorgehalten hat. Da ist noch einiges zu tun – insbesondere im Übergangsspiel und in der Abstimmung zwischen den Neuen und den Etablierten. Aber hey, so ein Pflichtspielauftakt in Gummistiefel-Stimmung war vielleicht genau das, was man brauchte: wachrütteln, eintreten, durchsetzen.

Und weil der Pokal bekanntlich seine eigenen Gesetze hat, schreiben wir uns dieses 4:0 mal mit fettem Edding ins Beruhigungsbuch: Pflicht erfüllt, souverän am Ende, keine Blamage, kein Zittern – weiter geht’s. Jetzt Hoffenheim. In der BayArena. Ohne Unwetter hoffentlich. Aber mit genug Energie, um zu zeigen, dass man nicht nur in Überzahl und mit einem Regenschirm in der Hand gefährlich sein kann.

Auf die nächste Runde, auf die Bundesliga, auf mehr Zusammenspiel und weniger Pfützen! Und vielleicht auch mal ein Spiel, bei dem der größte Gegner nicht aus cumulonimbusartigen Regenwolken besteht. Aber zur Not… wir haben ja Schick.

Freitag, 15. August 2025

Von Samba bis Seitenwechsel – Bayer 04 startet mit Pokal-Laune in die neue Saison

Die Sommerpause ist vorbei, der Urlaub für Spieler und Fans nur noch eine blasse Erinnerung, und in Leverkusen hat sich seitdem einiges getan. Die Saisonvorbereitung verlief wie ein gut geplanter, aber nicht ganz pannenfreier Roadtrip – mit neuen Gesichtern, ungewohnten Ideen und einem Ziel, das klar ist: an die vergangenen Erfolge anzuknüpfen, ohne in Routine zu verfallen. Heute steht das erste Pflichtspiel an – DFB-Pokal in Großaspach – und wie immer liegt vor dem Anpfiff diese Mischung aus Vorfreude, Nervosität und der Frage: „Was passiert, wenn’s schiefgeht?“ Aber wir sind Bayer 04, und wir fahren nicht nach Aspach, um die Landschaft zu genießen. Wir fahren hin, um die neue Saison mit einem klaren Statement zu eröffnen.

Trainer Erik ten Hag hat schon früh deutlich gemacht, dass er kein Freund von Märchenstunden ist. Auf die Frage, ob er Leverkusen quasi mit einem Zauberstab sofort an die Spitze führen könne, sagte er trocken: „Niemand ist wie Harry Potter.“ Und so sympathisch diese Ehrlichkeit ist – sie bringt auch eine gesunde Portion Realismus in eine Mannschaft, die zuletzt in vielen Belangen verwöhnt wurde. Der Niederländer weiß, dass Top-Fußball nicht mit einem Fingerschnipsen entsteht, sondern mit Arbeit, Geduld und dem Mut, neue Wege zu gehen. Diese nüchterne Sicht ist vielleicht nicht so magisch wie ein Last-Minute-Finale, aber sie ist die Basis, um langfristig erfolgreich zu bleiben.

Die Vorbereitung war alles andere als langweilig. Neben den Trainingseinheiten in heimischen Gefilden stand ein Highlight auf dem Programm, das weniger mit Taktik und mehr mit Image zu tun hatte: die Bayer 04 Brazil Tour. Dort traf man nicht nur auf die brasilianische Sonne, sondern auch auf die brasilianische Fußballleidenschaft – und die ist bekanntlich eine eigene Währung. Zwischen Medien-Events, Auftritten von Vereinsführung und Coach und Testspielen gegen Jugendteams wie die U20 von Flamengo ging es um mehr als nur ums Toreschießen. Es ging darum, sich international zu präsentieren, neue Fans zu gewinnen und den Spielern ein bisschen Samba im Blut mitzugeben.

Trotz der positiven Vibes gab es natürlich auch die kleinen Stolpersteine, die zu jeder Vorbereitung dazugehören. Verletzungen und Krankheitsausfälle mischten die Karten neu: Alejandro Grimaldo musste unter der Woche krankheitsbedingt kürzertreten, und Victor Boniface, einer der Hoffnungsträger in der Offensive, ist noch nicht bei voller Fitness. Das öffnet wiederum Türen für andere. So könnte Neuzugang Ernest Poku schneller als gedacht in die Startelf rutschen. Kaum angekommen, gleich rein ins erste Pflichtspiel – das ist wie wenn du in einer WG am ersten Abend gebeten wirst, den Abwasch zu machen: ein Härtetest, aber auch eine Gelegenheit, Eindruck zu hinterlassen.

Auch in Sachen Transfers ist noch Bewegung drin. Amine Adli könnte heute Abend seinen letzten Auftritt im Bayer-Dress haben, bevor es möglicherweise weiter nach England zu Bournemouth geht. Ein Abschied, der zwiespältig ist: sportlich ein Verlust, finanziell vermutlich ein Gewinn. Solche Geschichten gehören zum Fußball dazu, und manchmal bringt ein Abgang auch neue Chancen für andere Spieler.

Der heutige Gegner, SG Sonnenhof Großaspach, ist in der Fußballlandschaft kein ganz Unbekannter mehr. Der selbsternannte „Dorfklub“ hat in der letzten Saison die Oberliga Baden-Württemberg mit beeindruckenden 31 Siegen aus 34 Spielen dominiert, dazu den WFV-Pokal gewonnen und sich den Aufstieg in die Regionalliga gesichert. Das klingt nicht nach Laufkundschaft, sondern nach einem Gegner, der seine Heimspiele durchaus mit breiter Brust angeht. Großaspach hat sich auf diesen Abend akribisch vorbereitet – von der Organisation der Shuttle-Busse ab Backnang bis zur Pre-Match-Party mit DJ Kaba. Die größte Stadionchoreografie der Vereinsgeschichte ist geplant, und der Fanshop ist mit Pokal-Shirts gefüllt. Das ist nicht nur Fußball, das ist Volksfest mit Ball.

