Dienstag, 20. Mai 2025

Der Niemals Meister Saisonrückblick 2024/25: Xabi geht, der Rekord bleibt – und die Salatschüssel leider auch

Es beginnt im Spätsommer 2024 mit diesem mulmigen Gefühl, das jeder Bayer-Fan kennt: optimistische Vorfreude, gut vermischt mit der vorsorglichen Angst vor dem nächsten Drama. Nach über einem Jahr ohne Bundesliga-Niederlage – 462 Tage lang ungeschlagen, man stelle sich das mal vor! – glaubten wir insgeheim schon, wir wären unkaputtbar. Typisch Bayer aber, dass genau in dem Moment, wo wir uns daran gewöhnen wollten, die nächste Ohrfeige bereitsteht. Anfang September kam RB Leipzig vorbei und beendete unsere schöne Serie in einem Spiel, das Theater und Tragödie zugleich war. 2:1 führten wir zur Halbzeit, die BayArena kochte, alles roch nach dem nächsten Triumph – bis Kevin Kampl kurz vor der Pause den Spielverderber gab. Was folgte, war ein Leipziger Sturmlauf und ein 2:3-Endstand aus unserer Sicht. So schnell kann’s gehen: Eben noch himmelhoch jauchzend, dann zu Tode betrübt. Wir Fans nahmen einen großen Schluck aus dem Becher Galgenhumor und grinsten uns an mit einem zerknirschten „Tja, typisch Bayer…“. Die erste Länderspielpause kam da gerade recht – Wunden lecken und Nerven sortieren war angesagt.

Doch an Aufgeben war nicht zu denken. Unsere Werkself startete nach diesem Dämpfer umso entschlossener durch, als hätte Xabi Alonso persönlich eine Trotzreaktion verordnet. In der Liga pflügten wir durch den Herbst wie eine gut geölte Maschine. Sieg reihte sich an Sieg, und wenn es doch mal holprig wurde, fanden die Jungs immer einen Weg. Elf Bundesligasiege am Stück standen irgendwann zu Buche – man zwickte sich gelegentlich in den Arm, ob das wirklich unser Bayer 04 da unten ist. Patrik Schick ballerte endlich wieder Tore am Fließband, sodass man fast vergessen konnte, wie verletzungsanfällig er zwischendurch war. Florian Wirtz verzauberte Woche für Woche mit Dribblings, die aussahen wie Kunstwerke in Bewegung. Jeremie Frimpong rannte die Außenbahn rauf und runter wie ein Duracell-Hase auf Espresso, und Neuzugänge wie der clevere Aleix Garcia fügten sich nahtlos ins Ensemble ein. Zuhause in der BayArena war Bayer kaum zu stoppen – und auswärts? Auswärts wurden wir langsam zur Legende. Jeder fremde Platz fühlte sich an wie unser eigenes Wohnzimmer. „Auswärts ist das neue Zuhause“, witzelten wir Fans, während die Werkself einen Auswärtsrekord nach dem nächsten aufstellte.

Natürlich lief nicht alles glatt, und so mancher Sieg war knapper als uns lieb war. Spiele wie im Dezember, als wir mit Ach und Krach einen Zittersieg einfuhren, ließen uns altern wie schlecht gelagerter Camembert. Und im November gab’s diesen Tag, an dem die Jungs uns zeigten, dass ein Vorsprung noch lange kein Sieg ist – leichtfertig wurden Punkte liegen gelassen, sehr zu unserem Leidwesen. Aber all das änderte nichts daran, dass Bayer 04 zur Winterpause voll im Soll lag. Platz 2 in der Tabelle, dicht hinter den Bayern, und die Stimmung in Leverkusen schwankte irgendwo zwischen vorsichtigem Träumen und der leisen Frage: „Könnten wir diesmal wieder …?

Im neuen Jahr nahm das Drama dann richtig Fahrt auf. Gleich Ende Januar stand der schwere Gang nach Leipzig an – und was soll ich sagen, es wurde wieder ein Bayer-Moment für die Geschichtsbücher. Im Fanbus nach Sachsen scherzten wir noch, warum wir uns das eigentlich antun. Die Antwort kam prompt auf dem Rasen: Weil wir die Mannschaft lieben, auch wenn sie uns in den Wahnsinn treibt. In Leipzig legten unsere Jungs los wie die Feuerwehr. Florian Wirtz zauberte durch die gegnerische Abwehr, Patrik Schick traf zur Führung, und Aleix Garcia erhöhte sogar auf 2:0 – wir rieben uns die Augen. Vielleicht, ja vielleicht schaffen wir es ja wirklich dieses Jahr? Doch wie wir Bayer-Fans wissen: Wer sich zu früh freut, ist meistens selbst schuld. Noch vor der Halbzeit verkürzte Leipzig durch einen abgefälschten Freistoß auf 2:1. Das Stadion wurde lauter, unsere Nerven flatterten, aber ich flüsterte mir zur Pause zu: „Das schaffen wir schon.“ Fehler Nummer eins.

Was dann kam, fühlte sich an wie ein schleichender Horrorfilm. Leipzig rannte unermüdlich an, aber unser finnischer Fels Lukas Hradecky hielt zunächst alles. Wirtz, unser kleiner Magier, traf an diesem Tag leider nur die Pfosten – als würde er einen Privatwettbewerb im Alu-Treffen veranstalten. Die Uhr tickte, Leipzig warf alles nach vorn, und wir verteidigten mit Mann und Maus. Doch in der 85. Minute passierte es: Freistoß Leipzig, Flanke in die Mitte – und Edmond Tapsoba erwischte den Ball mit dem Kopf. Dummerweise in unserem Strafraum, in Richtung unseres Tores. In einer Szene zum Haare raufen wuchtet er das Leder ins eigene Netz. Eigentore sind wie Liebeskummer: Du weißt, dass sie passieren können, ändern kannst du nichts, und weh tut’s trotzdem höllisch. 2:2 – statt eines Auswärtssieges gab’s nur einen Punkt. Ich stand im Gästeblock wie vom Donner gerührt, und während die Leipziger jubelten, realisierten wir: Die Bayern ziehen wieder einmal auf und davon. Sechs Punkte Rückstand jetzt – der Titelkampf, von dem wir heimlich geträumt hatten, rückte abrupt in weite Ferne. Es war, als hätte uns das Schicksal hämisch zugeflüstert: „Träumt nicht zu viel, ihr Leverkusener.“

Doch lange Zeit zum Hadern gab es nicht, denn auf mehreren Bühnen warteten große Auftritte. In der Champions League hatten wir uns in der neuen Ligaphase souverän unter die besten 16 Europas gespielt – Bayer 04 in der K.o.-Runde der Königsklasse, das klang nach ganz großen Nächten. Und dann meinte es die Los-Fee wie immer besonders gut mit uns: Achtelfinale gegen den FC Bayern München. Natürlich. Wer sonst? Wir Fans nahmen es mit einer Prise Ironie: Ausgerechnet der Rekordmeister, als müsste uns die Fußball-Götter noch extra prüfen. Das Hinspiel in München verlief schon unglücklich, sodass wir mit einem Rückstand ins entscheidende Rückspiel gingen. Aber oh, die Hoffnungen waren da: Eine magische Nacht in der ausverkauften BayArena – genau das hatten wir uns ausgemalt. Die Luft vibrierte, das Stadion ein Tollhaus, und die Mannschaft begann wie entfesselt. Bayer presste hoch, drängte Bayern hinten rein. Schick hatte Chancen, Frimpong wirbelte überall herum, und Granit Xhaka verteilte im Mittelfeld die Tacklings wie ein Türsteher an Karneval. Eine knappe halbe Stunde lang rochen wir an der Sensation – man merkte den Münchnern an, dass sie wackeln. Vielleicht, ganz vielleicht war da was drin?
Dann kam dieser Moment. Eine Unachtsamkeit bei einem Standard – Freistoß Bayern. Und wer steht natürlich goldrichtig? Harry Kane, dieser Tor-Magnet mit dem eingebauten Riecher für wichtige Buden. Zack – Kopfball, 0:1. In Kombination mit dem Hinspielergebnis fühlte sich das an wie eine eiskalte Dusche nach einer durchzechten Nacht: bitter, aber irgendwie auch vorhersehbar. Mit diesem Tor verabschiedete sich der letzte Funken unseres Traums vom Halbfinale. Die Werkself warf zwar noch einmal alles nach vorne, jeder Ball wurde nach vorn gepumpt – aber als Alphonso Davies uns auch noch das 0:2 einschenkte, war der Drops gelutscht. Aus der Traum. Keine magische Nacht, kein Wunder von Leverkusen. Stattdessen die ernüchternde Erkenntnis, dass uns bis zur europäischen Spitze doch noch ein Stück fehlt. Es tat weh. Weil wir diese Saison so oft bewiesen hatten, dass wir jeden schlagen können. Weil wir es so sehr wollten. Und weil wir uns alle insgeheim mehr erträumt hatten als das nächste Achtelfinal-Aus. Aber: Wir sind Bayer 04. Wir stehen immer wieder auf, egal wie oft es uns hinlegt. Die Champions League war vorbei, doch die Saison noch lange nicht!

Kaum hatten wir den europäischen K.o. verdaut, wartete der DFB-Pokal – unser verbleibender Pfad zu Ruhm und Silber. Als Pokalverteidiger (jawohl, endlich hatten wir ja mal einen Titel geholt im Vorjahr!) marschierten wir durch die Runden, und im Viertelfinale kam es zum Derbykracher gegen den 1. FC Köln. Ach, dieser Abend… Spiele gegen Köln sind ohnehin nichts für schwache Nerven, aber dieses Viertelfinale hat uns locker zehn Jahre altern lassen. Die Atmosphäre? Elektrisch. Das Spiel? Eine Berg-und-Talbahn der Gefühle. Bayer dominierte zunächst, vergab Chancen, und natürlich ging Köln dann plötzlich in Führung – ein klassischer Pokalstreicher, wie er im Buche steht. Damion Downs traf für die Domstädter und im Gästeblock der Kölner war Party angesagt. Wir Leverkusener Fans hingegen spürten schon das vertraute Flattern in der Magengegend: sollte unser Pokaltraum ausgerechnet gegen den Erzrivalen enden? Doch unsere Werkself antwortete mit Herz und Wut. Es ging hin und her, wir glichen aus, gingen in Führung – nur um dann doch wieder den Ausgleich zu kassieren. 2:2 nach 90 Minuten, Verlängerung, Puls bei 180. In der 98. Minute dann die Explosion: Tor für Bayer! 3:2! Köln warf noch einmal alles rein, erzielte sogar ein Tor – doch der VAR hatte kein Erbarmen mit ihnen: Abseits! Als der Schlusspfiff ertönte, lagen wir uns in den Armen, völlig erledigt und überglücklich. Sieg! Halbfinale! Was für eine Nacht am Rhein! Die Titelverteidigung lebte und obendrein hatten wir Köln mal wieder gezeigt, wo der Barthel den Most holt. In diesem Moment dachten wir wirklich: Pokal? Bayer kann das – vielleicht holen wir uns das Ding wieder!

Tja… vielleicht. Oder auch nicht. Denn vier Wochen später folgte der Tiefschlag der Saison, der uns noch lange in den Albträumen verfolgen wird: Pokal-Halbfinale auf der Bielefelder Alm. Drittligist gegen Bundesliga-Spitzenreiter – eigentlich eine klare Sache auf dem Papier. Aber im Pokal gelten andere Gesetze, schon klar. Trotzdem: Was an diesem Dienstagabend Anfang April passierte, fühlte sich an wie eine besonders fiese Folge von „Verstehen Sie Spaß?“ für Bayer-Fans. Wer live dabei war, hätte am liebsten nach 30 Minuten das Handy ausgeschaltet, das Trikot gleich bei 90 ° in die Waschmaschine geworfen und so getan, als wäre dieses Spiel nie passiert. Aber so funktioniert das Fanleben eben nicht – schon gar nicht in Leverkusen.

Dabei fing alles nach Plan an, als hätte jemand ein Drehbuch für einen souveränen Favoritensieg geschrieben: Jonathan Tah köpft nach einer Ecke das 1:0 für uns, und im Gästeblock herrscht bester Feierabendbier-Modus. Führung, alles supi – bis hierhin konnte man noch entspannt an der Stadionwurst knabbern. Doch, Hand aufs Herz, das war auch der letzte Moment, in dem Bayer wirklich Kontrolle über das Spiel hatte. Was danach kam, war kollektives Kopfschütteln. Bielefeld – dieser Drittligist! – presste aggressiv, unsere Mannschaft wirkte plötzlich ratlos, und Xabi Alonsos Matchplan schien auf dem holprigen Rasen der altehrwürdigen Alm nicht zu funktionieren. Lange Bälle segelten im hohen Bogen über das Mittelfeld, als glaubte man, wir spielten in einem Monsunregen oder wären ins Jahr 2005 zurückgebeamt worden. Aber auf diesem Acker kam jeder hohe Ball runter wie ein nasser Sack – so unwirksam wie ein veganer Grillabend in einer Metzgerei. Kombinationsspiel? Fehlanzeige. Tempo? Nur beim Gegner. Statt Plan B gab’s nur vergebliche Gewaltaktionen. Während wir also versuchten, irgendwie mit der Brechstange zum Erfolg zu kommen, machte Bielefeld exakt das, was wir eigentlich tun wollten: Fußball spielen. Die Arminen kombinierten, kämpften – und trafen. Zweimal klingelte es bei uns, und so paradox es klingt: Jeder Bielefelder Treffer fühlte sich fast schon unvermeidbar an. Unsere Defensive war auf einmal löchrig wie ein Emmentaler Käse, und vorn fanden wir keine Antwort. Ehe wir uns versahen, lagen wir zur Halbzeit 1:2 hinten – Tahs Führungstor längst nur noch Randnotiz, Bielefelds Fans auf den Rängen träumten vom Finale in Berlin, und wir standen da wie begossene Pudel.

In der zweiten Hälfte warteten wir dann verzweifelt auf eine Schlussoffensive unserer Werkself – aber da kam nichts außer planlosen Flanken und dem hilflosen Versuch, mit Tah als Not-Stürmer irgendwie den lieben Fußballgott umzustimmen. Klar, einmal klatschte noch ein Ball an den Pfosten, einmal zwang Amine Adli den Bielefelder Keeper zu einer Glanzparade. Doch die Wahrheit war: Wenn du in einem Pokal-Halbfinale gegen einen Drittligisten 45 Minuten lang keine echte Idee hast, brauchst du dich über das Ergebnis nicht wundern. 1:2 – Aus, vorbei, Nirgendwo statt Berlin. Nach Abpfiff standen die Spieler wie versteinert vor uns im Gästeblock. Granit Xhaka diskutierte frustriert mit den Fans, die Köpfe hingen, Augen starr ins Leere. Das war mehr als nur eine Niederlage – das fühlte sich an wie ein tiefer Stich ins Herz unserer Saison. Ein mentaler Knockout, der Narben hinterlassen würde.

