Na bravo. Zweites Champions-League-Spiel, zweites Remis – Leverkusen bleibt also auch 2025/26 in der Königsklasse seiner Spezialdisziplin treu: Gut spielen, schön kombinieren, alles im Griff haben – und am Ende trotzdem nur einen Punkt mitnehmen. Man möchte fast glauben, es stecke System dahinter. Gegen PSV Eindhoven war es wieder ein Spiel, das alle Zutaten eines großen europäischen Abends hatte: Flutlicht, Spannung, Latte, Lamentieren. Nur das Sahnehäubchen, der verdiente Sieg, der blieb irgendwo zwischen Kofanes Jubel und Saibaris Ausgleich stecken.
Dabei begann alles mit einem kurzen Schrecken: Ivan Perisic, der Fußball-Dauerbrenner mit der ewigen Bundesliga-Vergangenheit, köpfte den Ball nach fünf Minuten ins Netz – und zum Glück ins Abseits. Danach war eigentlich alles angerichtet für eine souveräne Leverkusener Vorstellung. Die Jungs spielten, als hätte Hjulmand ihnen die Spielfreude intravenös verabreicht. Grimaldo drosch einen Ball an die Latte, Poku tanzte die PSV-Abwehr wie auf einem Rave in Eindhoven aus, und Garcia schoss aus der Distanz, als hätte er den Ball persönlich beleidigt. Nur eben: kein Tor.
Das änderte sich in der 65. Minute, als Christian Kofane – jung, schnell, unverschämt cool – einfach mal PSV-Verteidiger Obispo auf den falschen Fuß erwischte und zur Führung einschob. Mit 19 Jahren und 67 Tagen der jüngste Leverkusener Torschütze in der Champions-League-Geschichte. Man hätte ihm am liebsten sofort einen eigenen Wikipedia-Artikel geschrieben. Leider hielt der historische Moment nur bis Minute 72, als Saibari den Spielstand wieder egalisierte. Und da war’s wieder, dieses typische Leverkusener Gefühl: Man weiß genau, dass das Team alles richtig macht, aber das Fußballuniversum trotzdem schulterzuckend ein „Nö“ zurückgibt.
Natürlich war es kein schlechtes Spiel – im Gegenteil. Diese Mannschaft spielt unter Hjulmand weiterhin Fußball, den man sich gern anschaut, und zwar selbst dann, wenn die Nachbarn schon im Bett sind. Tempo, Technik, Teamgeist – das alles stimmt. Nur die berühmte „letzte Konsequenz“, von der der Coach nach Abpfiff sprach, blieb eben wieder irgendwo im Sechzehner liegen, wahrscheinlich direkt neben dem Schienbeinschoner von Tillman.
Was man aber wirklich hervorheben muss: Diese jungen Wilden! Poku, Kofane, Tape – das klingt fast wie eine neue Boyband aus dem Rheinland, und sie spielen mit einer Begeisterung, die ansteckend ist. Wenn die weiter so auftreten, muss man sich um die Zukunft keine Sorgen machen. Tape musste zwar verletzt runter, aber bis dahin zeigte er, warum man ihm zutraut, langfristig eine Säule in der Dreierkette zu werden. Und Kofane? Der Junge hat so abgeklärt getroffen, als wäre er schon seit Jahren Stammkraft – und nicht gerade erst in die Königsklasse hineingeschlüpft.
Am Ende bleibt also ein 1:1, das sich irgendwie nach Sieg anfühlt – zumindest bis man auf die Tabelle schaut. Aber hey, ungeschlagen ist ungeschlagen, und die Werkself bleibt damit auch im achten Duell mit niederländischen Teams ohne Niederlage. Kleine Trostpflaster sind auch Pflaster.
Jetzt also Union Berlin. Klingt nach weniger Glanz, aber nach mehr Grätschen – und vielleicht ja nach dem passenden Ort, um das Torekonto mal ordentlich aufzufüllen. Denn eines ist klar: Diese Mannschaft hat mehr verdient als zwei Unentschieden. Wenn sie bald wieder so spielt wie gegen Eindhoven, nur mit einem Quäntchen mehr Konsequenz, dann braucht man sich in Leverkusen keine Sorgen machen – höchstens um den Herzschlag in der 90. Minute.
Bis dahin gilt: Wir sind nicht Meister, aber immerhin unterhaltsam. Und das ist in Leverkusen ja fast schon Tradition.
Donnerstag, 2. Oktober 2025
Unentschieden deluxe – Wenn die Werkself auf holländische Gemütlichkeit trifft
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