Na gut, liebe Leverkusen-Gemeinde: Wer nach dem Sommer voller Abschiede, Trainerchaos und ten Hag-Taktiktristesse noch dachte, diese Saison würde uns wie ein Kaltgetränk ohne Kohlensäure vorkommen, der wurde am Freitagabend eines besseren belehrt – mit Karacho, Knall und gleich zwei direkt verwandelten Freistößen, die einem die Fußnägel aufrollten. Bayer 04 gewinnt sein erstes Heimspiel unter Neu-Trainer Kasper Hjulmand mit 3:1 gegen Eintracht Frankfurt – und das in doppelter Unterzahl. Ja, doppelter! Wir hatten weniger Feldspieler als die FDP Wähler.
Aber von Anfang an. Freitagabend, Flutlicht, Bier in der Hand, die Nordkurve hungrig. Kasper Hjulmand steht das erste Mal offiziell an der Seitenlinie. Noch nicht lang im Amt, aber direkt mit dem Taktstock in der Hand, als würde er die Bayer-Philharmoniker dirigieren. Was folgte, war weniger Mozart, mehr Metallica – laut, wild, dreckig, aber absolut geil.
Alejandro Grimaldo – dieser Mann ist inzwischen mehr Künstler als Außenverteidiger. Der erste Freistoß? Gemalt. Der zweite? Noch schöner. Wir reden hier nicht von Glück, wir reden von einem Typen, der die Physik einfach ignoriert und sich stattdessen an seine eigene Naturgesetze hält. Sechs direkt verwandelte Freistöße seit seinem Wechsel zu uns – Grimaldo ist mittlerweile mehr Gefahr vom ruhenden Ball als manche Stürmer aus dem Spiel heraus. Die Mauer der Eintracht? Mehr dekoratives Element als Abwehrmaßnahme. Spätestens beim zweiten Ding in der 99. Minute (ja, die gab's wirklich!) war klar: Wir haben den besten Linksfuß der Liga. Vielleicht auch Europas. Und das ohne Übertreibung, ausnahmsweise.
Doch das war nicht nur ein Grimaldo-Fest, das war ein Charakterspiel – und zwar eins mit dem ganzen Sortiment. Früh verletzt sich Palacios, dann Andrich mit Gelb-Rot runter, später auch noch Fernández mit Gelb-Rot vom Platz geschickt. Die Werkself nur noch zu neunt, und trotzdem hat man nie das Gefühl, dass hier was kippen könnte. Hinten stand der neue Mann Badé mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre er seit zehn Jahren bei uns. Daneben Tapsoba, der ab Minute 60 plötzlich wie ein Kapitän auftrat – irgendwer musste ja die Verantwortung übernehmen. Und vorne? Patrik Schick mal wieder eiskalt vom Punkt, wie ein tschechischer Versicherungsvertreter. Macht den Deckel in Hälfte eins drauf. Der Mann hat jetzt 15 Bundesliga-Tore in 2025 – lasst den ruhig weiter schießen, auch wenn er aussieht, als würde er sich im Schlaf verletzen.
Und dann war da noch die Trainer-Premiere. Hjulmand, dieser sympathische Däne, wirkt wie der Onkel, der beim Familienfest nicht viel redet, aber plötzlich alle beim Schachturnier schlägt. Klarer Plan, ruhiges Auftreten, null Drama. Nach Monaten der konfusen Aufstellungen und Alibi-Pressekonferenzen ist das wie ein Besuch in der Sauna nach drei Tagen Campingplatz: befreiend. Man hatte das Gefühl, die Spieler wussten wieder, was sie tun. Auch in Unterzahl. Auch in doppelter Unterzahl. Auch in Minute 90+9, als man eigentlich nur noch gehofft hat, dass Aytekin pfeift und nicht noch jemandem einfällt, den Ball mit der Hand auf der Linie zu klären.
Frankfurt? War da. Hatte den Ball. Aber am Ende war’s wie so oft mit Gegnern, die meinen, sie könnten mit Spielkontrolle gegen Leverkusen was reißen: viel Wind, wenig Ertrag. Und ganz ehrlich – so ein bisschen Schadenfreude gehört dann auch dazu. Wenn du neun Mann auf dem Platz hast und trotzdem noch einen Freistoß verwandelst, während die Eintracht sich gegenseitig anmeckert, dann weißt du: Diese Mannschaft ist nicht nur gut. Sie hat auch Eier aus Titan.
Der Sieg tut nicht nur wegen der drei Punkte gut – sondern weil er nach diesen chaotischen Wochen zeigt: Hier wächst was zusammen. Mit neuer Struktur, neuen Gesichtern und einem neuen Trainer, der offenbar nicht nur bei Wind gut aussieht. Nächste Station: Champions League in Kopenhagen. Und ja, es wäre ganz schön poetisch, wenn unser dänischer Chef dort gleich mal seinen Landsleuten zeigt, was er aus dem Bayer-Kader rausholt – mit weniger Starpower als im letzten Jahr, aber mit mehr Herz, mehr Struktur und Grimaldo, der inzwischen vermutlich mit einem Kompass schießen kann.
Fazit: Bayer 04 lebt. Und wie.
Samstag, 13. September 2025
Grimaldo zündet zweimal die Wunderkerze – und Hjulmand hat Feuer unterm Dänen!
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