Für uns hartgesottene Anhänger hieß es mal wieder: zusammensacken, einmal tief durchatmen und dann irgendwie weitermachen. Niemals aufgeben, auch wenn’s weh tut. Die Mannschaft schwor, jetzt erst recht in der Liga Gas zu geben – irgendwas noch aus dieser Saison rauszuholen, damit am Ende nicht nur Enttäuschung bleibt. Berlin war gestrichen, der Pokal futsch, also konzentrierten wir uns auf die Bundesliga.

Und tatsächlich zeigte die Werkself eine Reaktion. Im Liga-Endspurt war nun Charakter gefragt. Die Wochen nach dem Pokal-Aus waren allerdings zunächst ein Auf und Ab der Gefühle. Ein paar Spiele lang wirkten die Jungs verständlicherweise gezeichnet: Unentschieden reihten sich an Unentschieden, als steckten wir in einer Zeitschleife fest. Insbesondere ein trostloses 0:0 zu Hause gegen Union Berlin fühlte sich an wie „Und täglich grüßt das Murmeltier“ – wieder kein Sieg, wieder nur Frust. Auch zuvor gegen Bremen gab’s schon eine enttäuschende 0:2-Pleite – ein richtig gebrauchter Tag, an dem einfach gar nichts funktionieren wollte. Aber anstatt komplett den Kopf in den Sand zu stecken, rappelten sie sich noch einmal auf. Xabi Alonso erinnerte das Team daran, was es auszeichnet: Ruhe bewahren, an sich glauben, weitermachen.

Ende April, als schon alle dachten, die Luft sei raus, legte Bayer 04 nochmal einen Schalter um. Gegen Augsburg erlebten wir einen dieser Tage, an denen einfach alles passte: Sonnenschein, kaltes Bier im Stadionbecher und eine Werkself, die sich den ganzen Frust der letzten Wochen von der Seele schoss. 2:0 gewannen wir, locker-flockig und souverän, als hätte es nie einen Einbruch gegeben. Schick netzte früh, Buendía zauberte ein Traumtor in den Winkel – Popcorn-Kino vom Feinsten. Während wir ausgelassen feierten, wussten wir: Dieser Sieg war mehr als nur drei Punkte, er war eine Ansage. Die Bayern-Meisterfeier verschoben! Jawohl, durch diesen Dreier konnten die Münchner noch nicht vorzeitig den Titel klarmachen. Es fühlte sich an wie ein kleiner Sieg über den großen Rivalen, auch wenn der die Schale quasi schon mit einem Finger anfasste. „Auftrag erfüllt – Partycrasher vom Rhein“, lachten wir auf dem Heimweg. Die Jungs hatten bewiesen, dass sie Charakter haben. Und wir Fans dachten uns insgeheim: Vielleicht erlebt diese Saison ja doch noch ihr perfektes Happy End? Ein Fünkchen Resthoffnung glomm wieder auf – man wird ja wohl noch träumen dürfen.

Das drittletzte Saisonspiel in Freiburg allerdings setzte unseren Meisterträumen endgültig den Garaus – aber natürlich nicht, ohne uns vorher nochmal durch alle Emotionen zu jagen. Es war Jonathans Tahs 400. Spiel für Bayer 04, und was machte unser Kapitän? Er schrieb sein eigenes Drehbuch. Zunächst war die Partie ein zähes Ringen. Freiburg mauerte, wir spielten handzahmen Ballbesitzfußball ohne Durchschlagskraft. Im strömenden Regen passierte wenig – bis ein Fernschuss von Freiburgs Eggestein aus gefühlten 100 Metern plötzlich einschlug und unsere junge Leihgabe Matej Kovar im Tor dabei eher unglücklich aussah. 0:1 hinten. Und dann – weil Unglück selten allein kommt – fälschte Piero Hincapié kurz darauf einen Ball ins eigene Netz ab. Ein Slapstick-Eigentor der Extraklasse, bei dem allen Bayer-Fans kurz das Herz stehenblieb. 0:2! Ausgerechnet gegen Freiburg! Während die Breisgauer Anhänger von einer Sensation träumten, wussten wir: Ein Punktverlust hier bedeutet die Meisterschale für Bayern. Man konnte praktisch spüren, wie in München der Champagner entkorkt wurde. Trotzdem – oder gerade deswegen – kam noch einmal diese „jetzt erst recht“-Mentalität durch. Florian Wirtz nahm sich ein Herz und zauberte uns mit einem Solo zurück ins Spiel. Ein Dribbling durch die Freiburger Abwehr, Schuss an den Innenpfosten, Tor! 1:2 nur noch, zwanzig Minuten vor Schluss. Plötzlich war sie wieder da, diese kleine verrückte Hoffnung. Die Bayer-Hoffnung, die dich nie ganz verlässt, auch wenn der Verstand längst die Segel streicht.


Und tatsächlich, in der Nachspielzeit folgte die Krönung: Eine letzte Ecke für uns, der Ball segelt herein – und wer steigt am höchsten? Jonathan Tah. Mit seiner schmerzenden Abschiedsschulter (so stellte ich es mir zumindest vor) wuchtet er den Ball über die Linie! 2:2! Ausgleich! Wir auf den Rängen sind komplett aus dem Häuschen, jubeln wie die Weltmeister, als hätten wir soeben doch noch den Titel gewonnen. Tah hatte sich mit diesem Kopfball in unsere Herzen geköpft, im wahrsten Sinne. Klar, objektiv gesehen war es „nur“ ein Unentschieden. Ja, damit war die Meisterschaft endgültig futsch – die Bayern waren nun uneinholbar vorne und durften die hässliche Salatschüssel behalten. Aber was soll’s? In diesem Moment zählte für uns nur eins: 33 Auswärtsspiele in Folge ungeschlagen! Mit dem Punkt in Freiburg hatte Bayer Leverkusen den jahrzehntealten Auswärtsrekord der Bayern eingestellt. Zwei komplette Bundesliga-Spielzeiten ohne Auswärtsniederlage – das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Wenn schon keine Schale, dann wenigstens ein Eintrag in die Geschichtsbücher. „Ein Rekord für die Ewigkeit“, murmelte einer neben mir und klang dabei fast versöhnt. Wir nahmen es mit einem Schulterzucken: Dass wir mit diesem Punkt den Bayern offiziell den Titel überlassen haben? Geschenkt. Meister werden die sowieso immer – aber so einen Rekord, den haben wir! Einfach nur Wahnsinn. Einfach nur Bayer.
Damit ging es in den vorletzten Spieltag – ein Heimspiel gegen Borussia Dortmund, das jedoch weniger sportlichen Wert hatte als vielmehr emotionalen. Platz 2 war uns sicher, die Meisterschaft entschieden, Dortmund kämpfte noch um die Champions League-Platzierung, aber für uns Leverkusener drehte sich alles um den Abschied von zwei ganz großen Bayer-Legenden. Xabi Alonso und Jonathan Tah betraten zum letzten Mal im Bayer-Trikot die heimische Bühne. Das Spiel selbst? Nun ja, es geriet zur Randnotiz. Ja, wir verloren 2:4 gegen den BVB. Ja, vielleicht hätten wir gewinnen können, sogar müssen – einige Chancen waren da. Aber wen interessierte das an diesem Sonntag wirklich? Schon vor Anpfiff lag ein Hauch Melancholie über dem Stadion, mischte sich mit dem Duft von Bratwurst und Bier. Auf den Rängen wurden Banner hochgehalten: „Gracias, Xabi!“ stand da und „Danke, Jona!“. Als die beiden vor dem Anpfiff geehrt wurden, hatten selbst gestandene Südkurven-Ultras feuchte Augen. Wir wussten alle: Hier gehen zwei, die unser Bayer-Herz geprägt haben.

Xabi Alonso – der Maestro an der Seitenlinie, der gekommen war, als wir irgendwo zwischen „naja“ und „schon wieder Trainerwechsel?“ feststeckten, und der aus unserer grauen Suppe ein Sterne-Menü gezaubert hat. In kurzer Zeit formte er die Werkself zu einer der stilvollsten und erfolgreichsten Mannschaften Europas. Mit kühlem Kopf, klarer Philosophie und dieser unnachahmlichen Mischung aus spanischer Eleganz und deutscher Gründlichkeit brachte er uns zurück in die Spitze. Dass er uns nicht zur Meisterschale führen konnte, geschenkt – er hat uns etwas viel Wertvolleres hinterlassen: Hoffnung. Hoffnung und Stolz darauf, Bayer-Fan zu sein. Unter Xabi haben wir Fußball gesehen, der uns träumen ließ, und endlich das Gefühl bekommen, wir könnten wirklich mal was Großes reißen. Kein Wunder, dass an diesem Tag hunderte Schals mit seinem Namen hochgehalten wurden, als er zum letzten Mal in die Kurve winkte. Xabi kletterte sogar auf den Zaun, klopfte sich aufs Herz und verabschiedete sich mit glänzenden Augen von den Fans. In dem Moment hatten wir alle Gänsehaut. Da war mehr als nur ein Trainer, der ging – es fühlte sich an, als verabschiede sich ein Freund.

Und Jonathan Tah – unser „Capitano“ in dem Spiel, der Fels in der Brandung, zehn Jahre im Verein, durch alle Höhen und Tiefen gegangen. Dieser Mann hat verkörpert, was es heißt, ein echter Werkselfer zu sein: loyal, bodenständig, immer da, wenn’s brennt. Ein würdiger Abschied für eine Bayer-Ikone.
Letzter Spieltag in Mainz. Die Bayern sind Meister, Leverkusen Vizemeister. Aber Bayer 04 wäre nicht Bayer 04, wenn es nicht nochmal Drama gäbe. Drei Mainzer Tore annulliert. Zwei Elfmeter. Ein wackliger Punkt. 2:2. Und dann: 34 Auswärtsspiele in Folge ungeschlagen. Ein Rekord für die Ewigkeit.
Und so endet die Saison 2024/25 für Bayer 04 Leverkusen mit einem zweiten Platz in der Bundesliga, jeder Menge denkwürdiger Geschichten und diesem typisch ironischen Leverkusener Fazit: Alles gehabt – außer Meisterschale. Wieder mal kein Titel in der Liga. Aber seien wir ehrlich: Wer braucht schon jedes Jahr diese hässliche Salatschüssel, wenn man dafür Rekorde, legendäre Spiele und magische Momente am laufenden Band bekommen hat? Wir haben in dieser Spielzeit gelacht, geweint, gezittert und gejubelt. Wir haben Pokalnächte durchlitten und Champions-League-Träume geträumt. Wir sind aus allen Wolken gefallen und gleich danach wieder aufgestanden. Und am Ende steht da nicht nur ein guter Tabellenplatz und ein Auswärtsrekord für die Ewigkeit, sondern vor allem eines: das unerschütterliche Gefühl, dass es trotz allem verdammt Spaß macht, Bayer-Fan zu sein. Alonso geht, Tah geht – aber die Liebe zu diesem verrückten Verein bleibt. Wir haben wieder Hoffnung geschöpft, und das ist in Leverkusen bekanntlich selten genug.

Was bleibt von dieser Saison? Kein Titel. Aber Stolz. Freude. Hoffnung. Eine Mannschaft, die gewachsen ist. Ein Verein, der sich in die Herzen der Fans gespielt hat. Ein Trainer, der Stil hatte. Ein Abschied, der weh tat. Und ein Rekord, der für immer bleibt.

Sonntag, 18. Mai 2025

Der niemalsmeister (war gestern) Saisonrückblick: Prognose versus Endstand

Als ich am Mittwoch, dem 21. August 2024, meine Saisonprognose für die Bundesliga 2024/25 veröffentlichte, war ich voller Zuversicht und optimistischer Erwartungen: RB Leipzig sollte die Liga anführen, gefolgt von Bayern München und Bayer 04 Leverkusen. Fünf Monate später, nach 34 Spieltagen und zahlreichen überraschenden Wendungen, fällt das Résumé ein Stück weit ernüchternd, aber umso spannender aus.

Bereits an der Spitze zeigte sich, dass kraftvolle Vorjahresleistungen nicht zwangsläufig in eine Titelfeier münden. RB Leipzig, mein vermeintlicher Meisterkandidat, stolperte früh über Formkrisen und Verletzungssorgen, sodass am Saisonende nur Platz 7 zu Buche stand. In Kontrast dazu bewahrten die Bayern ihre unerschütterliche Konstanz: Mein Tipp auf Rang 2 erwies sich als zu zögerlich – sie sicherten sich souverän die Schale und ließen die Konkurrenz hinter sich. Bayer Leverkusen spielte eine ähnlich starke Saison, übertraf meine Erwartungen um eine Position und landete auf Platz 2. Diese beiden Klubs dominierten das Tableau und verwiesen Eintracht Frankfurt, das ich lediglich im oberen Mittelfeld vermutete, auf Rang 3, nachdem die SGE mit beeindruckender Kontinuität und taktischer Cleverness das Feld aufrollte.

Im Verfolgerfeld behielt Borussia Dortmund weitgehend die Spur: Ich hatte sie auf Rang 4 taxiert, und sie lieferten exakt diese Platzierung ab. Ebenfalls punktgenau traf meine Prognose für Borussia Mönchengladbach (10) und den VfL Wolfsburg (9 → 11) – wenn auch bei Letzterem mit nur geringfügigen Abweichungen. Überraschend positiv agierten SC Freiburg und Mainz 05: Freiburg beendete die Saison auf Platz 5 (statt prognostiziert 7), Mainz gar auf Platz 6 (statt 11), womit beide Klubs ihre Ambitionen auf internationale Plätze untermauerten.

Enttäuschend verlief die Spielzeit hingegen für Teams, die ich weiter oben erwartet hatte. Der VfB Stuttgart, den ich auf Rang 5 sah, fiel auf Rang 9 zurück und offenbarte Schwächen in der Defensive; die TSG Hoffenheim stürzte gar auf Platz 15 ab – statt wie geplant im Mittelfeld zu landen. Union Berlin und der FC Augsburg zeigten solide Leistungen, beendeten die Saison aber jeweils knapp oberhalb der Abstiegszone (13 und 12), und übertrafen damit meine Vorhersagen nur marginal.

Am Tabellenende offenbarten sich die größten Diskrepanzen. Der VfL Bochum, den ich auf Platz 15 erwartet hatte, verschwand gänzlich im Tabellenkeller und musste den Gang in die 2. Bundesliga antreten (Platz 18). Heidenheim rettete sich auf Platz 16, Kiel landete bei Platz 17. Der Absturz der Nordlichter war damit nur geringfügig weniger hart als von mir prophezeit.

