Samstag, 5. April 2025

Wie ein Buendía-Schlenzer uns alle rettete

Also mal ehrlich – wer am Samstagnachmittag beim Spiel in Heidenheim voller Vorfreude das Pils aufgemacht hat, um die große Reaktion der Werkself nach dem Pokal-Desaster in Bielefeld zu sehen, der hat vermutlich spätestens zur Halbzeit aus Frust den Rasen gemäht oder die Steuererklärung angefangen. Denn was Bayer 04 da über weite Strecken auf den Platz brachte, erinnerte eher an ein laues Freundschaftsspiel im Trainingslager als an ein Bundesliga-Duell gegen einen Abstiegskandidaten. Und trotzdem – ja, trotzdem – stehen da am Ende drei Punkte auf der Habenseite. Warum? Weil Fußball manchmal einfach nicht logisch ist. Und weil Emiliano Buendía anscheinend keine Lust auf ein zweites 0:0-Geschiebe hatte.

Dabei fing alles wie so oft in dieser Rückrunde an: mit großen Erwartungen und kleinen Schritten. Xabi Alonso mischte die Startelf durch – Boniface durfte wieder von Beginn an ran, Aleix Garcia übernahm die Palacios-Position (nennen wir’s mal so) und Robert Andrich wurde in die Abwehr beordert. Dass der Gegner nicht Bayern München heißt, sondern Heidenheim, war aber offenbar nur auf dem Papier ein Vorteil. Denn der FCH zeigte von Anfang an, wie man als Kellerkind eben auftreten muss: bissig, gallig und mit dem Willen, jedem Ball hinterherzurennen, als gäbe es dafür Punkte beim Payback.

Bayer? Nun ja. Wenn man das Spiel in der ersten Halbzeit mit einem Gericht vergleichen müsste, dann wäre es ein lauwarmer Kartoffelsalat ohne Mayo. Es fehlte an Würze, an Tempo und – man muss es leider sagen – an Ideen. Die erste Torchance ließ über eine halbe Stunde auf sich warten, davor waren es die Gastgeber, die Latte, Pfosten und unsere Nerven malträtierten. Wir hatten Glück. Viel Glück. Hradecky stand da wie ein Fels in der Brandung – oder zumindest wie ein Fels, der das Glück auf seiner Seite hatte.

Die zweite Hälfte? Weniger schlecht, aber auch nicht wirklich besser. Bayer übernahm mehr Ballbesitz, aber mehr Ballbesitz ist halt auch kein Grund zum Feiern, wenn du damit nichts anfangen kannst. Chancen? Fehlanzeige. Spannung? Wenn überhaupt wegen der Angst vor einem Heidenheimer Lucky Punch. Alonso wechselte durch, Buendía kam – und noch dachte niemand, dass dieser kleine Argentinier gleich zum Held des Tages avancieren würde.

Dann: die 91. Minute. Hofmann, gerade erst eingewechselt und offenbar mit dem festen Willen, dem Spiel doch noch so etwas wie Dramaturgie zu geben, steckt den Ball durch, Buendía dreht sich einmal um sich selbst, zieht ab – und plötzlich zappelt der Ball im Netz. Schlenzer deluxe, ganz feine Klinge, kein Mensch in Heidenheim hat das kommen sehen. Wahrscheinlich nicht mal Buendía selbst. Was danach kam, war pure Ekstase. Auf dem Platz, auf der Bank, in den Wohnzimmern zwischen Leverkusen, Wiesdorf und Burscheid. Drei Punkte. Drei ganz, ganz wichtige Punkte. Und wahrscheinlich genau das Spiel, das wir gebraucht haben, um zu merken: Titelträume sind kein Selbstläufer, sondern manchmal eben auch das Ergebnis eines genialen Moments in einem grottigen Spiel.

Unterm Strich bleibt ein Sieg, bei dem man sich am liebsten bei Heidenheim für die vergebene Chancenflut bedankt und bei Buendía ein Bier ausgibt – oder besser gleich einen Kasten. Dass die Werkself in dieser Form noch viel Luft nach oben hat, ist klar. Aber wer Meister werden will, muss halt auch die hässlichen Spiele gewinnen. Und das hier – das war definitiv kein Schönheitswettbewerb. Aber immerhin: die Nummer auf dem Spielberichtsbogen fängt mit einer Eins an. Und das ist alles, was zählt.