Natürlich weiß jeder, wie die Rollen verteilt sind: Bayer 04 kommt als haushoher Favorit, Großaspach als mutiger Außenseiter. Aber Pokalspiele haben ihre eigenen Gesetze – und genau darin liegt der Reiz. Für den Gegner ist es das Spiel des Jahres, für Leverkusen der Start in eine Saison, die wieder hoch hinausgehen soll. Für die einen ist es die Bühne, um sich zu beweisen, für die anderen ein Pflichttermin, der alles sein kann – von einer lockeren Generalprobe bis zu einer schmerzhaften Erinnerung daran, dass im Fußball nichts garantiert ist.

Die Stimmung in der Leverkusener Mannschaft scheint trotz aller kleinen Unwägbarkeiten gut zu sein. Ten Hag hat in den letzten Wochen viel ausprobiert, Formationen getestet und den Spielern klare Vorstellungen vermittelt. Auch wenn noch nicht alles perfekt läuft, ist die Handschrift des Trainers bereits zu erkennen: mehr Struktur im Spielaufbau, konsequentes Pressing und das Ziel, den Ball nicht nur zu haben, sondern damit etwas zu machen. Die Fans dürfen sich auf eine Mischung aus disziplinierter Organisation und mutigem Offensivfußball freuen – sofern die Umsetzung heute Abend klappt.

Das Umfeld in Aspach ist bereit, die Spieler sind fokussiert, und der Rahmen könnte kaum besser sein. Ein Abendspiel im Pokal, Flutlicht, volle Ränge – das ist der Stoff, aus dem die Fußballromantik gestrickt ist. Gleichzeitig ist es der Moment, in dem ein neuer Zyklus beginnt: das erste Pflichtspiel unter einem neuen Trainer, mit frischen Ideen und einem Team, das noch nicht in Stein gemeißelt ist. Jeder Einsatz, jeder Lauf, jede gelungene Kombination heute wird nicht nur über das Weiterkommen im Pokal entscheiden, sondern auch ein Signal für die kommenden Wochen senden.

Es gibt viele Gründe, optimistisch zu sein. Die Mannschaft hat Qualität, die Mischung aus erfahrenen Kräften und jungen Talenten ist stimmig, und auch wenn noch nicht alle Neuzugänge voll integriert sind, bietet das Chancen für Überraschungen. Ein erfolgreicher Pokalabend kann Selbstvertrauen geben, die Stimmung heben und den Weg für einen guten Saisonstart in der Bundesliga ebnen.

Natürlich wird Großaspach alles daransetzen, diesen Plan zu durchkreuzen. Mit dem Schwung aus einer überragenden Saison im Rücken, einer heimischen Kulisse und der Aussicht, gegen einen Champions-League-Teilnehmer zu bestehen, werden sie kämpferisch auftreten. Aber genau in solchen Spielen zeigt sich der Unterschied zwischen einem ambitionierten Regionalligisten und einem etablierten Bundesligisten. Leverkusen muss die eigene Klasse von der ersten Minute an auf den Platz bringen – nicht überheblich, sondern entschlossen.

Für die Fans ist der Abend eine Mischung aus Pflichttermin und Fest. Wer nach Aspach fährt, wird nicht nur das Spiel sehen, sondern auch das Drumherum genießen – und vielleicht im Hinterkopf behalten, dass solche Reisen oft die Geschichten schreiben, an die man sich Jahre später noch erinnert. Ob es ein souveränes 4:0 oder ein nervenaufreibendes 2:1 wird, ist am Ende zweitrangig – wichtig ist, dass das Team gemeinsam mit den Fans den ersten Schritt in eine hoffentlich erfolgreiche Saison macht.

Egal wie das Spiel läuft, die Saison hat bereits eine besondere Dynamik. Mit einem Trainer, der klare Vorstellungen hat, einem Kader, der flexibel besetzt ist, und einer Vereinsführung, die sich international positioniert, stehen die Zeichen auf Fortschritt. Der heutige Abend ist der erste Prüfstein – und gleichzeitig der Auftakt für viele Geschichten, die noch geschrieben werden wollen. Vielleicht nicht mit einem Zauberstab, aber mit harter Arbeit, Teamgeist und der Bereitschaft, sich auch mal schmutzig zu machen, wenn es nötig ist.

Und so rollen wir also heute in Großaspach an. Die einen sagen: Pflichtaufgabe. Die anderen sagen: Pokalabenteuer. Für uns ist es beides – und vielleicht noch ein bisschen mehr. Denn in jedem Anfang steckt die Chance, etwas Großes zu starten. Heute Abend geht es los.

Dienstag, 20. Mai 2025

Der Niemals Meister Saisonrückblick 2024/25: Xabi geht, der Rekord bleibt – und die Salatschüssel leider auch

Es beginnt im Spätsommer 2024 mit diesem mulmigen Gefühl, das jeder Bayer-Fan kennt: optimistische Vorfreude, gut vermischt mit der vorsorglichen Angst vor dem nächsten Drama. Nach über einem Jahr ohne Bundesliga-Niederlage – 462 Tage lang ungeschlagen, man stelle sich das mal vor! – glaubten wir insgeheim schon, wir wären unkaputtbar. Typisch Bayer aber, dass genau in dem Moment, wo wir uns daran gewöhnen wollten, die nächste Ohrfeige bereitsteht. Anfang September kam RB Leipzig vorbei und beendete unsere schöne Serie in einem Spiel, das Theater und Tragödie zugleich war. 2:1 führten wir zur Halbzeit, die BayArena kochte, alles roch nach dem nächsten Triumph – bis Kevin Kampl kurz vor der Pause den Spielverderber gab. Was folgte, war ein Leipziger Sturmlauf und ein 2:3-Endstand aus unserer Sicht. So schnell kann’s gehen: Eben noch himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt. Wir Fans nahmen einen großen Schluck aus dem Becher Galgenhumor und grinsten uns an mit einem zerknirschten „Tja, typisch Bayer…“. Die erste Länderspielpause kam da gerade recht – Wunden lecken und Nerven sortieren war angesagt.