Insgesamt zeigt der Blick zurück, dass Prognosen, selbst von erfahrenen Fußballkennern, der Dynamik einer Bundesliga-Saison oft nicht gerecht werden. Verletzungen, Formhoch und -tiefs sowie überraschende Trainerwechsel können das Kräfteverhältnis auf den Kopf stellen. Mein Saisonrückblick 2024/25 ist daher weniger ein Scheitern als eine Erinnerung daran, wie aufregend und unberechenbar der deutsche Fußball ist – und dass gerade diese Unvorhersehbarkeit die Faszination der Bundesliga ausmacht.

Samstag, 17. Mai 2025

Unentschieden, Unendlichkeit und ein letzter VAR-Wahnsinn – Bayer 04 sagt Servus mit Rekord

Wenn man auswärts 34 (!) Bundesliga-Spiele am Stück nicht verliert, dann ist das entweder ein Zeichen göttlicher Fügung oder man trägt das Bayer-Kreuz auf der Brust. Unsere Werkself hat in Mainz nicht nur den nächsten Videobeweis-Krimi überstanden, sondern nebenbei auch noch einen Rekord in die Geschichtsbücher getackert – ungeschlagen in fremden Stadien seit zwei verdammten Jahren. Und nein, das ist kein Tippfehler. 34 Mal auswärts gespielt, 34 Mal nicht verloren. Selbst die Bayern reiben sich verwundert die Augen – wahrscheinlich mit einem Handtuch aus Tränen der verpassten Alleinherrschaft.

Das Spiel in Mainz? Nennen wir es ein würdiges Saisonfinale mit allem, was dazugehört: Chaos, Dramatik, Nostalgie, und ein bisschen Wehmut. Eine Partie, bei der sich der VAR dachte: „Heute bin ich mal Hauptdarsteller.“ Gleich drei Mainzer Tore wurden in der ersten Halbzeit einkassiert – vermutlich gibt's dafür bald einen Sammelsticker-Album-Sonderdruck: „Abgepfiffene Tore 2025 – Edition Mainz“. Irgendwann hatten wir das Gefühl, der Schiri pfeift nicht nach Regelwerk, sondern nach einer Bingo-Karte mit „Abseits“, „Handspiel“ und „Torwartschutz“.

Zur Wahrheit gehört auch: Die erste Halbzeit war aus Leverkusener Sicht ungefähr so spritzig wie abgestandene Fassbrause. Mainz dominierte, rannte, schoss – und fand in der ersten halben Stunde dreimal ins Tor und trotzdem stand’s weiter 0:0. Irgendwann hat dann auch Paul Nebel ein Einsehen gehabt und den Ball unter freundlicher Mithilfe von Jonathan Tahs Waden zum regulären 1:0 versenkt. Halbzeitpfiff, Durchatmen, alles wieder auf Anfang – außer für Mainz, die da eigentlich schon 3:0 führen müssten. Aber gut, wir nehmen’s mit einem kleinen Schulterzucken und einem "Typisch Bayer"-Grinsen.

Xabi Alonso – in seinem letzten Spiel als Leverkusen-Trainer – griff zur Pause in die Trickkiste und siehe da: Nach dem Seitenwechsel stand plötzlich eine völlig andere Mannschaft auf dem Platz. Es war fast so, als hätten die Jungs vergessen, dass man auch schon in der ersten Halbzeit Fußball spielen darf. Und dann kam Schick. Und nochmal Schick. Erst eiskalt vom Punkt, dann eiskalt mit dem Kopf – zweimal zappelte das Netz, zweimal tanzte der Tscheche, zweimal vergaßen wir für einen kurzen Moment, dass das eigentlich nur ein Spiel um die goldene Ananas war.

Doch in Leverkusen wäre es ja kein echtes Spiel ohne einen finalen Herzschlagtest. Mainz bekam ebenfalls einen Elfer – umstritten, klar, aber was wäre ein Bundesliga-Spiel ohne eine umstrittene VAR-Entscheidung? Burkardt trat an, traf, 2:2, und damit wieder alles offen. Dass am Ende noch ein Mainzer Treffer wegen Handspiel einkassiert wurde, passt zu diesem Spiel.

Und so geht eine Saison zu Ende, die uns alles geboten hat – außer vielleicht eine Meisterschale. Aber wer braucht schon diese hässliche Salatschüssel, wenn man sich mit Rekorden, legendären Spielen und einem Trainer verabschieden kann, der aus uns ein echtes Spitzenteam gemacht hat? Danke, Xabi – du hast uns nicht zur Meisterschaft geführt, aber zu etwas viel Wertvollerem: Hoffnung. Und das ist in Leverkusen bekanntlich selten genug.

Jetzt heißt’s erstmal: Sommerpause für die Großen, Endspiel für die Kleinen. Unsere U19 kämpft um die Deutsche Meisterschaft – in der BayArena, vor vollem Haus, gegen den 1. FC Köln. Wer da nicht hingeht, hat den Fußball nie geliebt.

Ach ja, fast vergessen: 34 Auswärtsspiele in Folge ungeschlagen. Einfach nur Wahnsinn. Einfach nur Bayer.

Sonntag, 11. Mai 2025

Taschentücher statt Tore – Leverkusen verliert zwei Herzensmenschen

Es war ein Sonntag, an dem das Ergebnis allenfalls als Randnotiz durchging. Ja, wir haben 2:4 gegen den BVB verloren. Ja, wir hätten das Spiel auch gewinnen können, vielleicht sogar müssen. Aber ehrlich: Wen interessiert das, wenn zwei echte Bayer-Legenden zum allerletzten Mal im Heimtrikot über den Rasen der BayArena laufen? Xabi Alonso und Jonathan Tah – zwei Namen, die in Leverkusen bleiben werden, auch wenn die Personen weiterziehen.

Schon vor Anpfiff lag etwas in der Luft. Und das war nicht nur der Duft von Bratwurst und Bier, sondern auch eine gewisse Melancholie. Denn während die Dortmunder noch um die Champions League kämpften, standen bei uns andere Themen im Vordergrund: Tränen, Tribünen und Trikots voller Emotionen.

Xabi Alonso – der Mann, der kam, als wir irgendwo zwischen „Naja“ und „Vielleicht doch wieder Trainerwechsel?“ hingen. Und der aus dieser grauen Suppe ein Drei-Sterne-Menü gezaubert hat. Innerhalb kürzester Zeit hat er die Werkself zu einer der stilvollsten Mannschaften Europas gemacht. Fußball, der so schön war, dass selbst neutrale Fans verstohlen „Hopp Leverkusen“ murmelten. Und jetzt geht er. Vermutlich zu Real Madrid. Und auch wenn wir’s ihm gönnen – es tut weh. Weil man sich an Xabi gewöhnt hat wie an den perfekten Espresso am Morgen: bitter, stark und verdammt gut.

Und dann Jonathan Tah. Unser Turm, unser Dauerbrenner, unser „Och, der spielt ja auch schon ewig bei uns!“. 400 Pflichtspiele – das muss man erstmal bringen. Er hätte längst schon irgendwohin wechseln können, wo man mehr Titel, mehr Geld oder mehr Sonne bekommt. Aber er blieb. Und das macht seinen Abschied umso schwerer. Nicht weil es überraschend kommt, sondern weil es endgültig ist. Einen wie Tah ersetzt du nicht einfach. Einen wie Tah musst du feiern, mit Applaus, mit Gänsehaut – und, ja, auch mit einem feuchten Auge.

Das Spiel? Ja, das gab’s auch noch. Frimpong traf, Kobel hielt wie besessen, der BVB war effizient wie ein Schweizer Uhrwerk – und wir waren eben Bayer 04 an einem dieser Tage: schön anzusehen, aber am Ende ohne Punkte. Hofmanns spätes 2:4 war nett, aber gefühlt schon Teil des Abschiedsprogramms.

Und trotzdem – oder gerade deshalb – war es ein besonderer Tag. Einer dieser Momente, in denen man spürt, dass Fußball mehr ist als Tabellenplätze und Statistiken. Dass es um Menschen geht. Um Trainer, die mit Stil und Haltung führen. Um Spieler, die nicht nur das Trikot tragen, sondern es leben. Und um Fans, die das alles zu schätzen wissen.

Der letzte Heimspieltag war kein sportlicher Höhepunkt. Aber ein emotionaler Volltreffer. Und wenn Alonso am Zaun hängt und in die Kurve winkt, wenn Tah sich die Kapitänsbinde vom Arm zieht und dabei nicht in unsere Richtung, sondern direkt ins Herz schaut – dann weißt du: Das war mehr als Fußball.

Bleibt nur zu sagen: Danke, Xabi. Danke, Jona. Es war uns eine Ehre. Und sollte es euch mal wieder nach Leverkusen verschlagen – wir haben noch Taschentücher. Und ’ne kalte Kiste im Keller.

Sonntag, 4. Mai 2025

Hincapie trifft ins eigene Netz – und Tah köpft sich in unsere Herzen!

Es gibt Tage, da braucht man Nerven wie Drahtseile, ein starkes Herz und vielleicht auch eine kleine Prise Humor, um Bayer 04-Fan zu sein. Der Samstagnachmittag in Freiburg war definitiv so einer. Da fährst du als stolzer Anhänger der Werkself ins tiefste Breisgau, siehst eine Mannschaft, die sich den Ball gefühlt 70 Minuten lang hin und her schiebt, aber auf dem Weg zum Tor so kreativ ist wie ein leerer Malblock – und am Ende feierst du trotzdem noch wie ein Bekloppter. Warum? Weil Jonathan Tah sich gedacht hat: "400 Spiele? Da pack ich noch ein bisschen Heldengeschichte oben drauf!"

Anfangs lief eigentlich alles so, wie es sich für einen angehenden Rekordhalter gehört: viel Ballbesitz, viel Kontrolle, viel... ja, sagen wir ehrlich: viel gepflegter Langeweile. Der Regen prasselte aufs Stadiondach, die Stimmung in der Kurve war großartig, aber auf dem Platz? Na ja, Fußball zum Liebhaben war das nicht gerade. Freiburg stellte sich hinten rein, Bayer wollte, konnte aber irgendwie nicht wirklich. Und als dann Eggestein aus gefühlt 100 Metern einfach mal draufhielt und Kovar sich mit einer Flugshow á la "Wer wird der nächste Bachelor?" verzettelte, war klar: Das wird heute kein Spaziergang.

Spätestens nach dem Eigentor von Hincapie – ein Slapstick-Moment der Extraklasse – hatten wohl selbst die tapfersten Optimisten unter uns ein leicht nervöses Zucken in der Augenbraue. 0:2 hinten, ausgerechnet gegen Freiburg, während Bayern auf der Couch schon den Champagner kaltstellte. Und unsere Jungs? Erinnern sich irgendwie spät, aber immerhin noch rechtzeitig daran, dass man für Auswärtsrekorde wenigstens ein kleines bisschen aufs Tor schießen muss.

Dass es dann natürlich Florian Wirtz war, der uns zurück ins Spiel zauberte – wie immer, wenn's wichtig wird –, wundert ja mittlerweile niemanden mehr. Einmal durch drei Freiburger durch, ein Schuss, ein Innenpfosten, ein lautes "JA!" auf den Rängen. Plötzlich war sie wieder da, diese kleine verrückte Hoffnung. Diese irre Bayer-Hoffnung, die dich nie wirklich verlässt, auch wenn der Verstand längst abgewinkt hat.

Und dann, als alle schon auf die Uhr schielten, als die Freiburger langsam anfingen, an ihrer eigenen Sensation zu schnuppern, kam er: unser Kapitän, unser Fels, unser Jonathan Tah. Ausgerechnet er, der Mann für die leisen großen Momente, der in seinem 400. Spiel für Bayer 04 mehr Timing bewies als ein Stand-up-Comedian beim Punchline-Setzen, köpfte den Ball irgendwie, irgendwo, irgendwie mit der Schulter über die Linie. Ausgleich. Rekord eingestellt. Herzinfarkt knapp vermieden.

Dass wir mit diesem Punkt die Meisterschaft endgültig den Bayern überlassen haben? Geschenkt. Dass wir in Freiburg lange wie ein müder Boxer in der zwölften Runde wirkten? Geschenkt. Am Ende steht: 33 Auswärtsspiele in Folge ungeschlagen. Auf Augenhöhe mit der besten Bayern-Serie aller Zeiten. Und das ist kein Zufall, das ist eine Mannschaft, die selbst in solchen Spielen irgendwie immer noch eine Antwort findet. Mal elegant, mal mit Glück – aber immer mit Herz.

Jetzt also noch ein letztes Heimspiel gegen Dortmund, bevor die Saison in Mainz endet. Und wer weiß – vielleicht gibt's da ja nochmal ein Happy End, das sich nicht wie eine Mathehausaufgabe anfühlt. Bis dahin genießen wir einfach den Moment: Danke, Tah. Danke, Wirtz. Danke, Bayer 04.

Sonntag, 27. April 2025

Zweimal eingelocht, einmal Meisterfeier versaut – ein ganz normaler Samstag unterm Bayer-Kreuz

Es gibt Tage, da passt einfach alles zusammen: Die Sonne scheint, der Bierstand läuft heiß und Bayer 04 spielt sich den Frust der letzten Wochen locker-flockig von der Seele. Beim 2:0 gegen Augsburg wirkten unsere Jungs so souverän, als hätten sie am Vorabend in einer Taktik-Vorlesung von Xabi Alonso persönlich übernachtet. Dabei war es, ehrlich gesagt, im Vorfeld gar nicht mal so selbstverständlich, dass wir dieses Spiel so entspannt über die Bühne bringen würden. Immerhin hatte Augsburg in den letzten 14 Spielen nur einmal verloren – aber gut, am Ende ist das hier halt immer noch die BayArena und nicht irgendein x-beliebiger Dorfplatz.

Xabi rotierte fleißig durch und schickte unter anderem Matej Kovar ins Tor. Der durfte sich dann auch die Handschuhe anziehen, hätte theoretisch aber auch eine Sonnenliege aufbauen können – viel zu tun gab's für ihn nicht. Vorne ging es dagegen gleich richtig ab: Schick, unsere tschechische Tormaschine auf zwei Beinen, haute das Ding in der 14. Minute rein, mit leichter Streicheleinlage eines Augsburgers, damit der Ball auch wirklich unhaltbar unter der Latte einschlug. Nummer 19 für ihn – und Nummer 1 für unser kollektives Grinsen im Stadion.

Tella köpfte danach auch noch ein zweites Mal ins Netz, aber der VAR hatte scheinbar gerade seinen großen Auftritt gebucht und kassierte das Tor wegen Abseits ein. War uns egal. Die Werkself rollte weiter nach vorne, als wäre sie auf Schienen unterwegs. Kurz vor der Pause dann ein Sahnehäubchen, das selbst die härtesten Fußballromantiker ins Schwärmen brachte: Emiliano Buendía, unser argentinischer Wirbelwind, tanzte zwei FCAler aus und schlenzte den Ball wie im Training ins rechte Eck. Ganz großes Kino, Popcorn inklusive!

