Wer beim Namen SG Sonnenhof Großaspach an beschauliche Dorfidylle, regionalen Wurstsalat und gepflegten Amateurfußball denkt, bekam am Freitagabend die rustikale DFB-Pokal-Version davon serviert – inklusive Gewitterwarnung und einem Rasen, der streckenweise eher an das Planschbecken im Freibad Wiesdorf erinnerte als an einen Fußballplatz. Doch keine Panik: Bayer 04 ist nicht ausgerutscht, sondern hat den obligatorischen Stolperstein souverän übersprungen – auf seine ganz eigene, leicht verschlafene, aber letztlich gnadenlose Art.
Man hätte ja meinen können, dass ein Spiel gegen einen Viertligisten unter sommerlichem Dauerregen vor 8.850 Zuschauern eher zur Pflichtaufgabe mit gedämpfter Erwartung mutiert. Aber Pustekuchen – der Pokal bleibt das, was er immer ist: ein tückisches Gelände. Zumindest in der ersten Halbzeit war unser neu zusammengewürfelter Haufen unter Erik ten Hag noch etwas auf der Suche nach der eigenen Identität – irgendwo zwischen nassen Stutzen, rutschigem Kunstrasenfeeling und dem ersten echten Härtetest des Sommers.
Ein Gewitter unterbrach die Partie schon nach 18 Minuten – und ehrlich gesagt: Das kam gar nicht so ungelegen. Denn bis dahin sahen unsere Jungs eher nach Testspiel-Form als nach Pflichtspiel-Modus aus. Die Großaspacher hielten frech dagegen, hauten sich rein, und unser neues Mittelfeld-Mischmasch tat sich noch schwer, das Zepter in die Hand zu nehmen. Doch dann kam Schick. Kopfball-Schick. Stürmer-Schick. Auf-der-Linie-klärt-Schick. Der Mann für alles in Halbzeit eins. Erst nickt er den Ball sehenswert zur Führung ein, dann klärt er hinten auf der Linie wie ein Weltklasse-Innenverteidiger. Doppelter Schick statt doppelter Boden – das war nötig, denn mit 1:0 in die Pause zu gehen, war eher ein Verdienst der individuellen Klasse als kollektiver Übermacht.
Ten Hag, im feinen Regenjäckchen am Seitenrand, dürfte dennoch zufrieden gewesen sein. Schließlich geht’s in der ersten Pokalrunde nicht ums „Wie“, sondern ums „Ob überhaupt“. Und weil Großaspach sich auch nach der Pause tapfer wehrte, wurde es sogar noch mal haarig. Erst als der Gegner sich selbst dezimierte – einmal Gelb-Rot für den Kapitän, einmal glatt Rot für einen zu motivierten Außenbahn-Rowdy – schaltete die Werkself in den Leverkusen-Modus: Räume, Tempo, Effizienz.
Das 2:0 durch Arthur nach sehenswerter Vorarbeit von Neuzugang Poku war dann die Erlösung, das 3:0 durch Kofane das Geschenk an alle mitgereisten Bayer-Fans (die das Stadion zu einem Viertel in rot-schwarz tauchten), und das 4:0 per Elfer von Grimaldo der Sahnehäubchen-Dank für seine Rückkehr in die Startelf und gleichzeitigen 100. Einsatz. Und weil sogar Axel Tape am Ende beinahe noch getroffen hätte, hätte man fast den Eindruck bekommen können, das hier sei doch ein lockerer Pflichtsieg gewesen.
War’s aber nicht.
Denn die Wahrheit liegt irgendwo zwischen nasser Hose, nervösem Spielaufbau und einem tapferen Viertligisten, der uns eine Dreiviertelstunde lang den Spiegel vorgehalten hat. Da ist noch einiges zu tun – insbesondere im Übergangsspiel und in der Abstimmung zwischen den Neuen und den Etablierten. Aber hey, so ein Pflichtspielauftakt in Gummistiefel-Stimmung war vielleicht genau das, was man brauchte: wachrütteln, eintreten, durchsetzen.
Und weil der Pokal bekanntlich seine eigenen Gesetze hat, schreiben wir uns dieses 4:0 mal mit fettem Edding ins Beruhigungsbuch: Pflicht erfüllt, souverän am Ende, keine Blamage, kein Zittern – weiter geht’s. Jetzt Hoffenheim. In der BayArena. Ohne Unwetter hoffentlich. Aber mit genug Energie, um zu zeigen, dass man nicht nur in Überzahl und mit einem Regenschirm in der Hand gefährlich sein kann.
Auf die nächste Runde, auf die Bundesliga, auf mehr Zusammenspiel und weniger Pfützen! Und vielleicht auch mal ein Spiel, bei dem der größte Gegner nicht aus cumulonimbusartigen Regenwolken besteht. Aber zur Not… wir haben ja Schick.
Samstag, 16. August 2025
Blitz, Platzverweis, Pfützenfußball – Bayer 04 schüttelt sich trocken in Runde zwei
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