Doch an Aufgeben war nicht zu denken. Unsere Werkself startete nach diesem Dämpfer umso entschlossener durch, als hätte Xabi Alonso persönlich eine Trotzreaktion verordnet. In der Liga pflügten wir durch den Herbst wie eine gut geölte Maschine. Sieg reihte sich an Sieg, und wenn es doch mal holprig wurde, fanden die Jungs immer einen Weg. Elf Bundesligasiege am Stück standen irgendwann zu Buche – man zwickte sich gelegentlich in den Arm, ob das wirklich unser Bayer 04 da unten ist. Patrik Schick ballerte endlich wieder Tore am Fließband, sodass man fast vergessen konnte, wie verletzungsanfällig er zwischendurch war. Florian Wirtz verzauberte Woche für Woche mit Dribblings, die aussahen wie Kunstwerke in Bewegung. Jeremie Frimpong rannte die Außenbahn rauf und runter wie ein Duracell-Hase auf Espresso, und Neuzugänge wie der clevere Aleix Garcia fügten sich nahtlos ins Ensemble ein. Zuhause in der BayArena war Bayer kaum zu stoppen – und auswärts? Auswärts wurden wir langsam zur Legende. Jeder fremde Platz fühlte sich an wie unser eigenes Wohnzimmer. „Auswärts ist das neue Zuhause“, witzelten wir Fans, während die Werkself einen Auswärtsrekord nach dem nächsten aufstellte.

Natürlich lief nicht alles glatt, und so mancher Sieg war knapper als uns lieb war. Spiele wie im Dezember, als wir mit Ach und Krach einen Zittersieg einfuhren, ließen uns altern wie schlecht gelagerter Camembert. Und im November gab’s diesen Tag, an dem die Jungs uns zeigten, dass ein Vorsprung noch lange kein Sieg ist – leichtfertig wurden Punkte liegen gelassen, sehr zu unserem Leidwesen. Aber all das änderte nichts daran, dass Bayer 04 zur Winterpause voll im Soll lag. Platz 2 in der Tabelle, dicht hinter den Bayern, und die Stimmung in Leverkusen schwankte irgendwo zwischen vorsichtigem Träumen und der leisen Frage: „Könnten wir diesmal wieder …?

Im neuen Jahr nahm das Drama dann richtig Fahrt auf. Gleich Ende Januar stand der schwere Gang nach Leipzig an – und was soll ich sagen, es wurde wieder ein Bayer-Moment für die Geschichtsbücher. Im Fanbus nach Sachsen scherzten wir noch, warum wir uns das eigentlich antun. Die Antwort kam prompt auf dem Rasen: Weil wir die Mannschaft lieben, auch wenn sie uns in den Wahnsinn treibt. In Leipzig legten unsere Jungs los wie die Feuerwehr. Florian Wirtz zauberte durch die gegnerische Abwehr, Patrik Schick traf zur Führung, und Aleix Garcia erhöhte sogar auf 2:0 – wir rieben uns die Augen. Vielleicht, ja vielleicht schaffen wir es ja wirklich dieses Jahr? Doch wie wir Bayer-Fans wissen: Wer sich zu früh freut, ist meistens selbst schuld. Noch vor der Halbzeit verkürzte Leipzig durch einen abgefälschten Freistoß auf 2:1. Das Stadion wurde lauter, unsere Nerven flatterten, aber ich flüsterte mir zur Pause zu: „Das schaffen wir schon.“ Fehler Nummer eins.

Was dann kam, fühlte sich an wie ein schleichender Horrorfilm. Leipzig rannte unermüdlich an, aber unser finnischer Fels Lukas Hradecky hielt zunächst alles. Wirtz, unser kleiner Magier, traf an diesem Tag leider nur die Pfosten – als würde er einen Privatwettbewerb im Alu-Treffen veranstalten. Die Uhr tickte, Leipzig warf alles nach vorn, und wir verteidigten mit Mann und Maus. Doch in der 85. Minute passierte es: Freistoß Leipzig, Flanke in die Mitte – und Edmond Tapsoba erwischte den Ball mit dem Kopf. Dummerweise in unserem Strafraum, in Richtung unseres Tores. In einer Szene zum Haare raufen wuchtet er das Leder ins eigene Netz. Eigentore sind wie Liebeskummer: Du weißt, dass sie passieren können, ändern kannst du nichts, und weh tut’s trotzdem höllisch. 2:2 – statt eines Auswärtssieges gab’s nur einen Punkt. Ich stand im Gästeblock wie vom Donner gerührt, und während die Leipziger jubelten, realisierten wir: Die Bayern ziehen wieder einmal auf und davon. Sechs Punkte Rückstand jetzt – der Titelkampf, von dem wir heimlich geträumt hatten, rückte abrupt in weite Ferne. Es war, als hätte uns das Schicksal hämisch zugeflüstert: „Träumt nicht zu viel, ihr Leverkusener.“

Doch lange Zeit zum Hadern gab es nicht, denn auf mehreren Bühnen warteten große Auftritte. In der Champions League hatten wir uns in der neuen Ligaphase souverän unter die besten 16 Europas gespielt – Bayer 04 in der K.o.-Runde der Königsklasse, das klang nach ganz großen Nächten. Und dann meinte es die Los-Fee wie immer besonders gut mit uns: Achtelfinale gegen den FC Bayern München. Natürlich. Wer sonst? Wir Fans nahmen es mit einer Prise Ironie: Ausgerechnet der Rekordmeister, als müsste uns die Fußball-Götter noch extra prüfen. Das Hinspiel in München verlief schon unglücklich, sodass wir mit einem Rückstand ins entscheidende Rückspiel gingen. Aber oh, die Hoffnungen waren da: Eine magische Nacht in der ausverkauften BayArena – genau das hatten wir uns ausgemalt. Die Luft vibrierte, das Stadion ein Tollhaus, und die Mannschaft begann wie entfesselt. Bayer presste hoch, drängte Bayern hinten rein. Schick hatte Chancen, Frimpong wirbelte überall herum, und Granit Xhaka verteilte im Mittelfeld die Tacklings wie ein Türsteher an Karneval. Eine knappe halbe Stunde lang rochen wir an der Sensation – man merkte den Münchnern an, dass sie wackeln. Vielleicht, ganz vielleicht war da was drin?
Dann kam dieser Moment. Eine Unachtsamkeit bei einem Standard – Freistoß Bayern. Und wer steht natürlich goldrichtig? Harry Kane, dieser Tor-Magnet mit dem eingebauten Riecher für wichtige Buden. Zack – Kopfball, 0:1. In Kombination mit dem Hinspielergebnis fühlte sich das an wie eine eiskalte Dusche nach einer durchzechten Nacht: bitter, aber irgendwie auch vorhersehbar. Mit diesem Tor verabschiedete sich der letzte Funken unseres Traums vom Halbfinale. Die Werkself warf zwar noch einmal alles nach vorne, jeder Ball wurde nach vorn gepumpt – aber als Alphonso Davies uns auch noch das 0:2 einschenkte, war der Drops gelutscht. Aus der Traum. Keine magische Nacht, kein Wunder von Leverkusen. Stattdessen die ernüchternde Erkenntnis, dass uns bis zur europäischen Spitze doch noch ein Stück fehlt. Es tat weh. Weil wir diese Saison so oft bewiesen hatten, dass wir jeden schlagen können. Weil wir es so sehr wollten. Und weil wir uns alle insgeheim mehr erträumt hatten als das nächste Achtelfinal-Aus. Aber: Wir sind Bayer 04. Wir stehen immer wieder auf, egal wie oft es uns hinlegt. Die Champions League war vorbei, doch die Saison noch lange nicht!