Nach dem Seitenwechsel hieß es dann: Bayern-Party crashen leicht gemacht. Leverkusen ließ hinten nichts anbrennen, Augsburg versuchte es zwar, aber so richtig gefährlich wurde es nur einmal, als Essende in die Atmosphäre zielte. Stattdessen setzte Jonas Hofmann auf der anderen Seite noch ein kleines Ausrufezeichen mit einem satten Distanzschuss. Mehr passierte nicht – musste aber auch nicht. Schließlich ging es heute nicht darum, einen Schönheitspreis zu gewinnen, sondern die Punkte einzufahren und München die Meisterfeier zu vermiesen. Auftrag mehr als erfüllt!

Und so traten wir Fans nach Abpfiff entspannt den Heimweg an, wissend: Dieses Team hat noch ein paar Trümpfe in der Hinterhand. Freiburg, Dortmund, Mainz – macht euch bereit. Diese Werkself will die Saison nicht austrudeln lassen, die hat noch Bock auf mehr. Und wer weiß, vielleicht fliegen bei uns am Ende ja auch noch ein paar mehr Korken als nur bei den Bayern…

Montag, 21. April 2025

Millerntor-Murmeltiertag: Ein Punkt, viele Fragen und ein bisschen Frust

Manchmal fühlt es sich an, als wäre Bayer 04 gerade in einem ganz eigenen Fußball-Zeitschleifenfilm gefangen. Titel: „Und täglich grüßt das Unentschieden.“ Wieder kein Sieg, wieder nur ein Punkt, wieder ein Spiel, das man „eigentlich“ hätte gewinnen können. Dieses Mal also St. Pauli – ein sympathischer Gegner mit Herz, Hafenblick und Heimvorteil. Aber seien wir ehrlich: Wenn wir ernsthaft oben mitmischen wollen, sollten solche Spiele nicht mit einem Schulterzucken enden. Sondern mit einem Jubelknäuel in der 92. Minute und der vagen Angst, das Stadionsprecher-Mikro mitzujubeln.

Dabei begann der Abend an der Elbe noch ganz manierlich. St. Pauli, hoch motiviert wie ein Azubi am ersten Arbeitstag, störte früh, lief viel, machte Lärm. Unsere Werkself? Erst mal mit dem sanften Modus „Ankommen, Abtasten, vielleicht 'nen Latte Macchiato“. Doch dann kam der Moment, in dem Patrik Schick einmal mehr bewies, dass er nicht nur einen feinen Fuß, sondern auch einen mehr als brauchbaren Schädel hat. 18. Saisontor, fünftes per Kopf, und wenn der Typ demnächst noch rückwärts trifft, wundert uns das auch nicht mehr. 1:0 also – und wir dachten alle schon: Na endlich, der Pflichtsieg nimmt Formen an.

Aber wie es halt so ist mit Pflichtsiegen – sie sind so zuverlässig wie ein Hamburger Sommer. Mal kurz da, dann wieder weg. Denn spätestens nach dem Ausgleich von Boukhalfa (dessen Name klingt wie ein neues Start-up für veganes Baklava) war klar: Heute gibt’s wieder kein Happy End. Oder wie Lukas Hradecky sinngemäß sagte: Das war’s noch nicht, aber so richtig war’s das halt auch nicht. Und genau das ist das Problem.

Natürlich kann man argumentieren: 32 Auswärtsspiele ungeschlagen – das ist eine Marke, die sich gewaschen hat. Aber ein bisschen fühlt sich diese Serie auch so an, als hätte man in 32 Lottospielen immer drei Richtige. Nett, aber der große Gewinn bleibt aus. Acht Punkte Rückstand auf die Bayern, vier Spiele noch – da müsste jetzt bald mal ein kleines Fußballwunder mit Anlauf passieren. Und zwar nicht in der Kabine mit Flipchart, sondern auf dem Platz. Mit Toren, Pressing, Konsequenz – und vielleicht mal einem Standard, der nicht nur den Gegner jubeln lässt.

Xabi Alonso wirkte nach dem Spiel fast ein bisschen resigniert. Dabei ist es ja nicht so, dass die Jungs nichts können. Schick trifft wie am Fließband, Wirtz wirbelt wieder, Frimpong rennt wie ein Duracell-Hase auf Speed. Aber es fehlt gerade das gewisse Etwas – der Punch, der Killerinstinkt, das Quäntchen Gier. Es ist, als würde jemand das Spieltempo auf „Moderato“ stellen, während wir „Presto“ bräuchten. Und man merkt, dass Xabi das ganz genau weiß. Wahrscheinlich kann er’s selbst kaum glauben, wie oft er aktuell das Wort „Unentschieden“ sagen muss, ohne dass ihm die Stimme dabei bricht.

Was bleibt also hängen aus diesem norddeutschen Abend zwischen Currywurst, Choreo und chronischer Chancenverwertung? Dass St. Pauli ein starker Aufsteiger ist – geschenkt. Dass man im Millerntor auch als Tabellenzweiter nicht einfach durchmarschiert – bekannt. Aber eben auch: Dass es langsam Zeit wird, den Schalter wieder auf „Siegen“ zu legen. Mit oder ohne Flow, mit oder ohne Glanz. Hauptsache: drei Punkte.

Am Samstag kommt Augsburg – ein Spiel, bei dem man früher gesagt hätte: Pflichtsieg. In der aktuellen Gemengelage würde man sich auch einfach nur über ein schmutziges 2:1 freuen. Oder ein Tor in der Nachspielzeit. Oder ein Eigentor. Irgendwas. Hauptsache: kein weiteres Déjà-vu.

Denn ganz ehrlich: Dieser Murmeltiertag in schwarz-rot macht langsam mürbe.

Sonntag, 13. April 2025

Wenig Wumms, viel Wow

Sagen wir’s, wie’s ist: Wenn man als Bayer-Fan nach einem torlosen Remis gegen Union Berlin vom Stadion nach Hause geht und dabei trotzdem irgendwie ein kleines inneres Konfetti-Gefühl verspürt – dann hat man entweder zu tief ins Veltins geguckt oder sich gerade mal eben für die Champions League qualifiziert. Zweiteres war der Fall, ersteres bleibt unkommentiert.

Aber der Reihe nach. Die Werkself empfing die defensiv stabilisierten, aber spielerisch eher rustikalen Unioner – und zeigte vom Start weg: „Ball? Nehmen wir. Ihr? Viel Spaß beim Hinterherlaufen.“ Über 700 Pässe, 74,6 % Ballbesitz, 42 Flanken. Das sind keine Spielstatistiken mehr, das ist schon fast Installationskunst. Manchmal fühlte es sich an wie ein TikTok-Tutorial zum Thema „Wie man den Bus parkt – Union Berlin Edition“.

Und trotzdem: kein Tor. Patrik Schick mit frühen Chancen, Frimpong mit der üblichen Geschwindigkeit jenseits der Schallmauer, Wirtz mit Rückkehr und Gefühl in jedem Pass – aber das Runde wollte ums Verrecken nicht ins Eckige. Dabei war alles angerichtet: Rückkehrer, ein ausverkauftes Haus, ein Gegner, der eigentlich nur per Satellit mit dem Ball in Kontakt kam. Nur die Torfabrik hatte scheinbar einen Tag frei.

Apropos Wirtz: Der Junge kommt nach fünf Wochen Pause rein, die BayArena erhebt sich, und zack – das Spiel hat plötzlich wieder sowas wie kreative Schwerkraft. Kaum drauf auf dem Platz, schon verlagert sich alles in Richtung Union-Strafraum. Und auch wenn’s am Ende bei null Toren blieb – allein, dass dieser Wirtz wieder über den Rasen tänzelt, war ein gefühltes 1:0. Oder sagen wir: ein 0,5 zu 0.

Jonas Hofmann, der heimliche Zauberer der Werkself, hat übrigens immer noch kein Bundesligaspiel mit Bayer 04 verloren. 40 Spiele, 30 Siege, zehn Remis. Wenn er irgendwann mal ein Spiel verliert, wird’s wahrscheinlich eine kosmische Erschütterung geben, die selbst Xabi Alonso spürt – mitten im nächsten Trainingslager.

Klar, Xabi war nach dem Spiel nicht ganz so fröhlich wie wir Fans mit CL-Planer in der Hand. Er sprach von fehlender Energie im letzten Drittel, und ja, man merkte: Nach einem langen Jahr voller Glanz und Glamour ist die Batterie langsam auf dem Stand „nur noch 3 % – bitte Ladekabel einstecken“. Aber das ist halt das Ding mit einer perfekten Saison: Selbst das Unperfekte wirkt noch souverän.

Union? Taktisch clever, kämpferisch wie immer, aber offensiv mit dem Punch eines nassen Waschlappens. Ein Abseitstor, zwei Konterversuche, einer davon mit Heber-Versuch à la „FIFA 16 zum ersten Mal gespielt“ – das war’s dann auch.

Und doch muss man ihnen eins lassen: Sie haben genau das gemacht, was sie wollten – gestört, zerstört, verdichtet. Eine Fünferkette mit vier Staubsaugern davor. Mehr geht nicht. Das war Beton deluxe. Wenn’s dafür irgendwann ne Netflix-Doku gibt, bin ich der Erste, der sie nicht schaut.

Unterm Strich bleibt: ein Punkt, ein Champions-League-Ticket und das beruhigende Gefühl, dass selbst ein durchwachsener Tag in Leverkusen besser ist als ein Sahnetag in manchen anderen Stadien. Und sind wir ehrlich – lieber mal 0:0 gegen Union als 0:3 in Augsburg, oder?

Jetzt geht’s auf den Kiez: St. Pauli ruft, und wir bringen hoffentlich wieder etwas mehr Zielwasser im Gepäck mit. Denn wenn wir schon Champions League spielen, dann wollen wir auch wie einer auftreten. Und vielleicht, ganz vielleicht, fliegt gegen Augsburg dann auch mal wieder ein Ball ins Netz – am besten gleich drei. Weil: Schick hat’s verdient. Wirtz sowieso. Und wir Fans? Wir sowieso immer.

Samstag, 5. April 2025

Wie ein Buendía-Schlenzer uns alle rettete

Also mal ehrlich – wer am Samstagnachmittag beim Spiel in Heidenheim voller Vorfreude das Pils aufgemacht hat, um die große Reaktion der Werkself nach dem Pokal-Desaster in Bielefeld zu sehen, der hat vermutlich spätestens zur Halbzeit aus Frust den Rasen gemäht oder die Steuererklärung angefangen. Denn was Bayer 04 da über weite Strecken auf den Platz brachte, erinnerte eher an ein laues Freundschaftsspiel im Trainingslager als an ein Bundesliga-Duell gegen einen Abstiegskandidaten. Und trotzdem – ja, trotzdem – stehen da am Ende drei Punkte auf der Habenseite. Warum? Weil Fußball manchmal einfach nicht logisch ist. Und weil Emiliano Buendía anscheinend keine Lust auf ein zweites 0:0-Geschiebe hatte.

Dabei fing alles wie so oft in dieser Rückrunde an: mit großen Erwartungen und kleinen Schritten. Xabi Alonso mischte die Startelf durch – Boniface durfte wieder von Beginn an ran, Aleix Garcia übernahm die Palacios-Position (nennen wir’s mal so) und Robert Andrich wurde in die Abwehr beordert. Dass der Gegner nicht Bayern München heißt, sondern Heidenheim, war aber offenbar nur auf dem Papier ein Vorteil. Denn der FCH zeigte von Anfang an, wie man als Kellerkind eben auftreten muss: bissig, gallig und mit dem Willen, jedem Ball hinterherzurennen, als gäbe es dafür Punkte beim Payback.

Bayer? Nun ja. Wenn man das Spiel in der ersten Halbzeit mit einem Gericht vergleichen müsste, dann wäre es ein lauwarmer Kartoffelsalat ohne Mayo. Es fehlte an Würze, an Tempo und – man muss es leider sagen – an Ideen. Die erste Torchance ließ über eine halbe Stunde auf sich warten, davor waren es die Gastgeber, die Latte, Pfosten und unsere Nerven malträtierten. Wir hatten Glück. Viel Glück. Hradecky stand da wie ein Fels in der Brandung – oder zumindest wie ein Fels, der das Glück auf seiner Seite hatte.

Die zweite Hälfte? Weniger schlecht, aber auch nicht wirklich besser. Bayer übernahm mehr Ballbesitz, aber mehr Ballbesitz ist halt auch kein Grund zum Feiern, wenn du damit nichts anfangen kannst. Chancen? Fehlanzeige. Spannung? Wenn überhaupt wegen der Angst vor einem Heidenheimer Lucky Punch. Alonso wechselte durch, Buendía kam – und noch dachte niemand, dass dieser kleine Argentinier gleich zum Held des Tages avancieren würde.

Dann: die 91. Minute. Hofmann, gerade erst eingewechselt und offenbar mit dem festen Willen, dem Spiel doch noch so etwas wie Dramaturgie zu geben, steckt den Ball durch, Buendía dreht sich einmal um sich selbst, zieht ab – und plötzlich zappelt der Ball im Netz. Schlenzer deluxe, ganz feine Klinge, kein Mensch in Heidenheim hat das kommen sehen. Wahrscheinlich nicht mal Buendía selbst. Was danach kam, war pure Ekstase. Auf dem Platz, auf der Bank, in den Wohnzimmern zwischen Leverkusen, Wiesdorf und Burscheid. Drei Punkte. Drei ganz, ganz wichtige Punkte. Und wahrscheinlich genau das Spiel, das wir gebraucht haben, um zu merken: Titelträume sind kein Selbstläufer, sondern manchmal eben auch das Ergebnis eines genialen Moments in einem grottigen Spiel.

Unterm Strich bleibt ein Sieg, bei dem man sich am liebsten bei Heidenheim für die vergebene Chancenflut bedankt und bei Buendía ein Bier ausgibt – oder besser gleich einen Kasten. Dass die Werkself in dieser Form noch viel Luft nach oben hat, ist klar. Aber wer Meister werden will, muss halt auch die hässlichen Spiele gewinnen. Und das hier – das war definitiv kein Schönheitswettbewerb. Aber immerhin: die Nummer auf dem Spielberichtsbogen fängt mit einer Eins an. Und das ist alles, was zählt.

Nächsten Samstag kommt Union Berlin. Und wer weiß – vielleicht lassen wir da ja mal wieder den Champagner-Fußball aus der Hinrunde aufblitzen. Bis dahin lehnen wir uns zurück, atmen tief durch und flüstern leise: Danke, Emiliano.

