Sonntag, 19. Oktober 2025

Terrier, Tore, Trubel: Warum Mainz uns nicht stoppen konnte – auch nicht mit drei Buden

Na bitte, geht doch! Wer gedacht hat, dass Bayer 04 nach dem Pflichtsieg gegen Union langsam wieder in den gemütlichen Verwaltungsmodus schaltet, der wurde in Mainz ziemlich schnell eines Besseren belehrt. Oder besser gesagt: überrollt. Nicht nur vom eigenen Puls nach 90 wilden Minuten, sondern auch von einer Werkself, die aktuell Fußball spielt wie früher nur auf der PlayStation – mit Cheatcodes. Ein 4:3, das auf dem Papier vielleicht nach Wackelsieg klingt, war in Wirklichkeit das neueste Kapitel im schwarz-roten Buch der „kontrollierten Offensive mit gelegentlichem Wahnsinn“.

Aber fangen wir von vorn an. Denn dieses Spiel hatte alles, was ein Bayer-Fanherz höher schlagen lässt: frühe Führung, Zauber-Kombinationen, einen Franzosen mit Comeback-Gen, einen Grimaldo im Duracell-Modus – und am Ende das, was zählt: drei Punkte im Rucksack und Mainz um eine Heimparty gebracht.

Natürlich war es nicht einfach. Mainz hatte Lust, Bälle, Beine – und leider auch ein paar Tore. Aber in Wahrheit war das ein Spiel, das Bayer in seiner aktuellen Verfassung gar nicht mehr verlieren kann. Klar, in der Schlussphase war’s etwas wild, als die 05er nochmal mit dem Mut der Verzweiflung anrannten, aber spätestens als Martin Terrier nach neun Monaten Verletzungspause (!) bei seinem ersten Ballkontakt fast aus Prinzip das Netz zappeln ließ, war klar: Diese Mannschaft hat gerade einfach zu viel Qualität, zu viel Selbstvertrauen – und, man muss es sagen, auch ein bisschen zu viel Spaß am Toreschießen.

Terriers Comeback war natürlich das emotionale Sahnehäubchen – und wie er da nach seinem Tor zur Bank stürmt, das ganze Team umarmt, wahrscheinlich noch kurz mit dem Physio „Merci“ flüstert… da wurde’s sogar dem kritischsten Leverkusener warm ums Herz. Man muss kein Hobby-Psychologe sein, um zu sehen, was da gerade im Team wächst. Das wirkt alles wie ein einziger Mannschaftskuschelkurs mit Champions-League-Ambitionen.

Ach, und apropos Champions League: Bevor wir uns jetzt zu sehr auf den Sofa-Sieg gegen Freiburg freuen, kommt am Dienstag mal eben Paris Saint-Germain vorbei. Die sollen ja auch ganz passabel kicken können. Aber ehrlich gesagt – mit dieser Werkself? Warum nicht auch da was holen? Solange Grimaldo weiterhin mehr Kilometer läuft als der Bus der Auswärtsfahrer und Kofane Tore sammelt wie Panini-Sticker, ist doch alles möglich. Und hey: wenn Hofmann jetzt auch wieder richtig dabei ist und Andrich still und heimlich Bundesliga-Auswärtsrekorde knackt wie andere Leute Kronkorken, dann wächst da gerade etwas zusammen, das man schon fast ungern ausspricht: ein richtig reifes Team.

Das Wort „Meisterschaft“ geht uns natürlich nach wie vor schwer über die Lippen. Nicht wegen fehlender Qualität – sondern weil wir auf niemalsmeister.de nun mal wissen, dass Demut zum Fan-Dasein gehört wie die Stadionwurst zur Halbzeit. Aber: Wenn man ehrlich ist, dann fühlt sich das gerade so an, als würde die Werkself Woche für Woche ein bisschen mehr beweisen, dass sie das mit der Tabellenoberkante doch ziemlich ernst meint.

Also ja, Mainz war nervenaufreibend, turbulent, stellenweise etwas vogelwild. Aber unterm Strich bleibt: Wir haben wieder gewonnen. Auswärts. Mit einem zurückgekehrten Terrier, einem Grimaldo im Dauerflug und einem Kofane, der scheinbar vergessen hat, dass er eigentlich noch zur Schule gehen müsste.

Und ganz nebenbei schreiben wir weiter an dieser Rekordserie ohne Auswärtsniederlage – 37 Spiele jetzt. Vielleicht wird’s Zeit, dass wir anfangen, auswärts einfach mal ein Banner aufzuhängen: „Willkommen bei Bayer 04 – Bitte keine Hoffnungen machen.“

In diesem Sinne: PSG, wir sind bereit. Nur vielleicht diesmal bitte ohne Herzinfarkt in der 90. Minute, okay?

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