Kaum hatten wir den europäischen K.o. verdaut, wartete der DFB-Pokal – unser verbleibender Pfad zu Ruhm und Silber. Als Pokalverteidiger (jawohl, endlich hatten wir ja mal einen Titel geholt im Vorjahr!) marschierten wir durch die Runden, und im Viertelfinale kam es zum Derbykracher gegen den 1. FC Köln. Ach, dieser Abend… Spiele gegen Köln sind ohnehin nichts für schwache Nerven, aber dieses Viertelfinale hat uns locker zehn Jahre altern lassen. Die Atmosphäre? Elektrisch. Das Spiel? Eine Berg-und-Talbahn der Gefühle. Bayer dominierte zunächst, vergab Chancen, und natürlich ging Köln dann plötzlich in Führung – ein klassischer Pokalstreicher, wie er im Buche steht. Damion Downs traf für die Domstädter und im Gästeblock der Kölner war Party angesagt. Wir Leverkusener Fans hingegen spürten schon das vertraute Flattern in der Magengegend: sollte unser Pokaltraum ausgerechnet gegen den Erzrivalen enden? Doch unsere Werkself antwortete mit Herz und Wut. Es ging hin und her, wir glichen aus, gingen in Führung – nur um dann doch wieder den Ausgleich zu kassieren. 2:2 nach 90 Minuten, Verlängerung, Puls bei 180. In der 98. Minute dann die Explosion: Tor für Bayer! 3:2! Köln warf noch einmal alles rein, erzielte sogar ein Tor – doch der VAR hatte kein Erbarmen mit ihnen: Abseits! Als der Schlusspfiff ertönte, lagen wir uns in den Armen, völlig erledigt und überglücklich. Sieg! Halbfinale! Was für eine Nacht am Rhein! Die Titelverteidigung lebte und obendrein hatten wir Köln mal wieder gezeigt, wo der Barthel den Most holt. In diesem Moment dachten wir wirklich: Pokal? Bayer kann das – vielleicht holen wir uns das Ding wieder!

Tja… vielleicht. Oder auch nicht. Denn vier Wochen später folgte der Tiefschlag der Saison, der uns noch lange in den Albträumen verfolgen wird: Pokal-Halbfinale auf der Bielefelder Alm. Drittligist gegen Bundesliga-Spitzenreiter – eigentlich eine klare Sache auf dem Papier. Aber im Pokal gelten andere Gesetze, schon klar. Trotzdem: Was an diesem Dienstagabend Anfang April passierte, fühlte sich an wie eine besonders fiese Folge von „Verstehen Sie Spaß?“ für Bayer-Fans. Wer live dabei war, hätte am liebsten nach 30 Minuten das Handy ausgeschaltet, das Trikot gleich bei 90 ° in die Waschmaschine geworfen und so getan, als wäre dieses Spiel nie passiert. Aber so funktioniert das Fanleben eben nicht – schon gar nicht in Leverkusen.

Dabei fing alles nach Plan an, als hätte jemand ein Drehbuch für einen souveränen Favoritensieg geschrieben: Jonathan Tah köpft nach einer Ecke das 1:0 für uns, und im Gästeblock herrscht bester Feierabendbier-Modus. Führung, alles supi – bis hierhin konnte man noch entspannt an der Stadionwurst knabbern. Doch, Hand aufs Herz, das war auch der letzte Moment, in dem Bayer wirklich Kontrolle über das Spiel hatte. Was danach kam, war kollektives Kopfschütteln. Bielefeld – dieser Drittligist! – presste aggressiv, unsere Mannschaft wirkte plötzlich ratlos, und Xabi Alonsos Matchplan schien auf dem holprigen Rasen der altehrwürdigen Alm nicht zu funktionieren. Lange Bälle segelten im hohen Bogen über das Mittelfeld, als glaubte man, wir spielten in einem Monsunregen oder wären ins Jahr 2005 zurückgebeamt worden. Aber auf diesem Acker kam jeder hohe Ball runter wie ein nasser Sack – so unwirksam wie ein veganer Grillabend in einer Metzgerei. Kombinationsspiel? Fehlanzeige. Tempo? Nur beim Gegner. Statt Plan B gab’s nur vergebliche Gewaltaktionen. Während wir also versuchten, irgendwie mit der Brechstange zum Erfolg zu kommen, machte Bielefeld exakt das, was wir eigentlich tun wollten: Fußball spielen. Die Arminen kombinierten, kämpften – und trafen. Zweimal klingelte es bei uns, und so paradox es klingt: Jeder Bielefelder Treffer fühlte sich fast schon unvermeidbar an. Unsere Defensive war auf einmal löchrig wie ein Emmentaler Käse, und vorn fanden wir keine Antwort. Ehe wir uns versahen, lagen wir zur Halbzeit 1:2 hinten – Tahs Führungstor längst nur noch Randnotiz, Bielefelds Fans auf den Rängen träumten vom Finale in Berlin, und wir standen da wie begossene Pudel.

