Sonntag, 28. September 2025

St. Pauli, Schampus und ein Joker mit Tor-Instinkt – Auswärtssieg mit Hafenblick

Manchmal ist Fußball wie ein Hafenkrimi – und das Spiel am Millerntor war genau so ein Fall: windig, wild, ein bisschen unberechenbar, aber am Ende sind wir als Bayer-Fans mit einem Grinsen und drei Punkten aus dem Schmuddelwetter spaziert. 2:1 gegen den FC St. Pauli – klingt nüchtern, war aber ein fein gewürztes Stück Bundesliga-Haftnotiz: Mit viel Kampf, einem Grimaldo-Zauberfreistoß und einem Joker, der in der gleichen Zeit trifft, wie andere noch ihren Schienbeinschoner richten.

Die Reise nach Hamburg war für Bayer 04 also keine Kaffeefahrt, sondern eher so eine rustikale Butterfahrt mit Schweiß, Blessuren und ein bisschen Chaos im Gepäck – aber das war auch nötig. Denn St. Pauli ist nicht nur Kult, sondern auch unbequem. Die Kiezkicker hatten keinen Bock, uns mit einem netten „Kommt gut wieder heim“ zu verabschieden. Die haben gedrückt, gedrängelt und teilweise auf unsere Defensive eingehämmert wie ein Kapitän auf die Kombüse – Respekt an dieser Stelle.

Aber unsere Werkself? Die hat genau das gemacht, was ein richtig gutes Auswärtsteam tun muss: eiskalt zuschlagen, wenn sich die Gelegenheit bietet – und danach hinten so sicher stehen, als wäre das eigene Tor ein Safe im Tresorraum der Commerzbank. Erst köpft Tapsoba vorne ein und rettet hinten auf der Linie – da kann man als Fan eigentlich nur mit dem Leverkusen-Schal salutieren. Und dann kommt Ernest Poku, kaum auf dem Platz, und versenkt das Ding zum Siegtreffer, als hätte er sein Bundesliga-Debüt vor zehn Jahren gegeben.

Die Presse nennt ihn „Blitz-Joker“. Wir nennen ihn ab sofort: Der mit dem Turbo im Schuh. Was ein Einstand! Und während der eine (Poku) gerade mit seinem ersten Tor auf sich aufmerksam macht, stellt der andere (Andrich) einfach mal einen historischen Rekord ein: 37 Auswärtsspiele in Folge ungeschlagen – das ist nicht nur eine Statistik, das ist eine Lebensleistung. Und das alles mit dieser kompromisslosen Präsenz im Mittelfeld, die ungefähr so subtil ist wie ein Presslufthammer auf einem Fliesenboden.

Was uns als Fans aber mindestens genauso wichtig ist wie Tore und Rekorde: Charakter. Und den hat unsere Truppe in dieser Partie mal wieder klar gezeigt. Das Spiel war nicht immer schön – stellenweise erinnerte das Aufbauspiel eher an einen Ikea-Schrank mit fehlender Anleitung – aber dieser Wille, dieses „Wir lassen uns hier nix nehmen“-Gefühl, das war deutlich spürbar. Hjulmand scheint nicht nur ein Taktikfuchs zu sein, sondern auch jemand, der seine Mannschaft mental auf Linie bringt. Dass wir unter ihm mittlerweile selbst Spiele gewinnen, in denen nicht alles klickt – das ist neu, das ist gut, das ist Bayer 04 anno 2025.

Und ja, Grimaldo hat wieder geliefert. Mit dem linken Fuß so präzise wie ein Schweizer Uhrmacher, spielt er den Ball zu Poku durch den Strafraum wie ein Paketbote mit Navigation im Blut. Dazu übernimmt er mal eben noch die Kapitänsbinde und sorgt dafür, dass auch ohne Andrich nicht das Chaos regiert. Der Mann ist einfach eine Wucht – und das sagt man nicht nur, weil er hübsch flanken kann.

Jetzt stehen wir also mit breiter Brust da, Rekord im Gepäck, Tabellenblick optimistisch, und der Terminkalender läuft heiß. PSV Eindhoven klopft in der Champions League an die Tür und dann kommt Union Berlin nach Leverkusen, wo wir hoffentlich wieder zeigen, dass man nicht nur auswärts ungeschlagen bleiben kann. Aber wenn wir weiter so auftreten – mit Kampf, Cleverness und Joker-Magie – dann ist das alles kein Problem.

Und wer weiß: Vielleicht ist das 2:1 auf St. Pauli ja nicht nur ein weiterer Dreier, sondern ein kleines Kapitel in einem ganz großen Buch, das wir diese Saison schreiben könnten. Inklusive Happy End. Ohne Ikea-Schrank. Aber mit Charakter.