Nächsten Samstag kommt Union Berlin. Und wer weiß – vielleicht lassen wir da ja mal wieder den Champagner-Fußball aus der Hinrunde aufblitzen. Bis dahin lehnen wir uns zurück, atmen tief durch und flüstern leise: Danke, Emiliano.

Mittwoch, 2. April 2025

Berlin, Berlin… ohne uns – Pokal-Aus mit Ansage auf der Alm

Es gibt Momente, da willst du einfach nur noch das Handy ausmachen, das Trikot in die Waschmaschine schmeißen (am besten gleich bei 90 Grad) und so tun, als wäre dieser Dienstagabend nie passiert. Aber so funktioniert das Fanleben nun mal nicht – schon gar nicht als Leverkusener. Denn wenn man sich den DFB-Pokal-Halbfinaleintrag gegen Arminia Bielefeld nochmal ins Gedächtnis ruft, dann klingt das alles wie ein schlechter Witz. Drittligist, Pokalverteidiger, Alm – und am Ende steht da ein 1:2 und eine Reise nach Nirgendwo statt nach Berlin.

Dabei fing das Spiel noch an wie aus dem Drehbuch für einen souveränen Favoritensieg. Tah nickt nach einer Ecke ein, wir führen, die Stimmung im Gästeblock ist bester Feierabendbier-Modus. Alles läuft nach Plan – na gut, fast alles. Denn irgendwie war das auch schon der letzte Moment, in dem wir wirklich Kontrolle über das Spiel hatten. Der Rest war ein Mix aus Bielefelder Pressing, Leverkusener Ratlosigkeit und einer Taktik, bei der man sich fragt, ob Xabi Alonso vor dem Spiel den Platz mal aus der Nähe gesehen hat – oder ob ihm jemand erzählt hat, das Spiel fände in der BayArena statt.

Denn was da an langen Bällen über das Bielefelder Mittelfeld segelte, hätte vielleicht 2005 funktioniert – oder bei Starkregen, wenn der Ball wenigstens rutschen würde. Aber auf dieser Alm, auf diesem Acker, war das so effektiv wie ein veganer Grillabend in einer Metzgerei. Kein Kombinationsspiel, kein Tempo, keine Ideen – und vor allem kein Plan B, als sich Plan A nach 20 Minuten verabschiedete. Und während wir also versuchten, das Spiel mit Gewalt und Zufall zu drehen, machte Bielefeld genau das, was wir eigentlich machen wollten: Fußball spielen. Kombinieren. Kämpfen. Und treffen.

Zweimal klingelte es bei uns – und beide Tore fühlten sich irgendwie vorhersehbar an. Weil unsere Abwehr plötzlich so löchrig war wie ein Emmentaler auf Speed. Weil wir keinen Zugriff mehr hatten. Weil wir keinen Zugriff wollten? Man weiß es nicht. Fakt ist: Bielefeld wollte ins Finale, wir wollten irgendwie ins Ziel – und haben beides nicht geschafft. Und das auch noch verdient.

Dass dann in der zweiten Hälfte nichts mehr kam außer verzweifelte Flanken und der Versuch, mit Tah als Stoßstürmer den Mario-Basler-Gedächtnis-Pokal zu holen, war sinnbildlich für diesen Abend. Klar, Pfosten hier, Glanzparade da – aber mal ehrlich: Wenn du in einem Pokalhalbfinale gegen einen Drittligisten in 45 Minuten keine echte Spielidee hast, dann brauchst du dich über das Ergebnis nicht wundern.

Und dann stehen da nach dem Spiel die Spieler ratlos vor dem Block, Xhaka diskutiert mit den Fans, die Köpfe hängen, die Augen sind leer. Ja, das war mehr als eine Niederlage – das war ein mentaler Tiefschlag. Einer, der diese Saison verändern kann. Vielleicht nicht kippen, aber kratzen tut er auf jeden Fall. Denn es war nicht das wie, es war das warum zum Teufel so?

Wir haben eine Mannschaft, die um Titel mitspielen kann. Die auf höchstem Niveau Fußball spielen kann. Aber nur, wenn sie sich daran erinnert, dass man dafür nicht nur Technik, sondern auch Herz, Mut und Plan braucht. Und genau das hat in Bielefeld gefehlt – auf ganzer Linie.