In der zweiten Hälfte warteten wir dann verzweifelt auf eine Schlussoffensive unserer Werkself – aber da kam nichts außer planlosen Flanken und dem hilflosen Versuch, mit Tah als Not-Stürmer irgendwie den lieben Fußballgott umzustimmen. Klar, einmal klatschte noch ein Ball an den Pfosten, einmal zwang Amine Adli den Bielefelder Keeper zu einer Glanzparade. Doch die Wahrheit war: Wenn du in einem Pokal-Halbfinale gegen einen Drittligisten 45 Minuten lang keine echte Idee hast, brauchst du dich über das Ergebnis nicht wundern. 1:2 – Aus, vorbei, Nirgendwo statt Berlin. Nach Abpfiff standen die Spieler wie versteinert vor uns im Gästeblock. Granit Xhaka diskutierte frustriert mit den Fans, die Köpfe hingen, Augen starr ins Leere. Das war mehr als nur eine Niederlage – das fühlte sich an wie ein tiefer Stich ins Herz unserer Saison. Ein mentaler Knockout, der Narben hinterlassen würde.

Für uns hartgesottene Anhänger hieß es mal wieder: zusammensacken, einmal tief durchatmen und dann irgendwie weitermachen. Niemals aufgeben, auch wenn’s weh tut. Die Mannschaft schwor, jetzt erst recht in der Liga Gas zu geben – irgendwas noch aus dieser Saison rauszuholen, damit am Ende nicht nur Enttäuschung bleibt. Berlin war gestrichen, der Pokal futsch, also konzentrierten wir uns auf die Bundesliga.

Und tatsächlich zeigte die Werkself eine Reaktion. Im Liga-Endspurt war nun Charakter gefragt. Die Wochen nach dem Pokal-Aus waren allerdings zunächst ein Auf und Ab der Gefühle. Ein paar Spiele lang wirkten die Jungs verständlicherweise gezeichnet: Unentschieden reihten sich an Unentschieden, als steckten wir in einer Zeitschleife fest. Insbesondere ein trostloses 0:0 zu Hause gegen Union Berlin fühlte sich an wie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ – wieder kein Sieg, wieder nur Frust. Auch zuvor gegen Bremen gab’s schon eine enttäuschende 0:2-Pleite – ein richtig gebrauchter Tag, an dem einfach gar nichts funktionieren wollte. Aber anstatt komplett den Kopf in den Sand zu stecken, rappelten sie sich noch einmal auf. Xabi Alonso erinnerte das Team daran, was es auszeichnet: Ruhe bewahren, an sich glauben, weitermachen.

Ende April, als schon alle dachten, die Luft sei raus, legte Bayer 04 nochmal einen Schalter um. Gegen Augsburg erlebten wir einen dieser Tage, an denen einfach alles passte: Sonnenschein, kaltes Bier im Stadionbecher und eine Werkself, die sich den ganzen Frust der letzten Wochen von der Seele schoss. 2:0 gewannen wir, locker-flockig und souverän, als hätte es nie einen Einbruch gegeben. Schick netzte früh, Buendía zauberte ein Traumtor in den Winkel – Popcorn-Kino vom Feinsten. Während wir ausgelassen feierten, wussten wir: Dieser Sieg war mehr als nur drei Punkte, er war eine Ansage. Die Bayern-Meisterfeier verschoben! Jawohl, durch diesen Dreier konnten die Münchner noch nicht vorzeitig den Titel klarmachen. Es fühlte sich an wie ein kleiner Sieg über den großen Rivalen, auch wenn der die Schale quasi schon mit einem Finger anfasste. „Auftrag erfüllt – Partycrasher vom Rhein“, lachten wir auf dem Heimweg. Die Jungs hatten bewiesen, dass sie Charakter haben. Und wir Fans dachten uns insgeheim: Vielleicht erlebt diese Saison ja doch noch ihr perfektes Happy End? Ein Fünkchen Resthoffnung glomm wieder auf – man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Das drittletzte Saisonspiel in Freiburg allerdings setzte unseren Meisterträumen endgültig den Garaus – aber natürlich nicht, ohne uns vorher nochmal durch alle Emotionen zu jagen. Es war Jonathans Tahs 400. Spiel für Bayer 04, und was machte unser Kapitän? Er schrieb sein eigenes Drehbuch. Zunächst war die Partie ein zähes Ringen. Freiburg mauerte, wir spielten handzahmen Ballbesitzfußball ohne Durchschlagskraft. Im strömenden Regen passierte wenig – bis ein Fernschuss von Freiburgs Eggestein aus gefühlten 100 Metern plötzlich einschlug und unsere junge Leihgabe Matej Kovar im Tor dabei eher unglücklich aussah. 0:1 hinten. Und dann – weil Unglück selten allein kommt – fälschte Piero Hincapié kurz darauf einen Ball ins eigene Netz ab. Ein Slapstick-Eigentor der Extraklasse, bei dem allen Bayer-Fans kurz das Herz stehenblieb. 0:2! Ausgerechnet gegen Freiburg! Während die Breisgauer Anhänger von einer Sensation träumten, wussten wir: Ein Punktverlust hier bedeutet die Meisterschale für Bayern. Man konnte praktisch spüren, wie in München der Champagner entkorkt wurde. Trotzdem – oder gerade deswegen – kam noch einmal diese „jetzt erst recht“-Mentalität durch. Florian Wirtz nahm sich ein Herz und zauberte uns mit einem Solo zurück ins Spiel. Ein Dribbling durch die Freiburger Abwehr, Schuss an den Innenpfosten, Tor! 1:2 nur noch, zwanzig Minuten vor Schluss. Plötzlich war sie wieder da, diese kleine verrückte Hoffnung. Die Bayer-Hoffnung, die dich nie ganz verlässt, auch wenn der Verstand längst die Segel streicht.