Montag, 22. September 2025

Tabakovic, du Spaßbremse! – Ein fast perfekter Fußballabend in der BayArena

Sonntagabend, Flutlicht, ausverkaufte Hütte, Bier in der Hand – Fußballherz, was willst du mehr? Alles war angerichtet für einen dieser perfekten Abende im Wohnzimmer am Rhein – und ja, bis zur 91. Minute sah auch alles nach einem stimmigen Drehbuch aus. Die Werkself war auf dem besten Weg, den zweiten Heimsieg in Folge einzufahren, neue Gesichter spielten sich warm und ein gewisser Ernest Poku machte auf der rechten Seite mehr Alarm als ein Hubschrauber über dem Neulandpark. Doch dann kam Haris Tabakovic. Ein Mann mit Namen wie aus einem Mafiafilm, der leider nichts anderes tat, als die Stimmung in der BayArena komplett zu ruinieren – mit dem Kopf, ausgerechnet.

Aber fangen wir von vorne an – beziehungsweise irgendwo zwischen Euphorie, Experimentierfreude und einer dänischen Portion Pragmatismus. Denn Kasper Hjulmand scheint langsam nicht nur die Kaffeeküche im Ulrich-Haberland-Stadion zu kennen, sondern auch seine Mannschaft. Zwar fehlten mit Robert Andrich und Exequiel Palacios zwei absolute Maschinen im Mittelfeld, aber mit Aleix Garcia und Malik Tillman entstand eine Doppel-Sechs, die nicht nur gut aussah, sondern auch tatsächlich ganz gut funktionierte. Besonders Tillman zeigte, dass er mehr kann als nur Instagram-Filter und Ballannahmen – er traf auch mal. Ein schönes Tor übrigens, nach Vorlage von Poku, der an diesem Abend den Begriff „Einwechslung“ komplett neu definierte. Der Junge hat Dampf – und Bock. Und das sehen wir Fans ja bekanntlich besonders gerne.

Auch vorne ging mit Patrik Schick wieder einer spazieren, der momentan gefühlt jeden zweiten Ball im Netz unterbringt. Wenn er nicht gerade mit dem Kopf knapp scheitert, wie in Minute neun. Trotzdem: Der tschechische Panzer ist wieder vollgetankt, die Spritzigkeit kommt zurück und man merkt einfach, dass er nicht mehr ständig mit dem Rücken zum Tor spielen muss. Das hilft allen – besonders uns auf der Tribüne, die wir bei jeder Schick-Ballberührung mittlerweile die Luft anhalten, als ginge es um unsere Steuererklärung.

Dann kam der Moment: Poku auf rechts wie ein Mofa auf Speed, flankt rein, Schick rutscht vorbei, aber Tillman ist da. 1:0. Jubel, Bierduschen, Umarmungen mit Fremden – endlich wieder einer dieser emotionalen Momente, wegen denen man sich Woche für Woche diesem Wahnsinn aussetzt.

Und dann… ja. Dann passiert das, was halt irgendwie typisch ist für diese Phase der Saison, in der vieles gut läuft, aber halt noch nicht alles: ein Standard gegen uns. Nachspielzeit. Ecke. Kopfball. Tor. 1:1. Tabakovic, der Partycrasher. Und auf einen Schlag kippte die Stimmung von „Champions-League-Aspirant“ zu „typisch Leverkusen“. Wobei – Moment – nein, das war gar nicht so typisch. Denn anders als in der Vergangenheit war da nicht diese komplette Leere nach dem Ausgleich. Kein kollektives Einbrechen, kein Schulterzucken, kein „Is halt so“. Sondern: Ärger. Wut. Und vor allem: Aufbruchsstimmung.

Denn wer ehrlich ist, muss sagen: Das war spielerisch kein Feuerwerk, aber die Richtung stimmt. Man merkt, wie Hjulmand das Team Schritt für Schritt aufeinander einstellt. Die Abläufe wirken noch nicht wie ein Schweizer Uhrwerk, eher wie ein alter Wecker vom Flohmarkt – aber immerhin: Er tickt. Und zwar nach vorne. Besonders Maza gefällt, nicht nur wegen seines unermüdlichen Laufens, sondern auch, weil er mittlerweile den Eindruck macht, als würde er in diesem Trikot tatsächlich aufblühen. Gleiches gilt für Ben Seghir, der zwar noch nicht alles trifft, aber zeigt, dass er das Potenzial hat, ein echtes Puzzlestück im Leverkusener Mittelfeld-Chaos zu werden.