Jetzt geht’s nach Heidenheim. Ein Spiel, das plötzlich mehr Bedeutung hat, als uns lieb ist. Denn nach so einer Klatsche musst du liefern. Punkt. Und wenn wir ehrlich sind: Das sind wir unseren Nerven, unseren Fans und der Idee, diese Saison doch noch zu einer goldenen zu machen, verdammt nochmal schuldig.

Berlin ist gestrichen. Der Pokal bleibt woanders. Aber vielleicht, ja vielleicht, war dieser Abend auf der Alm der Weckruf, den diese Mannschaft gebraucht hat. Hoffen wir's. Sonst wird aus "Niemals Meister" bald "Niemals wieder ein Finale". Und das kann selbst der härteste Bayer-Fan nicht mehr mit Galgenhumor weglächeln.

Samstag, 29. März 2025

Ein Freitagabend mit Fernschuss-Flair und gepflegter Gelassenheit – Bayer 04 macht’s wieder mal auf Leverkusener Art

Man muss es einfach sagen: Wenn diese Mannschaft gerade spielt, fühlt es sich oft an, als hätte jemand den „Ruhemodus“ aus dem Meditationskurs ins Fußballstadion verlegt – nur dass es statt Klangschalen knallende Fernschüsse und Abstauber gibt. So auch beim 3:1 gegen den VfL Bochum, einem Spiel, das nicht unbedingt ins Highlight-Archiv muss, aber mal wieder den Beweis liefert: Die Werkself weiß genau, was sie tut. Und sie tut es, wie immer in dieser Saison, mit einer fast schon unheimlichen Selbstverständlichkeit.

Es war kein wildes Spektakel, sondern eher ein gut temperierter Arbeitssieg. Ein Spiel wie ein Espresso: kurz, intensiv, mit ordentlich Wumms in der Mitte. Der Gegner? Bochum – der Bundesliga-eigene Inbegriff von „wir machen’s euch so schwer wie möglich“. Die haben sich reingeworfen, gerackert, geblockt, was das Zeug hält. Hinten dicht, vorne mal gucken, ob einer aus der zweiten Reihe zündet. Hat ja auch kurz geklappt, als Passlack aus dem Nichts das 1:1 reinbretterte – aber hey, wer Aleix Garcia in der 20. Minute diesen Schönheitspreis von einem Fernschuss gesehen hat, wusste da schon: Das war kein normales Spiel, das war wieder so ein „Bayer-Spiel“. Eins, das man irgendwie unter Kontrolle hat, selbst wenn der Gegner kämpft wie in einem Bruce-Willis-Film.

Besonders erfreulich aus Fan-Sicht: Victor Boniface scheint endgültig wieder der zu sein, der uns in der Hinrunde den Glauben an das fußballerische Glück zurückgegeben hat. Klar, der Abstauber war kein Kunstwerk, aber das Tor war der Lohn für die vielleicht stärkste Phase im Spiel – und wenn die Werkself erstmal rollt, dann wird’s eng für jeden Gegner. Der Dritte im Bunde, Amine Adli, durfte dann am Ende auch noch einen Haken drunter setzen. Premiere nach langer Torflaute, bisschen Emotion, bisschen Erleichterung – das sind die kleinen Geschichten, die man sich als Fan gerne merkt.

Was das Ganze aber wirklich besonders macht: Diese Mannschaft ist mittlerweile in einem Modus, in dem man sich selbst bei einem 1:1 zur Halbzeit denkt: Joa, machen die schon. Und das ist vielleicht die größte Veränderung zur Vergangenheit. Keine kopflosen Aufholjagden, kein wildes Chaos-Finale. Stattdessen: Geduld, Passspiel, Cleverness. Mitten im Titelrennen, drei Punkte an die Bayern ran, und irgendwie wirkt keiner nervös. Schon Xabi Alonso sagte’s ja (nicht, dass wir zitieren würden – aber er meinte sinngemäß): ruhig bleiben, dran glauben, weitermachen. Und genau das tut die Truppe auch.

Dass dabei mit Jonathan Tah mal eben jemand sein 300. Bundesligaspiel feiert (284 davon in Rot-Schwarz – absolute Vereinslegende in progress), ist das Sahnehäubchen auf einem Abend, an dem wieder mal ein paar Marken geknackt wurden: Meiste Tore vor der Pause, meiste Fernschusstore (fast), meiste Coolness sowieso.