Mittwoch, 2. April 2025

Berlin, Berlin… ohne uns – Pokal-Aus mit Ansage auf der Alm

Es gibt Momente, da willst du einfach nur noch das Handy ausmachen, das Trikot in die Waschmaschine schmeißen (am besten gleich bei 90 Grad) und so tun, als wäre dieser Dienstagabend nie passiert. Aber so funktioniert das Fanleben nun mal nicht – schon gar nicht als Leverkusener. Denn wenn man sich den DFB-Pokal-Halbfinaleintrag gegen Arminia Bielefeld nochmal ins Gedächtnis ruft, dann klingt das alles wie ein schlechter Witz. Drittligist, Pokalverteidiger, Alm – und am Ende steht da ein 1:2 und eine Reise nach Nirgendwo statt nach Berlin.

Dabei fing das Spiel noch an wie aus dem Drehbuch für einen souveränen Favoritensieg. Tah nickt nach einer Ecke ein, wir führen, die Stimmung im Gästeblock ist bester Feierabendbier-Modus. Alles läuft nach Plan – na gut, fast alles. Denn irgendwie war das auch schon der letzte Moment, in dem wir wirklich Kontrolle über das Spiel hatten. Der Rest war ein Mix aus Bielefelder Pressing, Leverkusener Ratlosigkeit und einer Taktik, bei der man sich fragt, ob Xabi Alonso vor dem Spiel den Platz mal aus der Nähe gesehen hat – oder ob ihm jemand erzählt hat, das Spiel fände in der BayArena statt.

Denn was da an langen Bällen über das Bielefelder Mittelfeld segelte, hätte vielleicht 2005 funktioniert – oder bei Starkregen, wenn der Ball wenigstens rutschen würde. Aber auf dieser Alm, auf diesem Acker, war das so effektiv wie ein veganer Grillabend in einer Metzgerei. Kein Kombinationsspiel, kein Tempo, keine Ideen – und vor allem kein Plan B, als sich Plan A nach 20 Minuten verabschiedete. Und während wir also versuchten, das Spiel mit Gewalt und Zufall zu drehen, machte Bielefeld genau das, was wir eigentlich machen wollten: Fußball spielen. Kombinieren. Kämpfen. Und treffen.

Zweimal klingelte es bei uns – und beide Tore fühlten sich irgendwie vorhersehbar an. Weil unsere Abwehr plötzlich so löchrig war wie ein Emmentaler auf Speed. Weil wir keinen Zugriff mehr hatten. Weil wir keinen Zugriff wollten? Man weiß es nicht. Fakt ist: Bielefeld wollte ins Finale, wir wollten irgendwie ins Ziel – und haben beides nicht geschafft. Und das auch noch verdient.

Dass dann in der zweiten Hälfte nichts mehr kam außer verzweifelte Flanken und der Versuch, mit Tah als Stoßstürmer den Mario-Basler-Gedächtnis-Pokal zu holen, war sinnbildlich für diesen Abend. Klar, Pfosten hier, Glanzparade da – aber mal ehrlich: Wenn du in einem Pokalhalbfinale gegen einen Drittligisten in 45 Minuten keine echte Spielidee hast, dann brauchst du dich über das Ergebnis nicht wundern.

Und dann stehen da nach dem Spiel die Spieler ratlos vor dem Block, Xhaka diskutiert mit den Fans, die Köpfe hängen, die Augen sind leer. Ja, das war mehr als eine Niederlage – das war ein mentaler Tiefschlag. Einer, der diese Saison verändern kann. Vielleicht nicht kippen, aber kratzen tut er auf jeden Fall. Denn es war nicht das wie, es war das warum zum Teufel so?

Wir haben eine Mannschaft, die um Titel mitspielen kann. Die auf höchstem Niveau Fußball spielen kann. Aber nur, wenn sie sich daran erinnert, dass man dafür nicht nur Technik, sondern auch Herz, Mut und Plan braucht. Und genau das hat in Bielefeld gefehlt – auf ganzer Linie.

Jetzt geht’s nach Heidenheim. Ein Spiel, das plötzlich mehr Bedeutung hat, als uns lieb ist. Denn nach so einer Klatsche musst du liefern. Punkt. Und wenn wir ehrlich sind: Das sind wir unseren Nerven, unseren Fans und der Idee, diese Saison doch noch zu einer goldenen zu machen, verdammt nochmal schuldig.

Berlin ist gestrichen. Der Pokal bleibt woanders. Aber vielleicht, ja vielleicht, war dieser Abend auf der Alm der Weckruf, den diese Mannschaft gebraucht hat. Hoffen wir's. Sonst wird aus "Niemals Meister" bald "Niemals wieder ein Finale". Und das kann selbst der härteste Bayer-Fan nicht mehr mit Galgenhumor weglächeln.

Samstag, 29. März 2025

Ein Freitagabend mit Fernschuss-Flair und gepflegter Gelassenheit – Bayer 04 macht’s wieder mal auf Leverkusener Art

Man muss es einfach sagen: Wenn diese Mannschaft gerade spielt, fühlt es sich oft an, als hätte jemand den „Ruhemodus“ aus dem Meditationskurs ins Fußballstadion verlegt – nur dass es statt Klangschalen knallende Fernschüsse und Abstauber gibt. So auch beim 3:1 gegen den VfL Bochum, einem Spiel, das nicht unbedingt ins Highlight-Archiv muss, aber mal wieder den Beweis liefert: Die Werkself weiß genau, was sie tut. Und sie tut es, wie immer in dieser Saison, mit einer fast schon unheimlichen Selbstverständlichkeit.

Es war kein wildes Spektakel, sondern eher ein gut temperierter Arbeitssieg. Ein Spiel wie ein Espresso: kurz, intensiv, mit ordentlich Wumms in der Mitte. Der Gegner? Bochum – der Bundesliga-eigene Inbegriff von „wir machen’s euch so schwer wie möglich“. Die haben sich reingeworfen, gerackert, geblockt, was das Zeug hält. Hinten dicht, vorne mal gucken, ob einer aus der zweiten Reihe zündet. Hat ja auch kurz geklappt, als Passlack aus dem Nichts das 1:1 reinbretterte – aber hey, wer Aleix Garcia in der 20. Minute diesen Schönheitspreis von einem Fernschuss gesehen hat, wusste da schon: Das war kein normales Spiel, das war wieder so ein „Bayer-Spiel“. Eins, das man irgendwie unter Kontrolle hat, selbst wenn der Gegner kämpft wie in einem Bruce-Willis-Film.

Besonders erfreulich aus Fan-Sicht: Victor Boniface scheint endgültig wieder der zu sein, der uns in der Hinrunde den Glauben an das fußballerische Glück zurückgegeben hat. Klar, der Abstauber war kein Kunstwerk, aber das Tor war der Lohn für die vielleicht stärkste Phase im Spiel – und wenn die Werkself erstmal rollt, dann wird’s eng für jeden Gegner. Der Dritte im Bunde, Amine Adli, durfte dann am Ende auch noch einen Haken drunter setzen. Premiere nach langer Torflaute, bisschen Emotion, bisschen Erleichterung – das sind die kleinen Geschichten, die man sich als Fan gerne merkt.

Was das Ganze aber wirklich besonders macht: Diese Mannschaft ist mittlerweile in einem Modus, in dem man sich selbst bei einem 1:1 zur Halbzeit denkt: Joa, machen die schon. Und das ist vielleicht die größte Veränderung zur Vergangenheit. Keine kopflosen Aufholjagden, kein wildes Chaos-Finale. Stattdessen: Geduld, Passspiel, Cleverness. Mitten im Titelrennen, drei Punkte an die Bayern ran, und irgendwie wirkt keiner nervös. Schon Xabi Alonso sagte’s ja (nicht, dass wir zitieren würden – aber er meinte sinngemäß): ruhig bleiben, dran glauben, weitermachen. Und genau das tut die Truppe auch.

Dass dabei mit Jonathan Tah mal eben jemand sein 300. Bundesligaspiel feiert (284 davon in Rot-Schwarz – absolute Vereinslegende in progress), ist das Sahnehäubchen auf einem Abend, an dem wieder mal ein paar Marken geknackt wurden: Meiste Tore vor der Pause, meiste Fernschusstore (fast), meiste Coolness sowieso.

Jetzt also: Pokalhalbfinale in Bielefeld. Drittligist, Flutlicht, Kunstrasen-Feeling, Pokalmagie. Wir kennen die Geschichten. Und wir kennen auch Bayer 04 in 2025 – das wird kein Spaziergang, aber wenn einer weiß, wie man konzentriert bleibt und die Nerven behält, dann sind es die Jungs aus der BayArena. So lange sie nicht anfangen, beim Einlaufen zu meditieren, ist alles gut.

In diesem Sinne: Weiterträumen erlaubt. Das Ziel ist in Sicht – und wir marschieren ganz gelassen drauf zu.

Montag, 17. März 2025

Schick’sches Gesetz: In der Nachspielzeit regelt Bayer 04!

Was war das bitte für ein Spiel?! Manch einer mag es vielleicht mit einem epischen Hollywood-Drehbuch vergleichen – nur dass dieses Skript wohl selbst in der Traumfabrik als zu übertrieben durchgewunken worden wäre. 3:1 hinten in Stuttgart, kaum noch Zeit auf der Uhr, und dann? Die Werkself schüttelt sich, holt den Hammer raus und nagelt mit einem Last-Minute-Sieg ein weiteres Kapitel in die Geschichtsbücher. Und wieder einmal heißt der Regisseur dieser Showdown-Inszenierung: Patrik Schick!

Aber fangen wir von vorne an. Wer die erste Halbzeit gesehen hat, musste sich ernsthaft fragen, ob Bayer 04 vergessen hat, dass am Sonntagabend tatsächlich Bundesliga gespielt wird. Stuttgart presste mit Volldampf, Demirović schob früh ein, und während wir noch damit beschäftigt waren, uns über unsere eigene Passivität zu ärgern, lag das Ding nach dem Seitenwechsel plötzlich 0:2. Stimmung? Im Keller. Hoffnung? Minimal. Doch dann geschah das, was diese Mannschaft unter Xabi Alonso so besonders macht: Sie lässt sich nicht abschreiben. Nie.

Frimpong – natürlich Frimpong! – zündete die Rakete zum 1:2, aber kaum hatten wir kurz gejubelt, flog uns das nächste Eigentor um die Ohren. Granit Xhaka, sonst Turm in der Schlacht, half den Stuttgartern mit einem unglücklichen Abpraller. Der alte Zwei-Tore-Rückstand war also wieder da, und spätestens jetzt war klar: Wer einen schwachen Magen hat, sollte mit dieser Bayer-04-Saison besser vorsichtig sein. Doch genau da kam die Werkself in ihren absoluten Lass-das-mal-unser-Problem-sein-Modus.

Hincapié donnerte nach einer Ecke zum 2:3 ein – man spürte plötzlich die Energie! Stuttgart wankte. Boniface kam ins Spiel und machte das, was er am besten kann: Chaos stiften. Ein flacher Pass in den Fünfer, ein Stuttgarter Fuß, und das Leder zappelte im Netz. 3:3! Jetzt gab es kein Halten mehr. In der Kurve pure Ekstase, auf dem Platz nur noch Angriff. Und dann: 90.+4. Flanke Frimpong. Kopfball Schick. Toooooor! Wahnsinn! Absurder Wahnsinn!

Es war ein Spiel, das alles hatte. Rückschläge, Comeback-Mentalität, Eigentore, Emotionen – und natürlich diesen einen Magic Moment, wie Xabi Alonso ihn später nannte. Und es war wieder einmal ein Beweis, dass Bayer 04 in dieser Saison etwas ganz Besonderes ist.

Und jetzt? Länderspielpause. Gut für die Nerven. Aber wenn die Jungs zurückkommen, wissen wir: Diese Saison ist noch lange nicht vorbei – und Bayer 04 hat noch ein paar Kapitel in petto.

Mittwoch, 12. März 2025

So nah dran – und doch so weit weg: Bayer 04 verabschiedet sich aus der Champions League

Es hätte eine dieser magischen Nächte werden sollen. Ihr wisst schon, so ein Abend, an dem die Luft vor Spannung knistert, an dem Fußball-Wunder geschehen und an dem man sich am nächsten Tag fragt: „Wie zum Teufel haben wir das eigentlich geschafft?!“ Aber Pustekuchen. Stattdessen gab’s gegen den FC Bayern ein 0:2, das sich in Kombination mit dem Hinspiel anfühlt wie eine kalte Dusche nach einer durchzechten Nacht: bitter, aber irgendwie auch vorhersehbar.

Und dabei hatten wir es uns doch so schön ausgemalt. Die BayArena war ausverkauft, die Stimmung elektrisierend, die Mannschaft bissig. Schon in der ersten Hälfte merkte man: Die Jungs wollten! Bayer presste, rannte, drängte die Bayern hinten rein. Schick hatte seine Chancen, Frimpong war überall, Xhaka teilte aus wie ein Türsteher an Karneval. Und die Bayern? Die kamen ins Wackeln. Vielleicht, ganz vielleicht, war da was drin?

Aber dann kam der Moment, der uns allen den Stecker zog. Eine Unachtsamkeit nach einem Freistoß – und natürlich stand da wieder Harry Kane, dieser Tor-Magnet mit eingebautem Glücks-Modus. Zack, 0:1. Und mit diesem Tor verabschiedete sich auch der letzte Funken Hoffnung. Klar, Bayer versuchte noch mal alles, warf alles nach vorne, aber spätestens nach Alphonso Davies‘ Treffer zum 0:2 war klar: Das war’s. Keine magische Nacht, kein Wunder. Nur die Erkenntnis, dass man eben doch noch nicht auf Bayern-Niveau ist.

Und das tut weh. Weil wir in dieser Saison doch so oft bewiesen haben, dass wir jeden schlagen können. Weil wir es wollten, weil wir dran geglaubt haben. Und weil wir uns alle dieses Jahr mehr erträumt haben als ein weiteres Achtelfinal-Aus.

Aber: Wir sind Bayer 04. Und wir stehen wieder auf. Die Champions League ist vorbei, aber die Saison nicht! Die Bundesliga ruft, das Pokal-Halbfinale wartet, und wer weiß – vielleicht gibt es ja doch noch eine magische Nacht in diesem Jahr. Nur eben nicht in der Königsklasse.

Sonntag, 9. März 2025

„Wenn schon verlieren, dann richtig“ – Ein gebrauchter Tag gegen Bremen

Es gibt Niederlagen, die tun weh. Und es gibt Niederlagen, bei denen man sich fragt, ob man versehentlich in eine Parallelwelt gerutscht ist. Das 0:2 gegen Werder Bremen war so eine. Nicht, weil Bremen uns hergespielt hätte – nein, es war eher eine dieser Partien, in denen man das Gefühl hatte, dass einfach gar nichts funktionieren will. Ein gebrauchter Tag, wie es so schön heißt. Oder, um es mit den Worten von Xabi Alonso zu sagen: „Ein Spiel, das wir so schnell wie möglich vergessen wollen.“

Aber vergessen? Schwierig. Denn wie oft haben wir das in dieser Saison erlebt? Richtig, genau zweimal. Und wenn eine Niederlage inzwischen ein solches Ereignis ist, dass sie sich anfühlt wie ein Stromausfall im Fußball-Paradies, dann sagt das einiges über die aktuelle Spielzeit aus.