Und dann wäre da noch Jonas Hofmann. Der Rückkehrer, der bei seiner Einwechslung fast schon standing ovations bekam – für drei Ballkontakte und eine Frisur, die immer noch sitzt. Willkommen zurück, Jonas. Schön, dass du wieder da bist.

Natürlich nervt so ein 1:1 gegen Gladbach. Erst recht, wenn es am Ende ein gefühlter Punktverlust ist. Aber: Die Werkself bleibt ungeschlagen, seit 12 Spielen in der Liga gegen die Fohlen sowieso, und irgendwie fühlt sich das alles trotzdem nach etwas an, das wächst. Wenn auch mit ein paar Rückschlägen. Wie beim Ikea-Regal, bei dem eine Schraube fehlt, aber am Ende steht's trotzdem halbwegs stabil.

Jetzt also Millerntor. Kiez, Krawall, kernige Duelle – aber auch die Chance, den Frust über zwei verlorene Punkte in hanseatischem Nieselregen wegzuspielen. Die Richtung stimmt. Die Mentalität passt. Und die Tabakovic-Momente? Die werden seltener. Hoffen wir.

Und falls nicht: Dann trinken wir halt noch ein Bier mehr. Leverkusen kann eh nichts dafür.

Freitag, 19. September 2025

Grimaldo zirkelt, die Werkself wackelt – und bleibt doch stehen

Also, Champions-League ist ja eigentlich so ein bisschen wie Weihnachten: kommt jedes Jahr wieder, ist immer aufregend, manchmal kalt – und am Ende hängt viel davon ab, was man sich erwartet hat. Und wenn man ehrlich ist, war das 2:2 unserer Werkself beim FC Kopenhagen irgendwie wie ein Geschenk, das auf dem Transportweg ordentlich durchgeschüttelt wurde. Verpackung leicht ramponiert, aber Inhalt heil geblieben. Kann man sich drüber freuen – oder auch erstmal 'nen Schnaps brauchen.

Denn mal ganz ehrlich: Zwei Rückstände in einem Spiel gegen eine dänische Mannschaft, die mit einem Ex-Dortmunder und einem Schweden vorne wirbelt wie ein Thermomix auf Stufe 10? Das war nicht unbedingt der europäische Sahneauftakt, den wir uns nach dem Frankfurt-Sieg erträumt hatten. Aber wir sind ja nicht zum Träumen in der Königsklasse – sondern zum Kämpfen. Und genau das hat die Truppe von Kasper Hjulmand dann in dieser komplett wahnsinnigen Schlussphase auch geliefert.

Wobei…Anfang war ja erstmal eher so meh. Neun Minuten gespielt, Larsson frei vorm Tor, zack – 0:1. Das Stadion Parken hat gebebt, unsere Defensive nicht ganz so. Danach viel Ballbesitz, wenig Durchschlagskraft, also ein bisschen wie ein IKEA-Regal ohne Schrauben: sieht stabil aus, aber am Ende kippt’s beim ersten Windstoß. Zum Glück hat Mark Flekken bei seinem Champions-League-Debüt die Nerven behalten und vor der Pause einen Einschlag von Moukoko verhindert. Gut für ihn – und gut für unseren Puls.

In Hälfte zwei wurde’s dann deutlich munterer. Hjulmand würfelte ein bisschen, brachte unter anderem Ibrahim Maza und Aleix Garcia – und plötzlich roch es ein bisschen nach „Wir wollen hier wirklich was holen“. Ben Seghir streichelt den Ball an den Pfosten, Schick hat eine Halbchance, Echeverri bringt Schwung. Und dann – natürlich – kam wieder dieser Alejandro Grimaldo. Freistoß, rechter Winkel, keine Gnade. Der Mann trifft inzwischen aus 25 Metern so sicher wie andere Leute ihren Netflix-Login. Sechs (!) direkte Freistoßtore seit 2023 – das ist kein Zufall mehr, das ist Waffe.

Aber wer dachte, das war’s mit dem Drama, kennt unsere Werkself nicht. Statt Ruhe nach dem Ausgleich, sticht Kopenhagen wieder zu – 2:1 in der 86. Minute, erneuter Nackenschlag. Man hörte förmlich, wie bei uns Fans kollektiv das Bier aus der Hand fiel. Doch diese Mannschaft, und das muss man ihr lassen, hat ein Herz wie ein Dieselmotor: kommt spät auf Touren, läuft dann aber einfach weiter. 90.+1, Echeverri zieht ab, Hatzidiakos fälscht ab, drin. Eigentor. Ausgleich. Wahnsinn.