Und tatsächlich, in der Nachspielzeit folgte die Krönung: Eine letzte Ecke für uns, der Ball segelt herein – und wer steigt am höchsten? Jonathan Tah. Mit seiner schmerzenden Abschiedsschulter (so stellte ich es mir zumindest vor) wuchtet er den Ball über die Linie! 2:2! Ausgleich! Wir auf den Rängen sind komplett aus dem Häuschen, jubeln wie die Weltmeister, als hätten wir soeben doch noch den Titel gewonnen. Tah hatte sich mit diesem Kopfball in unsere Herzen geköpft, im wahrsten Sinne. Klar, objektiv gesehen war es „nur“ ein Unentschieden. Ja, damit war die Meisterschaft endgültig futsch – die Bayern waren nun uneinholbar vorne und durften die hässliche Salatschüssel behalten. Aber was soll’s? In diesem Moment zählte für uns nur eins: 33 Auswärtsspiele in Folge ungeschlagen! Mit dem Punkt in Freiburg hatte Bayer Leverkusen den jahrzehntealten Auswärtsrekord der Bayern eingestellt. Zwei komplette Bundesliga-Spielzeiten ohne Auswärtsniederlage – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Wenn schon keine Schale, dann wenigstens ein Eintrag in die Geschichtsbücher. „Ein Rekord für die Ewigkeit“, murmelte einer neben mir und klang dabei fast versöhnt. Wir nahmen es mit einem Schulterzucken: Dass wir mit diesem Punkt den Bayern offiziell den Titel überlassen haben? Geschenkt. Meister werden die sowieso immer – aber so einen Rekord, den haben wir! Einfach nur Wahnsinn. Einfach nur Bayer.
Damit ging es in den vorletzten Spieltag – ein Heimspiel gegen Borussia Dortmund, das jedoch weniger sportlichen Wert hatte als vielmehr emotionalen. Platz 2 war uns sicher, die Meisterschaft entschieden, Dortmund kämpfte noch um die Champions League-Platzierung, aber für uns Leverkusener drehte sich alles um den Abschied von zwei ganz großen Bayer-Legenden. Xabi Alonso und Jonathan Tah betraten zum letzten Mal im Bayer-Trikot die heimische Bühne. Das Spiel selbst? Nun ja, es geriet zur Randnotiz. Ja, wir verloren 2:4 gegen den BVB. Ja, vielleicht hätten wir gewinnen können, sogar müssen – einige Chancen waren da. Aber wen interessierte das an diesem Sonntag wirklich? Schon vor Anpfiff lag ein Hauch Melancholie über dem Stadion, mischte sich mit dem Duft von Bratwurst und Bier. Auf den Rängen wurden Banner hochgehalten: „Gracias, Xabi!“ stand da und „Danke, Jona!“. Als die beiden vor dem Anpfiff geehrt wurden, hatten selbst gestandene Südkurven-Ultras feuchte Augen. Wir wussten alle: Hier gehen zwei, die unser Bayer-Herz geprägt haben.

Xabi Alonso – der Maestro an der Seitenlinie, der gekommen war, als wir irgendwo zwischen „naja“ und „schon wieder Trainerwechsel?“ feststeckten, und der aus unserer grauen Suppe ein Sterne-Menü gezaubert hat. In kurzer Zeit formte er die Werkself zu einer der stilvollsten und erfolgreichsten Mannschaften Europas. Mit kühlem Kopf, klarer Philosophie und dieser unnachahmlichen Mischung aus spanischer Eleganz und deutscher Gründlichkeit brachte er uns zurück in die Spitze. Dass er uns nicht zur Meisterschale führen konnte, geschenkt – er hat uns etwas viel Wertvolleres hinterlassen: Hoffnung. Hoffnung und Stolz darauf, Bayer-Fan zu sein. Unter Xabi haben wir Fußball gesehen, der uns träumen ließ, und endlich das Gefühl bekommen, wir könnten wirklich mal was Großes reißen. Kein Wunder, dass an diesem Tag hunderte Schals mit seinem Namen hochgehalten wurden, als er zum letzten Mal in die Kurve winkte. Xabi kletterte sogar auf den Zaun, klopfte sich aufs Herz und verabschiedete sich mit glänzenden Augen von den Fans. In dem Moment hatten wir alle Gänsehaut. Da war mehr als nur ein Trainer, der ging – es fühlte sich an, als verabschiede sich ein Freund.

Und Jonathan Tah – unser „Capitano“ in dem Spiel, der Fels in der Brandung, zehn Jahre im Verein, durch alle Höhen und Tiefen gegangen. Dieser Mann hat verkörpert, was es heißt, ein echter Werkselfer zu sein: loyal, bodenständig, immer da, wenn’s brennt. Ein würdiger Abschied für eine Bayer-Ikone.
Letzter Spieltag in Mainz. Die Bayern sind Meister, Leverkusen Vizemeister. Aber Bayer 04 wäre nicht Bayer 04, wenn es nicht nochmal Drama gäbe. Drei Mainzer Tore annulliert. Zwei Elfmeter. Ein wackliger Punkt. 2:2. Und dann: 34 Auswärtsspiele in Folge ungeschlagen. Ein Rekord für die Ewigkeit.
Und so endet die Saison 2024/25 für Bayer 04 Leverkusen mit einem zweiten Platz in der Bundesliga, jeder Menge denkwürdiger Geschichten und diesem typisch ironischen Leverkusener Fazit: Alles gehabt – außer Meisterschale. Wieder mal kein Titel in der Liga. Aber seien wir ehrlich: Wer braucht schon jedes Jahr diese hässliche Salatschüssel, wenn man dafür Rekorde, legendäre Spiele und magische Momente am laufenden Band bekommen hat? Wir haben in dieser Spielzeit gelacht, geweint, gezittert und gejubelt. Wir haben Pokalnächte durchlitten und Champions-League-Träume geträumt. Wir sind aus allen Wolken gefallen und gleich danach wieder aufgestanden. Und am Ende steht da nicht nur ein guter Tabellenplatz und ein Auswärtsrekord für die Ewigkeit, sondern vor allem eines: das unerschütterliche Gefühl, dass es trotz allem verdammt Spaß macht, Bayer-Fan zu sein. Alonso geht, Tah geht – aber die Liebe zu diesem verrückten Verein bleibt. Wir haben wieder Hoffnung geschöpft, und das ist in Leverkusen bekanntlich selten genug.

Was bleibt von dieser Saison? Kein Titel. Aber Stolz. Freude. Hoffnung. Eine Mannschaft, die gewachsen ist. Ein Verein, der sich in die Herzen der Fans gespielt hat. Ein Trainer, der Stil hatte. Ein Abschied, der weh tat. Und ein Rekord, der für immer bleibt.