Dabei begann alles wie gewohnt: Leverkusen mit Ballbesitz, mit Spielkontrolle – nur leider auch mit einem frühen Schock. Nach sieben Minuten stand es 0:1, weil Romano Schmid sich dachte, dass ein Bremer Führungstreffer die Spannungskurve der Bundesliga-Redaktion mal wieder ordentlich anhebt. Danach? Ein Abseitstor von Bremen, ein Lattentreffer von Aleix Garcia, viele Versuche, aber kein Glück.

Zur Pause dann die Hoffnung: Alonso brachte mit Wirtz, Palacios und Mukiele frische Kräfte. Wirtz musste allerdings nach 15 Minuten wieder runter, weil der Fußballgott an diesem Tag offenbar beschlossen hatte, dass es nicht schlimm genug war. Auch danach spielte Bayer 04 weiter nach vorne, aber das Runde wollte einfach nicht ins Eckige. Und als die Werkself in der Nachspielzeit auf den Lucky Punch hoffte, kam stattdessen Bremens Justin Njinmah und machte den Deckel drauf – 0:2, aus, vorbei.

Blicken wir nüchtern auf die Statistik: 73 Prozent Ballbesitz für Leverkusen, 18:11 Torschüsse – es gibt Spiele, die gewinnt man neun von zehn Mal. Diesmal war es die eine von zehn, die einfach nicht sein sollte. Oder wie der kicker schrieb: „Kriselnde Bremer gewinnen eine hochemotionale Begegnung.“ Emotionen gab es, ja. Aber die falschen.

Und jetzt? Jetzt geht es am Dienstag in der Champions League gegen den FC Bayern. Was für ein Kontrastprogramm: Erst Bremen, dann das ultimative Duell gegen den Rekordmeister. Vielleicht gar nicht schlecht, denn wenn es eine Sache gibt, die dieses Team unter Alonso kann, dann ist es eine Reaktion zeigen. Also Mund abputzen, weitermachen – und bitte, bitte, bitte nicht vergessen, dass wir immer noch eine Wahnsinnssaison spielen.

Denn wenn das größte Problem einer Spielzeit ist, dass man zweimal verloren hat, dann hat man wohl doch einiges richtig gemacht.

Donnerstag, 6. März 2025

Kopfball, Kovar, Katastrophe – Ein Abend zum Vergessen in München

Es hätte so schön werden können. Ein episches deutsch-deutsches Champions-League-Duell, die Werkself in Topform, Xabi Alonso gegen Vincent Kompany – ganz Europa schaut zu! Und dann? Dann liefert Bayer 04 einen Abend ab, der eher an eine schlecht getimte Generalprobe als an eine große Premiere erinnerte. 0:3 in München. So hatten wir uns das nicht vorgestellt.

Ja, man kann verlieren. Vor allem in München. Das passiert ja sogar der Bundesliga-Konkurrenz im Abo. Aber es gibt eben Niederlagen, nach denen man sich fragt: „Wie konnte das nur passieren?“ Und dann gibt es Spiele wie dieses, bei dem die Antwort so schmerzhaft offensichtlich ist, dass man sie am liebsten verdrängen möchte. Es fing schon früh an: Neun Minuten gespielt, Olise mit der Flanke, Kane mit dem Kopf – zack, 1:0. Da war die Werkself gerade erst dabei, sich in die Partie hineinzufinden. Aber gut, kein Problem, es war ja noch genug Zeit.

Und tatsächlich: Bayer war gar nicht so schlecht im Spiel. Besonders Jeremie Frimpong hatte den Ausgleich auf dem Fuß, doch Manuel Neuer tat, was Manuel Neuer eben tut – er verhinderte das Tor. Danach plätscherte das Spiel ein bisschen vor sich hin, es wurde giftiger, griffiger, gelb-kartenlastiger. Ganz normal für so ein Duell. Halbzeit, nur 0:1, alles noch drin. Aber dann kam dieser eine Moment, der sinnbildlich für den Abend stand: Kovar mit einem Aussetzer, Musiala staubt ab – 0:2. Und plötzlich war die Luft raus.

Spätestens nach der Gelb-Roten für Mukiele war klar: Hier geht heute nichts mehr. Und als Edmond Tapsoba dann auch noch Harry Kane im Strafraum umklammerte wie ein verschmähter Ex-Partner, war das Drama perfekt. Der Engländer bedankte sich mit seinem zweiten Tor des Abends – Endstand 0:3. Autsch.

Es wäre einfach, jetzt mit dem Finger auf einzelne Spieler zu zeigen, aber die Wahrheit ist: Es war ein kollektiver Blackout. Und das kann in so einer Saison auch mal passieren. Die Werkself hat sich das ganze Jahr über auf höchstem Niveau präsentiert – warum sollte sie das nicht auch im Rückspiel tun können? Ja, 0:3 ist eine Hypothek, aber nichts ist unmöglich. Oder, um es mit Alonsos Worten zu sagen: „Wir müssen zurückkommen.“ Und wenn es ein Team gibt, das in dieser Saison immer wieder gezeigt hat, dass es das kann, dann doch wohl dieses.

Also, Mund abputzen, Bremen schlagen und dann im Rückspiel nochmal alles reinwerfen. Die Champions League hat schon größere Geschichten geschrieben. Warum nicht auch eine mit Bayer 04 in der Hauptrolle?

Samstag, 1. März 2025

Frankfurt abgefertigt – Jetzt kommt der wahre Härtetest!

Bayer 04 hat mal wieder auswärts gewonnen. Ach was, gewonnen – Frankfurt wurde mal eben mit 4:1 weggeputzt, als wäre es ein lockeres Trainingsspiel. 29 Bundesliga-Auswärtsspiele in Folge ohne Niederlage? Das ist nicht einfach nur eine Serie, das ist fast schon eine Naturgesetzmäßigkeit! Und während sich der neutrale Fan fragt, ob das nicht langsam langweilig wird, lehnen wir uns entspannt zurück und genießen die Show.

Frankfurt, zu Hause eigentlich eine Macht, hatte sich vermutlich ausgerechnet, die Werkself ein bisschen zu ärgern. Aber dieses Team von Xabi Alonso lässt sich momentan einfach nicht ärgern. Schon gar nicht, wenn man es ihnen so leicht macht. Nathan Tella eröffnete den Torreigen nach einem Zuckerpass von Granit Xhaka. Wer dachte, das wäre ein schöner Auftakt, hatte keine Ahnung, was noch kommen sollte. Mukiele stocherte nach einer Ecke irgendwie den Ball rein – uns egal, die Dinger zählen auch. Und dann kam Patrik Schick, setzte sich auf Einladung von Grimaldo an den Tisch und versenkte die Kugel mit der Selbstverständlichkeit eines Spielers, der genau weiß, wo das Tor steht. 3:0 nach 33 Minuten – vielen Dank, Eintracht, das ging ja flott!

Doch weil Bayer nicht nur das beste Team der Liga ist, sondern auch ein bisschen Spannung liebt, wurde Frankfurt ein kleines Gastgeschenk überreicht. Mukiele wollte Hradecky offenbar mal wieder testen, spielte ihm den Ball aber so unmotiviert in den Fuß von Hugo Ekitiké, dass selbst der nicht mehr nein sagen konnte. Ein Fehler, aber was soll’s – solange man vorne einfach weitermacht, ist das zu verkraften.

Und genau das tat Bayer. Frankfurt kam nach der Pause mit Wut im Bauch, aber mit spielerischen Mitteln war gegen Leverkusen wenig zu holen. Also half Aleix Garcia mit einem 22-Meter-Volley nach und knallte das 4:1 ins Netz. Den hat er sich verdient – das nennt man dann wohl einen Signature-Treffer! Danach wurde gewechselt, verwaltet, Frankfurt gebremst und die mitgereisten Bayer-Fans feierten die nächste Meisterleistung in der Fremde.

Aber so schön dieser Sieg auch war – die richtige Prüfung steht erst noch an. Am Mittwoch wartet der FC Bayern in der Champions League, und das wird das wahre Maß der Dinge. Ist Bayer 04 bereit für den ganz großen Schritt in Europa? Nach der Leistung in Frankfurt sagen wir: Warum eigentlich nicht?

Sonntag, 23. Februar 2025

„Moin, Meister!“ – Bayer erledigt Pflichtaufgabe in Kiel

Bayer 04 hat in Kiel souverän mit 2:0 gewonnen – und das, ohne sich groß die Hände schmutzig zu machen. Ein Spiel wie ein gut organisierter Umzug: Man wusste vorher, was zu tun ist, hat alles sauber erledigt und am Ende passte jedes Möbelstück dorthin, wo es hingehört. Holstein Kiel durfte sich als Gastgeber über prominenten Besuch freuen, musste sich aber eingestehen, dass Leverkusen eine Liga zu hoch spielt – und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Denn wenn man ehrlich ist: Das Holstein-Stadion gleicht eher einem lauschigen Zweitliga-Wohnzimmer als einer Bundesliga-Bühne. Unebener Platz, enge Kabinen – der deutsche Meister wirkte fast wie ein Tourist, der sich kurz in die falsche Liga verirrt hatte. Doch statt sich zu beschweren, spielte die Werkself die Dinge einfach durch. Patrik Schick besorgte früh das 1:0 nach einer Vorarbeit von Amine Adli, der seine Rückkehr in die Startelf mit einer absolut sehenswürdigen Leistung feierte. Kurz vor der Pause legte er selbst nach – und zwar mit einem lässigen Lupfer, der den Ball sanfter ins Netz legte als eine Möwe ihr Ei ins Nest.

Nach der Pause? Bayer machte, was nötig war, aber nicht mehr. Warum auch? Die Störche flatterten, kamen aber nie wirklich gefährlich vors Tor. Xabi Alonsos Team kontrollierte das Spiel souverän und zeigte erneut, warum es sich in dieser Saison so selten aus der Ruhe bringen lässt. Das war ein typischer „Business-as-usual“-Sieg – das Fußball-Äquivalent zu einer routinierten Excel-Tabelle, nur eben mit ein bisschen mehr Spielfreude.

Mit den drei Punkten im Gepäck geht es nun weiter nach Frankfurt. Dort wird die Werkself auf eine andere Kulisse treffen – und vermutlich ein Spiel, das mehr Hochspannung bietet als dieser entspannte Pflichtsieg an der Förde. Aber egal, ob in Kiel, Frankfurt oder sonst irgendwo in Deutschland: Diese Mannschaft wirkt derzeit unaufhaltsam. Und wenn wir ehrlich sind – das fühlt sich verdammt gut an!

Sonntag, 16. Februar 2025

Wenn Dominanz Punkte gäbe, wäre Bayer längst Meister

Es gibt Fußballspiele, die vergisst man sofort. Und dann gibt es Spiele wie dieses. Ein 0:0 der besonderen Art – eines, bei dem nur eine Mannschaft spielte, aber am Ende trotzdem nur ein Punkt heraussprang. Bayer 04 hat den FC Bayern München an die Wand gespielt, ihnen den Ballbesitz geraubt, die Spielfreude genommen und die Offensive lahmgelegt. Aber wenn das Runde nicht ins Eckige will, dann will es eben nicht.

Die BayArena war ausverkauft, die Stimmung elektrisierend. Schon mit dem Anpfiff war klar: Hier ist heute nur eine Mannschaft gekommen, um Fußball zu spielen – und die trug Schwarz und Rot. Die Bayern? Die schienen in erster Linie gekommen zu sein, um nicht zu verlieren. Ein Statement, das man sonst eher von Underdogs im Pokal kennt, nicht aber vom Rekordmeister. Dass die Münchner 90 Minuten lang keinen einzigen Torschuss aufs Leverkusener Tor zustande brachten, spricht Bände. Zum Vergleich: Bayer 04 feuerte 15 Versuche ab, aber Manuel Neuer war eben Manuel Neuer. Und die Latte? Ein unerwarteter Bayern-Fan.

Besonders bitter: In der 60. Minute hätte Nathan Tella mit einem Seitfallzieher Geschichte schreiben können. Fünf Minuten später klärte Hiroki Ito seinen Kopfball auf der Linie – es fehlten nur Millimeter. Und dann diese Nachspielzeit! Erst Adli mit einem Kopfball genau in Neuers Arme, dann Wirtz, dessen Schuss nur haarscharf am Pfosten vorbeizischte. Während die Bayer-Fans sich die Haare rauften, muss in München bereits jemand den Partybus für die Heimfahrt gestartet haben.

Trotzdem: Was bleibt, ist eine unfassbare Leistung. Granit Xhaka brachte es auf den Punkt: „Ich kann mich nicht erinnern, dass Bayern einen Torschuss hatte.“ Und genau da liegt die Krux. Bayer war nicht nur besser – sie waren haushoch überlegen. Wer gegen den FC Bayern 81 Prozent Ballbesitz hat, wer ihnen den Schneid abkauft, sie ins eigene Drittel drückt und ihnen über 90 Minuten lang das Spiel aufzwingt, der hat mehr als nur einen Punkt verdient.

Aber gut, das Schicksal hat offenbar einen eigenwilligen Sinn für Humor. Vielleicht hebt es sich die verdiente Belohnung für den Endspurt in der Bundesliga auf? Vielleicht war das eine Machtdemonstration für kommende Duelle? Wer weiß.

Fest steht: Diese Mannschaft ist reif für den Titel. Und wenn sie so weitermacht, dann wird das Glück irgendwann keine Wahl mehr haben, als sich auf ihre Seite zu schlagen. Nächster Halt: Holstein Kiel. Ein Bundesliga-Neuling, der sicher nicht den Fehler machen wird, Bayer 04 zu unterschätzen. Wir wissen, was zu tun ist: Das Tor treffen. Dann ist alles möglich.

Sonntag, 9. Februar 2025

Defensives Bollwerk statt Torfestival – Leverkusen punktet sich durch Wolfsburg

Na bravo, wieder ein Punkt – aber diesmal ohne jeglichen Torjubel. Null zu Null in Wolfsburg, das klingt ungefähr so aufregend wie ein ungesüßter Kamillentee an einem Montagmorgen. Dabei ist doch eigentlich alles rosig in Leverkusen: Die Werkself bleibt auswärts weiter ungeschlagen, 27 Bundesligaspiele in der Fremde ohne Niederlage! Eine Serie, die selbst eingefleischte Pessimisten ins Grübeln bringt. Aber, und da liegt der Haken, der Rückstand auf die Bayern wächst – und das schmerzt.