Jetzt also: Pokalhalbfinale in Bielefeld. Drittligist, Flutlicht, Kunstrasen-Feeling, Pokalmagie. Wir kennen die Geschichten. Und wir kennen auch Bayer 04 in 2025 – das wird kein Spaziergang, aber wenn einer weiß, wie man konzentriert bleibt und die Nerven behält, dann sind es die Jungs aus der BayArena. So lange sie nicht anfangen, beim Einlaufen zu meditieren, ist alles gut.

In diesem Sinne: Weiterträumen erlaubt. Das Ziel ist in Sicht – und wir marschieren ganz gelassen drauf zu.

Montag, 17. März 2025

Schick’sches Gesetz: In der Nachspielzeit regelt Bayer 04!

Was war das bitte für ein Spiel?! Manch einer mag es vielleicht mit einem epischen Hollywood-Drehbuch vergleichen – nur dass dieses Skript wohl selbst in der Traumfabrik als zu übertrieben durchgewunken worden wäre. 3:1 hinten in Stuttgart, kaum noch Zeit auf der Uhr, und dann? Die Werkself schüttelt sich, holt den Hammer raus und nagelt mit einem Last-Minute-Sieg ein weiteres Kapitel in die Geschichtsbücher. Und wieder einmal heißt der Regisseur dieser Showdown-Inszenierung: Patrik Schick!

Aber fangen wir von vorne an. Wer die erste Halbzeit gesehen hat, musste sich ernsthaft fragen, ob Bayer 04 vergessen hat, dass am Sonntagabend tatsächlich Bundesliga gespielt wird. Stuttgart presste mit Volldampf, Demirović schob früh ein, und während wir noch damit beschäftigt waren, uns über unsere eigene Passivität zu ärgern, lag das Ding nach dem Seitenwechsel plötzlich 0:2. Stimmung? Im Keller. Hoffnung? Minimal. Doch dann geschah das, was diese Mannschaft unter Xabi Alonso so besonders macht: Sie lässt sich nicht abschreiben. Nie.

Frimpong – natürlich Frimpong! – zündete die Rakete zum 1:2, aber kaum hatten wir kurz gejubelt, flog uns das nächste Eigentor um die Ohren. Granit Xhaka, sonst Turm in der Schlacht, half den Stuttgartern mit einem unglücklichen Abpraller. Der alte Zwei-Tore-Rückstand war also wieder da, und spätestens jetzt war klar: Wer einen schwachen Magen hat, sollte mit dieser Bayer-04-Saison besser vorsichtig sein. Doch genau da kam die Werkself in ihren absoluten Lass-das-mal-unser-Problem-sein-Modus.

Hincapié donnerte nach einer Ecke zum 2:3 ein – man spürte plötzlich die Energie! Stuttgart wankte. Boniface kam ins Spiel und machte das, was er am besten kann: Chaos stiften. Ein flacher Pass in den Fünfer, ein Stuttgarter Fuß, und das Leder zappelte im Netz. 3:3! Jetzt gab es kein Halten mehr. In der Kurve pure Ekstase, auf dem Platz nur noch Angriff. Und dann: 90.+4. Flanke Frimpong. Kopfball Schick. Toooooor! Wahnsinn! Absurder Wahnsinn!

Es war ein Spiel, das alles hatte. Rückschläge, Comeback-Mentalität, Eigentore, Emotionen – und natürlich diesen einen Magic Moment, wie Xabi Alonso ihn später nannte. Und es war wieder einmal ein Beweis, dass Bayer 04 in dieser Saison etwas ganz Besonderes ist.

Und jetzt? Länderspielpause. Gut für die Nerven. Aber wenn die Jungs zurückkommen, wissen wir: Diese Saison ist noch lange nicht vorbei – und Bayer 04 hat noch ein paar Kapitel in petto.

Mittwoch, 12. März 2025

So nah dran – und doch so weit weg: Bayer 04 verabschiedet sich aus der Champions League

Es hätte eine dieser magischen Nächte werden sollen. Ihr wisst schon, so ein Abend, an dem die Luft vor Spannung knistert, an dem Fußball-Wunder geschehen und an dem man sich am nächsten Tag fragt: „Wie zum Teufel haben wir das eigentlich geschafft?!“ Aber Pustekuchen. Stattdessen gab’s gegen den FC Bayern ein 0:2, das sich in Kombination mit dem Hinspiel anfühlt wie eine kalte Dusche nach einer durchzechten Nacht: bitter, aber irgendwie auch vorhersehbar.