Sonntag, 18. Mai 2025

Der niemalsmeister (war gestern) Saisonrückblick: Prognose versus Endstand

Als ich am Mittwoch, dem 21. August 2024, meine Saisonprognose für die Bundesliga 2024/25 veröffentlichte, war ich voller Zuversicht und optimistischer Erwartungen: RB Leipzig sollte die Liga anführen, gefolgt von Bayern München und Bayer 04 Leverkusen. Fünf Monate später, nach 34 Spieltagen und zahlreichen überraschenden Wendungen, fällt das Résumé ein Stück weit ernüchternd, aber umso spannender aus.

Bereits an der Spitze zeigte sich, dass kraftvolle Vorjahresleistungen nicht zwangsläufig in eine Titelfeier münden. RB Leipzig, mein vermeintlicher Meisterkandidat, stolperte früh über Formkrisen und Verletzungssorgen, sodass am Saisonende nur Platz 7 zu Buche stand. In Kontrast dazu bewahrten die Bayern ihre unerschütterliche Konstanz: Mein Tipp auf Rang 2 erwies sich als zu zögerlich – sie sicherten sich souverän die Schale und ließen die Konkurrenz hinter sich. Bayer Leverkusen spielte eine ähnlich starke Saison, übertraf meine Erwartungen um eine Position und landete auf Platz 2. Diese beiden Klubs dominierten das Tableau und verwiesen Eintracht Frankfurt, das ich lediglich im oberen Mittelfeld vermutete, auf Rang 3, nachdem die SGE mit beeindruckender Kontinuität und taktischer Cleverness das Feld aufrollte.

Im Verfolgerfeld behielt Borussia Dortmund weitgehend die Spur: Ich hatte sie auf Rang 4 taxiert, und sie lieferten exakt diese Platzierung ab. Ebenfalls punktgenau traf meine Prognose für Borussia Mönchengladbach (10) und den VfL Wolfsburg (9 → 11) – wenn auch bei Letzterem mit nur geringfügigen Abweichungen. Überraschend positiv agierten SC Freiburg und Mainz 05: Freiburg beendete die Saison auf Platz 5 (statt prognostiziert 7), Mainz gar auf Platz 6 (statt 11), womit beide Klubs ihre Ambitionen auf internationale Plätze untermauerten.

Enttäuschend verlief die Spielzeit hingegen für Teams, die ich weiter oben erwartet hatte. Der VfB Stuttgart, den ich auf Rang 5 sah, fiel auf Rang 9 zurück und offenbarte Schwächen in der Defensive; die TSG Hoffenheim stürzte gar auf Platz 15 ab – statt wie geplant im Mittelfeld zu landen. Union Berlin und der FC Augsburg zeigten solide Leistungen, beendeten die Saison aber jeweils knapp oberhalb der Abstiegszone (13 und 12), und übertrafen damit meine Vorhersagen nur marginal.

Am Tabellenende offenbarten sich die größten Diskrepanzen. Der VfL Bochum, den ich auf Platz 15 erwartet hatte, verschwand gänzlich im Tabellenkeller und musste den Gang in die 2. Bundesliga antreten (Platz 18). Heidenheim rettete sich auf Platz 16, Kiel landete bei Platz 17. Der Absturz der Nordlichter war damit nur geringfügig weniger hart als von mir prophezeit.

Insgesamt zeigt der Blick zurück, dass Prognosen, selbst von erfahrenen Fußballkennern, der Dynamik einer Bundesliga-Saison oft nicht gerecht werden. Verletzungen, Formhoch und -tiefs sowie überraschende Trainerwechsel können das Kräfteverhältnis auf den Kopf stellen. Mein Saisonrückblick 2024/25 ist daher weniger ein Scheitern als eine Erinnerung daran, wie aufregend und unberechenbar der deutsche Fußball ist – und dass gerade diese Unvorhersehbarkeit die Faszination der Bundesliga ausmacht.

Samstag, 17. Mai 2025

Unentschieden, Unendlichkeit und ein letzter VAR-Wahnsinn – Bayer 04 sagt Servus mit Rekord

Wenn man auswärts 34 (!) Bundesliga-Spiele am Stück nicht verliert, dann ist das entweder ein Zeichen göttlicher Fügung oder man trägt das Bayer-Kreuz auf der Brust. Unsere Werkself hat in Mainz nicht nur den nächsten Videobeweis-Krimi überstanden, sondern nebenbei auch noch einen Rekord in die Geschichtsbücher getackert – ungeschlagen in fremden Stadien seit zwei verdammten Jahren. Und nein, das ist kein Tippfehler. 34 Mal auswärts gespielt, 34 Mal nicht verloren. Selbst die Bayern reiben sich verwundert die Augen – wahrscheinlich mit einem Handtuch aus Tränen der verpassten Alleinherrschaft.

Das Spiel in Mainz? Nennen wir es ein würdiges Saisonfinale mit allem, was dazugehört: Chaos, Dramatik, Nostalgie, und ein bisschen Wehmut. Eine Partie, bei der sich der VAR dachte: „Heute bin ich mal Hauptdarsteller.“ Gleich drei Mainzer Tore wurden in der ersten Halbzeit einkassiert – vermutlich gibt's dafür bald einen Sammelsticker-Album-Sonderdruck: „Abgepfiffene Tore 2025 – Edition Mainz“. Irgendwann hatten wir das Gefühl, der Schiri pfeift nicht nach Regelwerk, sondern nach einer Bingo-Karte mit „Abseits“, „Handspiel“ und „Torwartschutz“.

Zur Wahrheit gehört auch: Die erste Halbzeit war aus Leverkusener Sicht ungefähr so spritzig wie abgestandene Fassbrause. Mainz dominierte, rannte, schoss – und fand in der ersten halben Stunde dreimal ins Tor und trotzdem stand’s weiter 0:0. Irgendwann hat dann auch Paul Nebel ein Einsehen gehabt und den Ball unter freundlicher Mithilfe von Jonathan Tahs Waden zum regulären 1:0 versenkt. Halbzeitpfiff, Durchatmen, alles wieder auf Anfang – außer für Mainz, die da eigentlich schon 3:0 führen müssten. Aber gut, wir nehmen’s mit einem kleinen Schulterzucken und einem "Typisch Bayer"-Grinsen.