Und so nehmen wir aus Kopenhagen nicht nur einen Punkt mit, sondern vor allem eine Erkenntnis: Diese Werkself hat nicht nur neue Namen, neue Systeme und neue Frisuren – sie hat auch Eier. Mentalität, wie man im Fußballerdeutsch so gerne sagt. Da wächst etwas zusammen, was noch nicht perfekt ist, aber Bock macht. Das ist keine glattgebügelte Ballbesitz-Maschine, sondern ein Team, das auch mal Dellen hat – aber sich jedes Mal wieder aufrichtet.

Sechs Champions-League-Debüts, ein Trainer zurück in der Heimat, ein Torwart mit starker Premiere, ein argentinisches Toptalent, das schon aussieht, als hätte er heimlich bei River Plate und auf dem Bolzplatz von Rheindorf gleichzeitig trainiert – dieses Spiel hatte von allem etwas. Nur eben kein Happy End. Oder vielleicht doch: Denn am Ende zählt in dieser Mammut-Gruppenphase der neue Champions-League ja vor allem eins – nicht verlieren. Mission erfüllt.

Jetzt heißt es: Kopf frei kriegen, Schienbeinschoner trocknen lassen, Grimaldo in Watte packen – und Sonntag gegen Gladbach die Borussia mal zeigen, wie man mit Herz, Chaos und Freistoßmagie spielt. Denn eins ist klar: Wenn diese Werkself noch ein bisschen Eingespieltheit sammelt, dann kann Europa sich warm anziehen. Und zwar nicht nur wegen der skandinavischen Temperaturen.

Samstag, 13. September 2025

Grimaldo zündet zweimal die Wunderkerze – und Hjulmand hat Feuer unterm Dänen!

Na gut, liebe Leverkusen-Gemeinde: Wer nach dem Sommer voller Abschiede, Trainerchaos und ten Hag-Taktiktristesse noch dachte, diese Saison würde uns wie ein Kaltgetränk ohne Kohlensäure vorkommen, der wurde am Freitagabend eines besseren belehrt – mit Karacho, Knall und gleich zwei direkt verwandelten Freistößen, die einem die Fußnägel aufrollten. Bayer 04 gewinnt sein erstes Heimspiel unter Neu-Trainer Kasper Hjulmand mit 3:1 gegen Eintracht Frankfurt – und das in doppelter Unterzahl. Ja, doppelter! Wir hatten weniger Feldspieler als die FDP Wähler.

Aber von Anfang an. Freitagabend, Flutlicht, Bier in der Hand, die Nordkurve hungrig. Kasper Hjulmand steht das erste Mal offiziell an der Seitenlinie. Noch nicht lang im Amt, aber direkt mit dem Taktstock in der Hand, als würde er die Bayer-Philharmoniker dirigieren. Was folgte, war weniger Mozart, mehr Metallica – laut, wild, dreckig, aber absolut geil.

Alejandro Grimaldo – dieser Mann ist inzwischen mehr Künstler als Außenverteidiger. Der erste Freistoß? Gemalt. Der zweite? Noch schöner. Wir reden hier nicht von Glück, wir reden von einem Typen, der die Physik einfach ignoriert und sich stattdessen an seine eigene Naturgesetze hält. Sechs direkt verwandelte Freistöße seit seinem Wechsel zu uns – Grimaldo ist mittlerweile mehr Gefahr vom ruhenden Ball als manche Stürmer aus dem Spiel heraus. Die Mauer der Eintracht? Mehr dekoratives Element als Abwehrmaßnahme. Spätestens beim zweiten Ding in der 99. Minute (ja, die gab's wirklich!) war klar: Wir haben den besten Linksfuß der Liga. Vielleicht auch Europas. Und das ohne Übertreibung, ausnahmsweise.

Doch das war nicht nur ein Grimaldo-Fest, das war ein Charakterspiel – und zwar eins mit dem ganzen Sortiment. Früh verletzt sich Palacios, dann Andrich mit Gelb-Rot runter, später auch noch Fernández mit Gelb-Rot vom Platz geschickt. Die Werkself nur noch zu neunt, und trotzdem hat man nie das Gefühl, dass hier was kippen könnte. Hinten stand der neue Mann Badé mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre er seit zehn Jahren bei uns. Daneben Tapsoba, der ab Minute 60 plötzlich wie ein Kapitän auftrat – irgendwer musste ja die Verantwortung übernehmen. Und vorne? Patrik Schick mal wieder eiskalt vom Punkt, wie ein tschechischer Versicherungsvertreter. Macht den Deckel in Hälfte eins drauf. Der Mann hat jetzt 15 Bundesliga-Tore in 2025 – lasst den ruhig weiter schießen, auch wenn er aussieht, als würde er sich im Schlaf verletzen.

