Sonntag, 24. November 2024

Kleiner Rückstand? Kein Problem – wir haben Schick!

Es gibt Spiele, die einen als Fan altern lassen, und dann gibt es Partien wie die gegen den 1. FC Heidenheim, die gleich ein ganzes Jahr kosten. Nach der Länderspielpause, in der wir uns mit Verletzungsmeldungen und Bayern-Höness'schen Meisterschaftsversprechen herumschlagen mussten, war die Rückkehr in den Bundesliga-Alltag schon von einer leisen Anspannung begleitet. Und was macht Bayer 04? Schenkt uns in den ersten 20 Minuten ein kollektives Déjà-vu aus schlechter Abstimmung, fehlender Konsequenz und einem Gegner, der wie so oft aus einer halben Chance gleich ein Tor zaubert.

Zwei Gegentore, der typische Frust setzte ein. Doch wenn man eines über die Werkself in dieser Saison sagen kann, dann, dass sie nie wirklich den Kopf hängen lässt. Es ist, als hätte Xabi Alonso ihnen eine neue Resilienz eingepflanzt, die wir in Leverkusen oft nur aus Erzählungen kannten. Es war klar, dass der Ballbesitz irgendwann Früchte tragen würde. Und genau so kam es. Zunächst war es Palacios, der mit seinem Tor die Hoffnung zurückbrachte, und dann war da Patrik Schick – der Mann, den wir gefühlt die ganze Saison über gesucht haben.

Mit einem Hattrick, der Lehrbuchcharakter hatte, stellte Schick nicht nur die Partie, sondern auch das Selbstverständnis des Teams wieder her. Der Heber zum Ausgleich? Kunst. Das Tor nach der Pause? Eiskalt. Der Kopfball zur Entscheidung? Eine Demonstration seiner Klasse. Es war, als hätte Schick all die Zweifel, die wir seit Wochen im Kopf hatten – Boniface verletzt, keine klare Alternative im Sturm – in eine Energie verwandelt, die uns daran erinnerte, warum er einer der besten Stürmer der Bundesliga ist, wenn er fit ist.

Doch so groß die Freude über diesen Sieg auch ist, bleibt ein mulmiges Gefühl. Warum müssen wir uns erst selbst in Schwierigkeiten bringen, um dann unsere wahre Stärke zu zeigen? Warum wirkt das Team in den ersten Minuten so, als ob es sich noch aufwärmen müsste, während der Gegner bereits mit voller Intensität spielt? Natürlich ist es beeindruckend, wie wir die Kontrolle über das Spiel zurückgewonnen haben, aber warum kann das nicht von Anfang an der Fall sein? Es sind diese Fragen, die einen als Fan manchmal verzweifeln lassen, weil sie nicht zum ersten Mal aufkommen.

Vielleicht ist es das berühmte Leverkusen-Ding, dass man nie ganz zufrieden sein kann, selbst nach einem 5:2-Sieg. Doch während wir uns im Stadion von den Gesängen für Schick und dem Jubel für Xhakas Distanzschuss tragen ließen, bleibt die größere Perspektive: Diese Mannschaft hat das Potenzial, sich endlich von den alten Mustern zu lösen. Ob sie das auch gegen Salzburg und in den kommenden Wochen in der Bundesliga zeigt, wird entscheidend sein. Für den Moment bleibt der Stolz, dass wir einmal mehr gezeigt haben, wie spektakulär Bayer-Fußball sein kann – auch wenn wir uns den Weg dorthin manchmal unnötig schwer machen.

Am Ende ist es genau das, was die Liebe zu diesem Verein ausmacht: das Gefühl, dass immer alles möglich ist – im Guten wie im Schlechten. Und wer weiß, vielleicht sind es genau diese emotionalen Achterbahnfahrten, die uns eines Tages doch noch dorthin bringen, wo wir immer hinwollen: an die Spitze. Bis dahin genießen wir die Momente wie diesen Samstag, an dem Patrik Schick mit einem Ball unterm Arm das Stadion verließ und wir alle wussten, dass es manchmal eben genau so läuft: erst Drama, dann Ekstase. Ein typischer Bayer-Nachmittag.

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