Xabi Alonso – in seinem letzten Spiel als Leverkusen-Trainer – griff zur Pause in die Trickkiste und siehe da: Nach dem Seitenwechsel stand plötzlich eine völlig andere Mannschaft auf dem Platz. Es war fast so, als hätten die Jungs vergessen, dass man auch schon in der ersten Halbzeit Fußball spielen darf. Und dann kam Schick. Und nochmal Schick. Erst eiskalt vom Punkt, dann eiskalt mit dem Kopf – zweimal zappelte das Netz, zweimal tanzte der Tscheche, zweimal vergaßen wir für einen kurzen Moment, dass das eigentlich nur ein Spiel um die goldene Ananas war.

Doch in Leverkusen wäre es ja kein echtes Spiel ohne einen finalen Herzschlagtest. Mainz bekam ebenfalls einen Elfer – umstritten, klar, aber was wäre ein Bundesliga-Spiel ohne eine umstrittene VAR-Entscheidung? Burkardt trat an, traf, 2:2, und damit wieder alles offen. Dass am Ende noch ein Mainzer Treffer wegen Handspiel einkassiert wurde, passt zu diesem Spiel.

Und so geht eine Saison zu Ende, die uns alles geboten hat – außer vielleicht eine Meisterschale. Aber wer braucht schon diese hässliche Salatschüssel, wenn man sich mit Rekorden, legendären Spielen und einem Trainer verabschieden kann, der aus uns ein echtes Spitzenteam gemacht hat? Danke, Xabi – du hast uns nicht zur Meisterschaft geführt, aber zu etwas viel Wertvollerem: Hoffnung. Und das ist in Leverkusen bekanntlich selten genug.

Jetzt heißt’s erstmal: Sommerpause für die Großen, Endspiel für die Kleinen. Unsere U19 kämpft um die Deutsche Meisterschaft – in der BayArena, vor vollem Haus, gegen den 1. FC Köln. Wer da nicht hingeht, hat den Fußball nie geliebt.

Ach ja, fast vergessen: 34 Auswärtsspiele in Folge ungeschlagen. Einfach nur Wahnsinn. Einfach nur Bayer.

Sonntag, 11. Mai 2025

Taschentücher statt Tore – Leverkusen verliert zwei Herzensmenschen

Es war ein Sonntag, an dem das Ergebnis allenfalls als Randnotiz durchging. Ja, wir haben 2:4 gegen den BVB verloren. Ja, wir hätten das Spiel auch gewinnen können, vielleicht sogar müssen. Aber ehrlich: Wen interessiert das, wenn zwei echte Bayer-Legenden zum allerletzten Mal im Heimtrikot über den Rasen der BayArena laufen? Xabi Alonso und Jonathan Tah – zwei Namen, die in Leverkusen bleiben werden, auch wenn die Personen weiterziehen.

Schon vor Anpfiff lag etwas in der Luft. Und das war nicht nur der Duft von Bratwurst und Bier, sondern auch eine gewisse Melancholie. Denn während die Dortmunder noch um die Champions League kämpften, standen bei uns andere Themen im Vordergrund: Tränen, Tribünen und Trikots voller Emotionen.

Xabi Alonso – der Mann, der kam, als wir irgendwo zwischen „Naja“ und „Vielleicht doch wieder Trainerwechsel?“ hingen. Und der aus dieser grauen Suppe ein Drei-Sterne-Menü gezaubert hat. Innerhalb kürzester Zeit hat er die Werkself zu einer der stilvollsten Mannschaften Europas gemacht. Fußball, der so schön war, dass selbst neutrale Fans verstohlen „Hopp Leverkusen“ murmelten. Und jetzt geht er. Vermutlich zu Real Madrid. Und auch wenn wir’s ihm gönnen – es tut weh. Weil man sich an Xabi gewöhnt hat wie an den perfekten Espresso am Morgen: bitter, stark und verdammt gut.

Und dann Jonathan Tah. Unser Turm, unser Dauerbrenner, unser „Och, der spielt ja auch schon ewig bei uns!“. 400 Pflichtspiele – das muss man erstmal bringen. Er hätte längst schon irgendwohin wechseln können, wo man mehr Titel, mehr Geld oder mehr Sonne bekommt. Aber er blieb. Und das macht seinen Abschied umso schwerer. Nicht weil es überraschend kommt, sondern weil es endgültig ist. Einen wie Tah ersetzt du nicht einfach. Einen wie Tah musst du feiern, mit Applaus, mit Gänsehaut – und, ja, auch mit einem feuchten Auge.

Das Spiel? Ja, das gab’s auch noch. Frimpong traf, Kobel hielt wie besessen, der BVB war effizient wie ein Schweizer Uhrwerk – und wir waren eben Bayer 04 an einem dieser Tage: schön anzusehen, aber am Ende ohne Punkte. Hofmanns spätes 2:4 war nett, aber gefühlt schon Teil des Abschiedsprogramms.

Und trotzdem – oder gerade deshalb – war es ein besonderer Tag. Einer dieser Momente, in denen man spürt, dass Fußball mehr ist als Tabellenplätze und Statistiken. Dass es um Menschen geht. Um Trainer, die mit Stil und Haltung führen. Um Spieler, die nicht nur das Trikot tragen, sondern es leben. Und um Fans, die das alles zu schätzen wissen.

Der letzte Heimspieltag war kein sportlicher Höhepunkt. Aber ein emotionaler Volltreffer. Und wenn Alonso am Zaun hängt und in die Kurve winkt, wenn Tah sich die Kapitänsbinde vom Arm zieht und dabei nicht in unsere Richtung, sondern direkt ins Herz schaut – dann weißt du: Das war mehr als Fußball.

Bleibt nur zu sagen: Danke, Xabi. Danke, Jona. Es war uns eine Ehre. Und sollte es euch mal wieder nach Leverkusen verschlagen – wir haben noch Taschentücher. Und ’ne kalte Kiste im Keller.