Und dabei hatten wir es uns doch so schön ausgemalt. Die BayArena war ausverkauft, die Stimmung elektrisierend, die Mannschaft bissig. Schon in der ersten Hälfte merkte man: Die Jungs wollten! Bayer presste, rannte, drängte die Bayern hinten rein. Schick hatte seine Chancen, Frimpong war überall, Xhaka teilte aus wie ein Türsteher an Karneval. Und die Bayern? Die kamen ins Wackeln. Vielleicht, ganz vielleicht, war da was drin?

Aber dann kam der Moment, der uns allen den Stecker zog. Eine Unachtsamkeit nach einem Freistoß – und natürlich stand da wieder Harry Kane, dieser Tor-Magnet mit eingebautem Glücks-Modus. Zack, 0:1. Und mit diesem Tor verabschiedete sich auch der letzte Funken Hoffnung. Klar, Bayer versuchte noch mal alles, warf alles nach vorne, aber spätestens nach Alphonso Davies‘ Treffer zum 0:2 war klar: Das war’s. Keine magische Nacht, kein Wunder. Nur die Erkenntnis, dass man eben doch noch nicht auf Bayern-Niveau ist.

Und das tut weh. Weil wir in dieser Saison doch so oft bewiesen haben, dass wir jeden schlagen können. Weil wir es wollten, weil wir dran geglaubt haben. Und weil wir uns alle dieses Jahr mehr erträumt haben als ein weiteres Achtelfinal-Aus.

Aber: Wir sind Bayer 04. Und wir stehen wieder auf. Die Champions League ist vorbei, aber die Saison nicht! Die Bundesliga ruft, das Pokal-Halbfinale wartet, und wer weiß – vielleicht gibt es ja doch noch eine magische Nacht in diesem Jahr. Nur eben nicht in der Königsklasse.

Sonntag, 9. März 2025

„Wenn schon verlieren, dann richtig“ – Ein gebrauchter Tag gegen Bremen

Es gibt Niederlagen, die tun weh. Und es gibt Niederlagen, bei denen man sich fragt, ob man versehentlich in eine Parallelwelt gerutscht ist. Das 0:2 gegen Werder Bremen war so eine. Nicht, weil Bremen uns hergespielt hätte – nein, es war eher eine dieser Partien, in denen man das Gefühl hatte, dass einfach gar nichts funktionieren will. Ein gebrauchter Tag, wie es so schön heißt. Oder, um es mit den Worten von Xabi Alonso zu sagen: „Ein Spiel, das wir so schnell wie möglich vergessen wollen.“

Aber vergessen? Schwierig. Denn wie oft haben wir das in dieser Saison erlebt? Richtig, genau zweimal. Und wenn eine Niederlage inzwischen ein solches Ereignis ist, dass sie sich anfühlt wie ein Stromausfall im Fußball-Paradies, dann sagt das einiges über die aktuelle Spielzeit aus.

Dabei begann alles wie gewohnt: Leverkusen mit Ballbesitz, mit Spielkontrolle – nur leider auch mit einem frühen Schock. Nach sieben Minuten stand es 0:1, weil Romano Schmid sich dachte, dass ein Bremer Führungstreffer die Spannungskurve der Bundesliga-Redaktion mal wieder ordentlich anhebt. Danach? Ein Abseitstor von Bremen, ein Lattentreffer von Aleix Garcia, viele Versuche, aber kein Glück.

Zur Pause dann die Hoffnung: Alonso brachte mit Wirtz, Palacios und Mukiele frische Kräfte. Wirtz musste allerdings nach 15 Minuten wieder runter, weil der Fußballgott an diesem Tag offenbar beschlossen hatte, dass es nicht schlimm genug war. Auch danach spielte Bayer 04 weiter nach vorne, aber das Runde wollte einfach nicht ins Eckige. Und als die Werkself in der Nachspielzeit auf den Lucky Punch hoffte, kam stattdessen Bremens Justin Njinmah und machte den Deckel drauf – 0:2, aus, vorbei.