Trainer Xabi Alonso war sich der Brisanz bewusst und wirbelte seine Startelf kräftig durcheinander. Acht Wechsel im Vergleich zum Pokal-Sieg gegen Köln – und das war nicht nur Rotation, das war eine komplette Neugestaltung. Boniface vorne, Hermoso hinten, Tella auf dem Flügel – einmal durchmischen, bitte! Das Spiel selbst? Nun ja, nennen wir es mal „taktisch geprägt“. Wolfsburg, berühmt für seine Standardstärke, wähnte sich früh im Glück, aber der VAR hatte etwas gegen ein vermeintliches 1:0. Ein Moment, in dem sich alle Leverkusener insgeheim fragten, ob das vielleicht ein Weckruf wäre. War es nicht.

Auch unsere Werkself kam nur durch Standards in gefährliche Zonen. Nordi Mukiele hatte die Führung auf dem Kopf, aber anscheinend dachte er, er sei noch im Training – drüber! Danach viel Mittelfeldgeplänkel, ein paar Halbchancen hier und da, aber so richtig Fahrt nahm das Spiel nicht auf. Wolfsburgs Tiago Tomas prüfte Hradecky, der zwei starke Paraden zeigte. Auf der anderen Seite? Granit Xhaka mit einem Schuss über den Kasten – immerhin eine Erinnerung daran, dass man es auch mal aus der Distanz probieren könnte.

Die zweite Halbzeit begann mit mehr Mut von Bayer 04. Tella und Xhaka versuchten es, Boniface prüfte die Statik des Wolfsburger Tornetzes – aber es blieb beim Bemühen. Und dann? Ein Moment zum Durchatmen für uns alle: Wolfsburgs Fischer knallte das Ding an die Latte. Da hatte die Werkself mal richtig Glück. In der Schlussphase setzte Alonso auf frische Beine, brachte Wirtz und Frimpong – und plötzlich war da dieser Hauch von Magie. Wirtz dribbelte sich sehenswert in den Strafraum, nur um den Ball dann denkbar knapp am langen Eck vorbeizuschieben. Das war’s. Ein Spiel ohne Sieger, ohne Tore, ohne Ekstase.

Fazit? Bayer bleibt stabil, aber der ganz große Wurf blieb aus. Eine Mannschaft, die um die Meisterschaft spielt, braucht Siege – vor allem, wenn der Tabellenführer in Schlagdistanz ist. Aber gut, vielleicht heben sich unsere Jungs das Feuerwerk für das nächste Spiel auf. Denn am kommenden Wochenende kommt der FC Bayern nach Leverkusen. Flutlicht. Heimspiel. Eine Partie, die nach Drama und Spektakel schreit. Wenn da wieder kein Tor fällt, dann wissen wir auch nicht mehr weiter.

Donnerstag, 6. Februar 2025

Werkself-Wahnsinn: Pokalkrimi mit Happy End gegen den Effzeh!

Manchmal sind Fußballspiele einfach nur Fußballspiele. Und dann gibt es Spiele wie dieses Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Köln. Spiele, die einen durch sämtliche emotionale Extreme jagen, einen altern lassen wie ein schlecht gelagerter Camembert und am Ende doch in pure Ekstase ausbrechen lassen.

Bayer 04 steht nach einem 3:2-Sieg nach Verlängerung gegen den „lieben“ Nachbarn aus der Domstadt im Halbfinale des DFB-Pokals. Und das, obwohl die Werkself 0:2 zurücklag und sich das Derby-Skript zunächst las wie ein schlechter Horrorfilm für Leverkusener Fans. Doch Xabi Alonso hat diesen Kader nicht nur fußballerisch, sondern auch mental auf allerhöchstes Niveau gehievt. Dieses Team gibt nicht auf – es ist gnadenlos, wenn es drauf ankommt. Und wenn man denkt, es sei vorbei, dann kommt Patrik Schick.

Dabei fing der Abend mit einer Pyro-Show an, die für eine zehnminütige Unterbrechung sorgte – in Köln nennt man das „Stimmung“, in Leverkusen nennt man es „nervig“. Nach dem Rauch übernahm Bayer das Kommando, spielte geduldig, aber mit wenig Durchschlagskraft. Und wie das so ist im Pokal, wenn du deine Chancen nicht nutzt, schlägt der Außenseiter zu. Damion Downs erzielte quasi mit dem Pausenpfiff das 1:0 für den Effzeh – natürlich in der gefühlt 100. Minute der Nachspielzeit. Und als dann auch noch Linton Maina auf 2:0 erhöhte, konnte man als Bayer-Fan schon mal beginnen, die eigenen Existenzentscheidungen zu hinterfragen.

Aber hey, wir sind nicht Borussia Dortmund! Resignation? Nicht mit diesem Team! Florian Wirtz packte einen seiner Magie-Momente aus, Patrik Schick sagte artig „Danke!“ und schon stand es nur noch 1:2. Die BayArena war wieder da, die Fans peitschten die Mannschaft nach vorne – und in der letzten Aktion der regulären Spielzeit kam tatsächlich noch der Ausgleich. Wer sonst als Schick? Ein typisches Bayer-04-Tor: Tempo über Frimpong, perfekte Flanke, eiskalter Abschluss. Verlängerung!

Und dann kam Victor Boniface. Eben noch verletzt, jetzt wieder da – und wie! Ein Abschluss wie eine Abrissbirne, das 3:2 in der 98. Minute. Köln versuchte noch mal alles, traf sogar ins Netz, doch der VAR zeigte keine Gnade. Abseits! Danach war nur noch Zittern angesagt. Aber Bayer hielt durch. Sieg! Halbfinale! Was für eine Nacht!

Dass Schick und Boniface gemeinsam trafen, gibt Xabi Alonso vielleicht zu denken, ob ein Doppelsturm nicht doch eine Option für die kommenden Wochen sein könnte. Aber das ist Zukunftsmusik. Jetzt erstmal genießen. Bayer 04 bleibt auf Kurs, die Titelverteidigung lebt! Und das Wichtigste: Wir haben Köln mal wieder in die Schranken gewiesen. Pokal? Bayer kann das!

Montag, 3. Februar 2025

Grimaldo fliegt, aber Bayer bleibt oben – ein Arbeitssieg mit Stil

Es gibt sie, diese Spiele, die nicht unbedingt in die Kategorie "glänzendes Feuerwerk" fallen, aber am Ende mit drei Punkten belohnt werden – und seien wir ehrlich: Genau solche Partien muss eine Meistermannschaft gewinnen. Bayer 04 hat Hoffenheim mit 3:1 bezwungen und dabei eindrucksvoll bewiesen, dass man auch dann souverän bleibt, wenn nicht alles nach Plan läuft. Eine Portion Effizienz hier, eine Prise individuelle Klasse da, und fertig ist der nächste Bundesliga-Sieg.

Dabei war es eine dieser Wochen, die selbst den abgeklärtesten Werkself-Fan in leichte Schnappatmung versetzen: Champions-League-Spiel, Transfers, Transferchaos (Victor Boniface bleibt also doch – als hätte jemand ernsthaft geglaubt, dass wir unser Sturm-Monster abgeben). Dazu das Duell gegen eine Hoffenheimer Mannschaft, die in dieser Saison irgendwo zwischen "unangenehmer Gegner" und "können wir die Punkte vielleicht auch einfach per Post schicken?" pendelt.

Aber Bayer wäre nicht Bayer, wenn man nicht mit maximaler Coolness zur Sache gehen würde. Schon nach einer Viertelstunde machte Boniface allen Wechselgerüchten den Garaus, indem er den Ball ins Netz zimmerte – weil er es kann. Kurz darauf packte Frimpong den Turbo aus, lief Hoffenheim davon und erhöhte auf 2:0. So effizient, dass es den Bayern langsam Angst machen sollte.

Hoffenheim? Blieb in den ersten 45 Minuten vor allem damit beschäftigt, hinterherzulaufen. Klar, ein Elfmeterpfiff wurde zurückgenommen, es gab ein bisschen VAR-Drama und den ersten historischen "Durchsage-Moment" des Schiedsrichters, aber im Grunde war die erste Halbzeit eine Demonstration von Kontrolle. Und hätte Nathan Tella sich nicht verletzt, wäre das Ganze womöglich noch deutlicher ausgefallen. Aber sei’s drum – wir haben ja noch ein Ass im Ärmel: Patrik Schick.

Kaum war Boniface nach der Pause auf die Bank gewandert, übernahm der Tscheche und drückte den Ball in Torjägermanier zum 3:0 über die Linie. Wer zwei solche Stürmer in der Hinterhand hat, muss sich um offensive Schlagkraft keine Sorgen machen. Doch weil Bayer Leverkusen bekanntlich nicht Bayer Leverkusen wäre, wenn es nicht doch noch eine Portion Drama gäbe, ließ sich Alejandro Grimaldo zu einer unklugen Aktion hinreißen und holte sich Gelb-Rot ab.

Plötzlich Hoffenheim mit Rückenwind, prompt der Anschlusstreffer – na gut, wenigstens wurde das Wort „geschenkter Vorsprung“ diesmal aus dem Bayer-Wortschatz gestrichen. Statt ins Wanken zu geraten, verteidigte die Werkself souverän und brachte den Vorsprung mit kühlem Kopf über die Zeit. Keine spektakulären Schlussoffensiven, kein zittriges Anrennen des Gegners – einfach solide, einfach clever, einfach reif.

Und damit ist der nächste Dreier im Sack. Jetzt wartet das DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den 1. FC Köln – ein Derby, das Emotionen verspricht. Aber wenn Bayer 04 eines in dieser Saison bewiesen hat, dann ist es die Fähigkeit, auch in hitzigen Momenten einen kühlen Kopf zu bewahren.

Donnerstag, 30. Januar 2025

Reise nach Achtelfinalien – Bayer 04 setzt Kurs auf die K.o.-Phase

Na also, geht doch! Bayer 04 steht im Achtelfinale der Champions League – und das ohne den Umweg über die nervenaufreibenden Play-offs. Ein souveränes 2:0 gegen Sparta Prag reicht, um sich als Sechster der Ligaphase direkt unter die besten 16 Europas einzureihen. Und als Sahnehäubchen gibt’s noch eine kleine Randnotiz: Die Werkself ist das einzige deutsche Team, das sich diesen Luxus erlaubt hat. Bayern? Dortmund? Allesamt noch im Play-off-Stress. Aber wir? Wir lehnen uns entspannt zurück, schlürfen unseren wohlverdienten UCL-Kaffee und warten auf die Achtelfinal-Auslosung.

Dabei war das Spiel gegen Prag im Grunde ein Schaulaufen – zumindest aus Leverkusener Sicht. Xabi Alonso rotierte kräftig durch, unter anderem bekam Matej Kovar das Vertrauen im Tor. Das hatte zwar auch etwas Nostalgisches (der Mann hat schließlich eine Vergangenheit bei Sparta), aber vor allem war es ein weiteres Signal, dass sich in dieser Mannschaft jeder auf jeden verlassen kann. Und das mussten wir auch nicht lange, denn Bayer nahm direkt das Heft in die Hand. Schüsse von Xhaka, Tah und Schick zeigten früh, dass Prag sich auf einen langen Abend einstellen durfte. Es war eine dieser Partien, in denen du als Fan entspannt zurücklehnen kannst – weil du einfach weißt, dass dieses Team irgendwann trifft.

So war es dann auch: Nach einer halben Stunde nahm Florian Wirtz mal wieder sein goldenes Füßchen zur Hand und netzte zur verdienten Führung ein. Ein Tor wie aus dem Lehrbuch, vorbereitet von Jeremie Frimpong, dem wohl schnellsten Lieferdienst der Bundesliga. War Sparta vorher schon überwiegend mit Verteidigen beschäftigt, wurde es danach nicht besser für die Gäste. Und spätestens als Nathan Tella nach einer Stunde zum 2:0 abstaubte, durfte sich Prag mental schon mal aus dem Wettbewerb verabschieden. Leverkusen hingegen? Kontrollierte das Geschehen mit der Ruhe eines Teams, das sich seiner Qualität bewusst ist.

Nun also Achtelfinale. Und das Beste daran? Die Play-offs sind für andere Teams reserviert. Während der BVB und die Bayern zittern müssen, kann Xabi Alonso in Ruhe an der nächsten Entwicklungsstufe dieser Mannschaft feilen. Die Konkurrenz dürfte langsam nervös werden, denn diese Werkself ist reif für die ganz große Bühne. Wir sehen uns im Achtelfinale – mit breiter Brust und vielleicht noch ein paar frischen Wirtz-Wundern.

Sonntag, 26. Januar 2025

Bayer 04 trifft – leider ins falsche Tor

Es gibt Tage, da denkt man sich: „Warum mache ich das eigentlich?“ Warum quetsche ich mich in einen Fanbus, der wie eine fahrende Sauna riecht, um meine Mannschaft zu unterstützen, obwohl ich ganz genau weiß, dass das Schicksal mir einen der typischen Bayer-Momente bescheren wird? Der Ausflug nach Leipzig war genau so ein Tag. 2:0 geführt, Leipzig auf der Couch – und dann stolpert unser eigener Mann über den Ball und legt ihn ins falsche Netz. Fußball, du bist grausam.

Die Partie begann mit einem vielversprechenden Hauch von „Vielleicht schaffen wir es ja wirklich“. Patrik Schick, der mittlerweile so oft verletzt war, dass man fast vergessen hatte, wie sein Torjubel aussieht, machte das, was er am besten kann: Tore schießen. Okay, der Ball kam über Umwege zu ihm zurück, aber wer fragt schon nach, wenn man in Führung geht? Florian Wirtz, unser kleiner Magier, zauberte wieder einmal so sehr, dass selbst die Leipziger Fans kurz innehalten mussten. Sein Dribbling vor dem 1:0 war wie ein Kunstwerk – ein fließendes, elegantes Gemälde aus Bewegung, das nur ein Ziel hatte: Leipzigs Verteidigung zu demütigen. Und dann legt er Aleix Garcia das zweite Tor auf. Garcia? Wer dachte, der Typ aus Girona sei nur fürs Dabeistehen verpflichtet worden, wurde eines Besseren belehrt. 2:0 für die Werkself, und alles sah aus wie ein entspannter Nachmittag in der Red Bull Arena.

Doch wie wir Bayer-Fans wissen: Wer sich zu früh freut, ist meistens selbst schuld. Leipzig verkürzte noch vor der Halbzeit durch einen abgefälschten Freistoß. David Raum, der so etwas wie der Anti-Wirtz war – weniger elegant, aber effektiv –, machte das Spiel wieder spannend. Halbzeit, und ich war noch optimistisch. „Das schaffen wir schon“, murmelte ich mir zu. Fehler Nummer eins.

