Mittwoch, 22. Oktober 2025

Paris hat uns den Stecker gezogen

Es gibt Niederlagen, die tun weh – und dann gibt es ein 2:7 gegen Paris Saint-Germain. So ein Abend, an dem du dir als Bayer-Fan irgendwann wünschst, der Schiedsrichter würde einfach mal Gnade vor Nachspielzeit walten lassen. Das Ergebnis liest sich schlimmer, als es in Teilen war – aber es war auch genau so schlimm, wie es sich liest. Ein gebrauchter Abend, der nüchtern zeigt, dass zwischen „auf dem Weg“ und „auf Augenhöhe“ im europäischen Fußball noch ein weiter Weg liegt.

Natürlich, PSG ist ein Monster. Titelverteidiger, mit Spielern, die wahrscheinlich schon in der Jugend den Ball lieber als ihre Hausaufgaben hatten. Aber das erklärt nicht alles. Denn nach dem ordentlichen Start, der vergebenen Elferchance und dem zwischenzeitlichen 1:1 hatte die Werkself nicht nur den Anschluss, sondern auch komplett die Ordnung verloren. Drei Gegentore in sechs Minuten – das ist keine individuelle Klasse des Gegners mehr, das ist kollektives Wegnicken. So eine Phase darf dir international einfach nicht passieren, auch nicht mit einem Mann weniger.

Hjulmand spricht von „Entwicklung“ und „Aufbau“ – völlig richtig. Aber Entwicklung funktioniert nur, wenn man die Baustellen auch wirklich als solche erkennt. Defensiv hat Bayer 04 in diesem Spiel alles vermissen lassen, was in Mainz zuletzt noch funktionierte: Kompaktheit, Zweikampfstärke, Balance. Und wenn dann auch noch die Nerven flattern, kommt eben so ein Ergebnis zustande, das selbst in der Champions League eher selten ist.

Die rote Karte gegen Andrich war sicher unglücklich, aber auch ein Spiegelbild des Abends: zu spät, zu hektisch, zu viel Aktionismus. Paris hat das gnadenlos ausgenutzt. Jeder Fehler wurde bestraft, jeder Ballverlust zur Einladung. Dass Garcia mit zwei schönen Treffern wenigstens etwas Ergebniskosmetik betrieb, ist löblich – aber es ändert nichts am Kernproblem: Wir waren nicht konkurrenzfähig.

Und ja, die Fans waren großartig. Laut, treu, fast schon rührend in ihrer Geduld. Aber irgendwann müssen wir uns als Fanbasis auch ehrlich fragen, ob wir uns mit „Aufbauprozess“ und „Schritten in die richtige Richtung“ zu lange zufriedengeben. Diese Mannschaft hat Qualität, keine Frage. Aber sie hat auch das Talent, in großen Spielen zu naiv zu wirken. Und wenn man international wirklich dazugehören will, reicht es eben nicht, mutig zu sein – man muss auch clever sein.

Das Gute ist: Die Saison ist lang, die Chance zur Korrektur kommt schnell. Freiburg in der Liga, Paderborn im Pokal – das sind genau die Spiele, in denen man zeigen kann, dass man aus so einem Schlag gelernt hat. Aber dafür muss die Mannschaft den Stolz wiederfinden, den sie gegen Paris irgendwo zwischen der 40. und 45. Minute verloren hat.

Ein 2:7 kann man abhaken. Aber man sollte es nicht kleinreden. Denn wer die Champions League spielen will, muss auch Champions-League-Momente aushalten – die bitteren wie die schönen. Und dieser war bitter. Richtig bitter. Doch wenn wir ehrlich sind: Solche Abende zeigen, ob der Weg wirklich nach oben führt – oder ob wir uns nur im Kreis drehen.

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