Blicken wir nüchtern auf die Statistik: 73 Prozent Ballbesitz für Leverkusen, 18:11 Torschüsse – es gibt Spiele, die gewinnt man neun von zehn Mal. Diesmal war es die eine von zehn, die einfach nicht sein sollte. Oder wie der kicker schrieb: „Kriselnde Bremer gewinnen eine hochemotionale Begegnung.“ Emotionen gab es, ja. Aber die falschen.

Und jetzt? Jetzt geht es am Dienstag in der Champions League gegen den FC Bayern. Was für ein Kontrastprogramm: Erst Bremen, dann das ultimative Duell gegen den Rekordmeister. Vielleicht gar nicht schlecht, denn wenn es eine Sache gibt, die dieses Team unter Alonso kann, dann ist es eine Reaktion zeigen. Also Mund abputzen, weitermachen – und bitte, bitte, bitte nicht vergessen, dass wir immer noch eine Wahnsinnssaison spielen.

Denn wenn das größte Problem einer Spielzeit ist, dass man zweimal verloren hat, dann hat man wohl doch einiges richtig gemacht.

Donnerstag, 6. März 2025

Kopfball, Kovar, Katastrophe – Ein Abend zum Vergessen in München

Es hätte so schön werden können. Ein episches deutsch-deutsches Champions-League-Duell, die Werkself in Topform, Xabi Alonso gegen Vincent Kompany – ganz Europa schaut zu! Und dann? Dann liefert Bayer 04 einen Abend ab, der eher an eine schlecht getimte Generalprobe als an eine große Premiere erinnerte. 0:3 in München. So hatten wir uns das nicht vorgestellt.

Ja, man kann verlieren. Vor allem in München. Das passiert ja sogar der Bundesliga-Konkurrenz im Abo. Aber es gibt eben Niederlagen, nach denen man sich fragt: „Wie konnte das nur passieren?“ Und dann gibt es Spiele wie dieses, bei dem die Antwort so schmerzhaft offensichtlich ist, dass man sie am liebsten verdrängen möchte. Es fing schon früh an: Neun Minuten gespielt, Olise mit der Flanke, Kane mit dem Kopf – zack, 1:0. Da war die Werkself gerade erst dabei, sich in die Partie hineinzufinden. Aber gut, kein Problem, es war ja noch genug Zeit.

Und tatsächlich: Bayer war gar nicht so schlecht im Spiel. Besonders Jeremie Frimpong hatte den Ausgleich auf dem Fuß, doch Manuel Neuer tat, was Manuel Neuer eben tut – er verhinderte das Tor. Danach plätscherte das Spiel ein bisschen vor sich hin, es wurde giftiger, griffiger, gelb-kartenlastiger. Ganz normal für so ein Duell. Halbzeit, nur 0:1, alles noch drin. Aber dann kam dieser eine Moment, der sinnbildlich für den Abend stand: Kovar mit einem Aussetzer, Musiala staubt ab – 0:2. Und plötzlich war die Luft raus.

Spätestens nach der Gelb-Roten für Mukiele war klar: Hier geht heute nichts mehr. Und als Edmond Tapsoba dann auch noch Harry Kane im Strafraum umklammerte wie ein verschmähter Ex-Partner, war das Drama perfekt. Der Engländer bedankte sich mit seinem zweiten Tor des Abends – Endstand 0:3. Autsch.

Es wäre einfach, jetzt mit dem Finger auf einzelne Spieler zu zeigen, aber die Wahrheit ist: Es war ein kollektiver Blackout. Und das kann in so einer Saison auch mal passieren. Die Werkself hat sich das ganze Jahr über auf höchstem Niveau präsentiert – warum sollte sie das nicht auch im Rückspiel tun können? Ja, 0:3 ist eine Hypothek, aber nichts ist unmöglich. Oder, um es mit Alonsos Worten zu sagen: „Wir müssen zurückkommen.“ Und wenn es ein Team gibt, das in dieser Saison immer wieder gezeigt hat, dass es das kann, dann doch wohl dieses.

Also, Mund abputzen, Bremen schlagen und dann im Rückspiel nochmal alles reinwerfen. Die Champions League hat schon größere Geschichten geschrieben. Warum nicht auch eine mit Bayer 04 in der Hauptrolle?