Sonntag, 8. Dezember 2024

Zitterpartie für die Statistik – Bayer bleibt der Meister der knappen Siege

Manchmal könnte man meinen, Bayer 04 Leverkusen wäre weniger Fußballverein als eine PR-Agentur für Herzschrittmacher. Auch gegen den FC St. Pauli reichte es am Ende für einen 2:1-Sieg, und das, obwohl wir es mal wieder unnötig spannend gemacht haben. Aber hey, Spannung liegt uns offenbar im Blut – und solange am Ende drei Punkte dabei herausspringen, nehmen wir das gerne mit einem Augenzwinkern hin. Schließlich sind wir Fans ja längst daran gewöhnt, dass es nie ohne Drama geht.

Es war einer dieser Nachmittage, an denen die BayArena von Beginn an elektrisiert war. Früh schon, nach sieben Minuten, durften wir uns über die erste von Florian Wirtz’ kleinen Fußballkunstwerken freuen. Dieser Junge hat einfach ein Gespür dafür, wann es Zeit ist, uns aus den Sitzen zu reißen. Ein Haken hier, ein Dribbling da – und zack, der Ball lag im Netz. Jonathan Tah setzte wenig später per Kopf noch einen drauf, und plötzlich sah es nach einem ruhigen Nachmittag aus. Aber Bayer wäre nicht Bayer, wenn es jemals so einfach wäre.

Denn in bester Leverkusener Tradition brachten wir die Kiezkicker aus Hamburg gegen Ende doch noch einmal ins Spiel. Klar, wir hatten Chancen für ein beruhigendes drittes Tor – und ja, zweimal musste der VAR uns ein reguläres Tor verwehren. Aber mit der Vielzahl an vergebenen Möglichkeiten und einer gewissen Nonchalance in der Defensive haben wir den St. Paulianern in der Schlussphase selbst die Bühne bereitet. Morgan Guilavogui, der sich bei den Gästen als ständiger Unruheherd hervortat, machte das 2:1 – und plötzlich war die Luft voller Nervosität. Die letzten Minuten waren nichts für schwache Nerven, doch diesmal behielten wir die Kontrolle. Kein spätes Remis, kein unerwarteter Punktverlust. Nur der fünfte Sieg in Folge und ein weiterer Schritt, um den Status als Tabellenführer zu untermauern.

Was bleibt von diesem Spiel? Sicherlich die Erkenntnis, dass Xabi Alonso mit seiner Mannschaft ein Händchen dafür hat, knappe Partien ins Ziel zu bringen. Elf Spiele in der Bundesliga ohne Niederlage sprechen eine deutliche Sprache, und die jüngsten Siege geben uns Fans ein beruhigendes Gefühl: Diese Mannschaft lernt aus ihren Fehlern. Noch vor ein paar Wochen hätten wir gegen einen Gegner wie St. Pauli, der sich mit viel Mut und Einsatz präsentierte, womöglich Punkte liegen lassen. Jetzt aber wirkt die Werkself cleverer, fokussierter, auch wenn es hin und wieder knapp wird.

Die Aufstellung, die angesichts der engen Termintaktung erneut rotiert wurde, hat ihren Job gemacht. Wichtige Spieler wie Victor Boniface und Jonas Hofmann fehlen zwar, doch der Kader zeigt sich erstaunlich resilient. Wirtz, Tah, Xhaka und Co. übernehmen Verantwortung, und selbst Spieler wie Nathan Tella, der zweimal Pech hatte, stehen bereit, wenn es darauf ankommt. Diese Flexibilität wird auch nötig sein, denn mit Inter Mailand wartet schon das nächste Highlight. Champions League statt Zweitligist – wir machen keine halben Sachen.

Am Ende kann man das Spiel gegen St. Pauli vielleicht am besten als Business-as-usual abhaken, aber die Fans wissen es besser: Kein Sieg von Bayer 04 ist jemals „nur“ ein Sieg. Egal ob gegen einen kriselnden Aufsteiger oder die Großen der Liga, es gibt immer einen Moment, der uns an die Substanz geht – und daran, warum wir unseren Klub so sehr lieben. Ein bisschen Wahnsinn gehört bei uns eben dazu. Und ehrlich gesagt: Wäre es ohne den Nervenkitzel wirklich so schön?

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