Und dann war da noch die Trainer-Premiere. Hjulmand, dieser sympathische Däne, wirkt wie der Onkel, der beim Familienfest nicht viel redet, aber plötzlich alle beim Schachturnier schlägt. Klarer Plan, ruhiges Auftreten, null Drama. Nach Monaten der konfusen Aufstellungen und Alibi-Pressekonferenzen ist das wie ein Besuch in der Sauna nach drei Tagen Campingplatz: befreiend. Man hatte das Gefühl, die Spieler wussten wieder, was sie tun. Auch in Unterzahl. Auch in doppelter Unterzahl. Auch in Minute 90+9, als man eigentlich nur noch gehofft hat, dass Aytekin pfeift und nicht noch jemandem einfällt, den Ball mit der Hand auf der Linie zu klären.

Frankfurt? War da. Hatte den Ball. Aber am Ende war’s wie so oft mit Gegnern, die meinen, sie könnten mit Spielkontrolle gegen Leverkusen was reißen: viel Wind, wenig Ertrag. Und ganz ehrlich – so ein bisschen Schadenfreude gehört dann auch dazu. Wenn du neun Mann auf dem Platz hast und trotzdem noch einen Freistoß verwandelst, während die Eintracht sich gegenseitig anmeckert, dann weißt du: Diese Mannschaft ist nicht nur gut. Sie hat auch Eier aus Titan.

Der Sieg tut nicht nur wegen der drei Punkte gut – sondern weil er nach diesen chaotischen Wochen zeigt: Hier wächst was zusammen. Mit neuer Struktur, neuen Gesichtern und einem neuen Trainer, der offenbar nicht nur bei Wind gut aussieht. Nächste Station: Champions League in Kopenhagen. Und ja, es wäre ganz schön poetisch, wenn unser dänischer Chef dort gleich mal seinen Landsleuten zeigt, was er aus dem Bayer-Kader rausholt – mit weniger Starpower als im letzten Jahr, aber mit mehr Herz, mehr Struktur und Grimaldo, der inzwischen vermutlich mit einem Kompass schießen kann.

Fazit: Bayer 04 lebt. Und wie.

Dienstag, 2. September 2025

Trainerbeben in Leverkusen – warum der Rausschmiss unausweichlich war

Zwei Spiele, ein Punkt, ein Chaos – und schon ist Erik ten Hag Geschichte. Wer Bayer 04 kennt, weiß: Wir erfinden uns gerne neu, manchmal sogar schneller, als man „Meistertrainer“ sagen kann. Und trotzdem: So sehr ich anfangs über den frühen Rausschmiss geschimpft hätte, so klar ist es jetzt, dass er wohl unumgänglich war.

Die Auftritte in Hoffenheim und Bremen waren nicht einfach nur schwach, sie waren beunruhigend. Keine Struktur, keine Einheit, kein Plan, der erkennbar war. Statt einer Werkself, die an alte Stärke anknüpfen wollte, stand da eine Truppe, die wirr über den Platz stolperte. Kapitän Andrich brachte es nach dem 3:3 auf den Punkt: „Jeder hat für sich gespielt.“ Das klingt nicht nach Übergangsphase, das klingt nach Bruch. Und so etwas kann sich ein Klub mit Bayer-Anspruch eben nicht leisten – erst recht nicht nach dem größten Umbruch der Vereinsgeschichte.

Das eigentlich Bemerkenswerte: Simon Rolfes stellte sich sofort hin, nahm die Verantwortung auf seine Kappe und gab zu, dass die Verpflichtung von ten Hag ein Fehler war. Diese Ehrlichkeit hat Seltenheitswert im Geschäft – und macht Rolfes gerade in der Krise sympathischer. Kein Schönreden, kein Wegducken, sondern klare Worte. Genau das, was man von einem Sportchef erwartet, wenn’s mal nicht läuft.

Ja, es ist bitter. Ja, es fühlt sich verrückt an, nach zwei Spielen schon wieder auf Trainersuche zu sein. Aber wer die Bilder in Bremen gesehen hat, weiß: Das wäre nicht gut gegangen. Also lieber jetzt die Reißleine ziehen, als in ein paar Monaten den Anschluss an alle Ziele zu verlieren.

Und wir? Wir sind wieder mittendrin in diesem ewigen Bayer-Widerspruch: zu klug, um naiv zu sein, und zu chaotisch, um es jemals einfach zu haben. Aber mal ehrlich – genau deswegen lieben wir diesen Klub doch.