Der zweite Durchgang war wie ein intensiver Horrorfilm. Leipzig rannte an, schoss und schoss, aber Lukas Hradecky, unser finnischer Fels in der Brandung, hielt alles. Wirtz hatte derweil anscheinend beschlossen, nur die Pfosten zu treffen, als ob er sich in einem internen Wettbewerb mit sich selbst befände. Währenddessen klärte David Raum für Leipzig alles, was wir aufs Tor brachten – ironischerweise auch noch besser als so mancher Leipziger Verteidiger.

Und dann kam sie, die Minute 85. Freistoß Leipzig. Xavi Simons bringt den Ball in die Mitte, und Edmond Tapsoba – unser eigentlich so souveräner Innenverteidiger – macht den Albtraum perfekt. Mit einer eleganten Kopfballtechnik, die man normalerweise in Schulungsvideos für perfekte Torabschlüsse sehen würde, nickt er den Ball ins eigene Netz. Eigentore sind wie Liebeskummer: Sie treffen dich hart, du weißt, dass du es nicht ändern kannst, und trotzdem tut es höllisch weh. Und das Allerschlimmste? Es war auch noch verdient. Leipzig hatte gedrückt, geackert und am Ende das Glück erzwungen.

Was bleibt also von diesem Nachmittag in Sachsen? Ein Punkt. Ein verdammter Punkt. Die Bayern ziehen auf sechs Zähler davon, und der Titelkampf, von dem wir alle heimlich träumten, rückt in weite Ferne. Aber ist das wirklich überraschend?

Mittwoch, 22. Januar 2025

Wie man sich selbst ein Bein stellt – und dabei noch gut aussieht

Ach Bayer 04, wie schaffen wir es eigentlich immer wieder, aus einem Traumabend einen Albtraum zu machen? Da spielst du eine erste Halbzeit, die so dominant ist, dass sich sogar Diego Simeone kurzzeitig hinsetzt – ein seltenes Naturphänomen, das eigentlich ein eigenes Kapitel in den Geschichtsbüchern der Champions League verdient hätte. Aber nein, wir müssen uns natürlich wieder selbst im Weg stehen. Es wäre ja auch zu einfach, mal 90 Minuten lang die Kontrolle zu behalten. Stattdessen verlieren wir irgendwann den Kopf, die Führung und am Ende auch das Spiel. Willkommen im Leben eines Bayer-Fans.

Dabei hat alles so vielversprechend angefangen. In den ersten 45 Minuten haben wir Atletico Madrid wie eine Schachfigur von Xabi Alonso höchstpersönlich über den Rasen geschoben. Ballsicher, mit Spielwitz und vor allem mit der Ruhe, die man eigentlich in einem Stadion wie dem Metropolitano nicht erwarten würde. Und dann kommt da dieser Moment: Flanke Mukiele, Kopfball Hincapie – 1:0 für die Werkself in der Nachspielzeit der ersten Hälfte. Ein Tor, das so verdient war wie ein Feierabendbier nach einer langen Arbeitswoche. Piero Hincapie – unser Mann für die großen Momente. Das war übrigens sein erstes Champions-League-Tor. Natürlich musste es in so einem Spiel fallen.

Aber dann, wie so oft, schlich sich dieses berühmte Bayer-Ding ein. Nennt es Naivität, nennt es jugendlichen Leichtsinn, oder – wie Jonathan Tah es ausdrückte – mangelnde Abgezocktheit. Statt Atletico mit der Überzahl in die Knie zu zwingen, haben wir sie zurück ins Spiel eingeladen. „Kommt rein, nehmt euch einen Kaffee, und macht euch ruhig bequem“, haben wir quasi gesagt. Und Atletico hat nicht lange gezögert. Julian Alvarez hat sich bedankt und uns mit seinem Doppelpack auf die harte Tour gezeigt, wie man einen Vorsprung in der Champions League verdaddelt.

Natürlich könnte man sagen: „Das war ein Lehrstück in Sachen Emotionalität.“ Ja, danke. Aber wie viele Lehrstücke brauchen wir denn noch, bevor wir mal unser Abitur in Abgeklärtheit machen? Da kannst du 70 Prozent Ballbesitz haben, eine bessere Passquote und einen Gegner, der fast eine Stunde lang in Unterzahl spielt – wenn du dir dann in der 90. Minute noch das Siegtor fängst, fühlt sich das alles ziemlich egal an.

Man könnte ja fast schon lachen, wenn es nicht so wehtun würde. Das Metropolitano ist eben nicht einfach nur ein Stadion, es ist eine Festung. Eine mit 70.460 frenetischen Fans, die jeden Pfiff des Schiedsrichters mit der Energie einer südamerikanischen Protestbewegung begleiten. Da brauchst du nicht nur spielerische Klasse, sondern auch Nerven aus Stahl. Und genau da sind wir – mal wieder – gescheitert.

Was bleibt, sind die guten Ansätze. Piero Hincapie hat nicht nur sein erstes Champions-League-Tor erzielt, sondern auch bewiesen, dass er ein echter Unterschiedsspieler sein kann – wenn er nicht gerade vom Platz fliegt. Nordi Mukiele, der die Vorlage gab, war bis zu seiner Auswechslung ein Aktivposten. Und auch Granit Xhaka hat gezeigt, warum er eine tragende Säule im Mittelfeld ist.

Jetzt heißt es also Mund abputzen und weitermachen. Leipzig wartet am Wochenende, und ehrlich gesagt: Ich weiß nicht, ob ich mich darauf freuen oder Angst davor haben soll. Aber genau das macht doch den Fußball aus, oder? Diese permanente Achterbahnfahrt zwischen Euphorie und Enttäuschung. Es wäre ja auch langweilig, wenn Bayer 04 plötzlich das Gewinnen in Perfektion für sich entdeckt.

Sonntag, 19. Januar 2025

Elf Siege am Stück: Leverkusens Lauf – mit Wirtz durch die Wand!

Die Bayer-Fans reiben sich dieser Tage kollektiv die Augen – und zwar nicht vor Müdigkeit, sondern vor purem Staunen. Elf Pflichtspielsiege in Folge, ein furioses 3:1 gegen Mönchengladbach und eine Mannschaft, die sich anfühlt, als wäre sie aus purem Gold geschmiedet. Ganz ehrlich, es ist schwer, nicht in Euphorie auszubrechen. Aber, liebe Bayer-Anhänger, wer könnte uns das bei diesem Lauf verdenken? Schließlich erlebt man solche Phasen nicht jedes Jahr. Oder sagen wir: fast nie.

Das Spiel gegen Gladbach war wieder eines dieser Matches, bei denen man sich fragt, ob Florian Wirtz irgendwann mal zum Training kam und beschlossen hat, die Bundesliga als sein persönliches Spielbrett zu nutzen. Der Junge spielt Fußball, als hätte er ein Cheatcode aktiviert – zwei Tore, eine Vorlage und obendrein noch so viel Spielfreude, dass man fast vergisst, dass er erst 21 ist. Diese Verbindung mit Patrik Schick ist wie ein perfekt abgestimmter Motor: Wirtz liefert die Pässe wie ein Spitzenkoch seine Gerichte, und Schick räumt vorne ab, als gäbe es keinen Morgen. Zwölf Saisontore hat der Tscheche schon – und das, obwohl die Saison noch lange nicht vorbei ist.

Doch halt, bevor wir uns zu sehr in der Wirtz-Show verlieren: Es war keineswegs ein Spaziergang gegen die Gladbacher. Xabi Alonso, unser gelassener Maestro an der Seitenlinie, hatte es treffend formuliert – es war ein „hartes Spiel“. Gladbach verteidigte gut, hielt die Werkself lange auf Trab und ließ den Ballbesitz nicht zu einem Freifahrtschein werden. Aber am Ende knackt eben Qualität jede Mauer, und Leverkusen zeigte, warum es zurzeit mit dem Rückenwind eines ICE durch die Saison rauscht. Auch der späte Gegentreffer konnte die Stimmung in der BayArena nicht trüben. Das war eines dieser Spiele, nach denen man noch auf dem Heimweg „Einmal Bayer, immer Bayer“ summt.

Man muss auch mal kurz innehalten und anerkennen, was Xabi Alonso aus dieser Mannschaft geformt hat. Sechs Startelfwechsel? Kein Problem. Verletzungspech? Geschenkt. Egal, wer spielt, die Mannschaft bleibt fokussiert, flexibel und gnadenlos effizient. Es war eine Freude zu sehen, wie selbst ein Rückschlag wie die frühe Verletzung von Martin Terrier – gute Besserung an dieser Stelle! – keinen Bruch ins Spiel brachte. Stattdessen kommt Hincapié rein, spielt einen genialen Ball auf Wirtz, und der Rest ist Geschichte.

Und jetzt? Jetzt wartet Atletico Madrid in der Champions League. Ein heißer Tanz in Spanien steht an, bevor es am Wochenende nach Leipzig geht. Aber wenn wir ehrlich sind: Wer soll diese Werkself gerade stoppen? Natürlich bleibt die Fan-Seele ein bisschen nervös – es gibt wohl kaum einen Leverkusen-Fan, der nicht in der Nacht von Albträumen über verpasste Titel heimgesucht wird. Doch genau diese Tage, diese Siege, diese Dominanz erinnern daran, warum wir jedes Jahr aufs Neue hoffen, bangen und träumen.

Also, liebe Bayer-Familie: Genießt diese Serie, freut euch über die Spielfreude von Wirtz, Schick und Co., und lasst uns weiter träumen. Denn wenn diese Mannschaft eines zeigt, dann, dass dieses Jahr vielleicht wirklich das Jahr ist. Und falls nicht, können wir zumindest sagen, dass der Weg dahin verdammt viel Spaß gemacht hat. Ein Hoch auf die Werkself – und jetzt ab nach Madrid!

Mittwoch, 15. Januar 2025

Grimaldo, Geduld und Genie: Wie Bayer 04 das Jahr in der BayArena eröffnete

Manchmal fragt man sich, ob Alejandro Grimaldo einen Freistoß trainiert oder ob der Ball einfach aus Respekt vor seinem Fuß gehorcht. Denn was der Spanier beim 1:0 gegen Mainz 05 aus 18 Metern halbrechter Position veranstaltet hat, war nicht nur ein Kunstwerk – es war ein Schuss wie gemalt, direkt in den Winkel und direkt in unsere Fanherzen. Aber kommen wir zum Kern der Sache: Bayer 04 Leverkusen hat die erste Hälfte der Saison mit einem weiteren Sieg abgeschlossen und führt seine beeindruckende Serie fort. Zehn Pflichtspielsiege in Folge. Zehn! Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir alle bei Xabi Alonso nachfragen, wie man Geduld, Taktik und Zaubertricks so perfekt kombiniert.

Aber der Reihe nach: Das Spiel war kein Spektakel, zumindest nicht auf dem Papier. Mainz trat mutig auf, stellte sich aber letztlich der fast schon erdrückenden Dominanz der Werkself. Ohne Jonathan Tah (erkältet) und mit Granit Xhaka erstmals als Kapitän war Bayer von Beginn an tonangebend. Trotzdem fühlte es sich wie ein Schachspiel an, bei dem Mainz zwar jeden Zug von Bayer verzögern konnte, aber letztlich immer einen Schritt hinterher war. Wären Tore wie Schachzüge, hätte Bayer wohl schon in der ersten Halbzeit Schachmatt gesetzt, aber manchmal braucht es eben einen Zug, der die Menge staunen lässt – und genau das war Grimaldos Freistoß.

Dass Mainz überhaupt in der BayArena mitspielen durfte, lag vor allem daran, dass sie frühzeitig auf das Mittel der kleinen Fouls setzten, um Bayers Spielfluss zu stören. Klar, Stefan Bell kam mal zu einem Schuss und auch Mainz-Keeper Robin Zentner hatte mehr zu tun, als er sich vermutlich gewünscht hätte. Aber seien wir ehrlich: Es war nur eine Frage der Zeit, bis Leverkusen sich für seine Dominanz belohnt. Und dann kam die 48. Minute. Ein Moment, der selbst in der prall gefüllten BayArena für eine kollektive Atemlosigkeit sorgte. Grimaldo, dieser Künstler im Trikot mit dem Kreuz auf der Brust, zeigte uns allen, wie man einen Freistoß nicht nur schießt, sondern inszeniert. Ein Traumtor, das mehr wert war als nur drei Punkte – es war ein Statement.

Natürlich wäre es Bayer-typisch gewesen, den Vorsprung noch mit einem zweiten oder dritten Treffer abzusichern. Chancen gab es genug, Florian Wirtz und Jeremie Frimpong ließen uns zumindest kurz von einem weiteren Tor träumen. Doch diesmal entschied sich die Werkself für die pragmatische Variante: hinten dicht, vorne minimalistisch. Und wenn man ehrlich ist, spricht nichts gegen ein souverän verteidigtes 1:0, solange es am Ende für den Sieg reicht. Besonders erwähnenswert: Der neue Mann im Tor, Matej Kovar, der seine Chance zwischen den Pfosten mit einigen starken Paraden nutzte und die Null festhielt. Eine Ansage in Richtung Stammplatz? Vielleicht.

Neben Grimaldo hatten auch andere Grund zu feiern. Granit Xhaka führte die Mannschaft nicht nur zum Sieg, sondern tat das auch an seinem 50. Bundesliga-Einsatz für Bayer. Und Piero Hincapie machte sein 100. Spiel für die Werkself – eine Zahl, die man in diesem Alter auch erst einmal schaffen muss. Jubel und Statistiken, die die Stimmung rund um den Verein derzeit perfekt einfangen.

Mit diesem Sieg bleibt Bayer also auf Bayern-Jagd – und mit dem nächsten Heimspiel gegen Mönchengladbach steht uns gleich das nächste Highlight bevor. Die Saison nimmt Fahrt auf, die Fans träumen, und während der Ball rollt, scheint in Leverkusen ein Sprichwort zu gelten: Geduld zahlt sich aus. Grimaldo hat das eindrucksvoll bewiesen.

Die Meisterschaft? Darüber reden wir später. Aber eines ist sicher: Diese Werkself hat nicht nur Talent, sondern auch den Willen, alles aus sich herauszuholen. Und wenn wir so weitermachen, werden wir uns am Ende der Saison noch öfter an solchen Momenten wie dem von Grimaldo erfreuen dürfen.

Samstag, 11. Januar 2025

Vollgas ab Sekunde eins – die Werkself startet 2025 wie ein Raketenwerfer

Na, wer hatte an diesem Freitagabend schon Lust auf gemächlichen Jahresstart? Bayer 04 jedenfalls nicht. Während die meisten von uns noch dabei sind, die letzten Reste der Silvesterraketen vom Balkon zu fegen, haben Nathan Tella und Patrik Schick im Signal Iduna Park mal eben ihre ganz eigene Pyroshow abgefackelt. 3:2 gegen den BVB, der bis dato zu Hause ungeschlagen war – ein Ergebnis, das nicht nur auf dem Papier gut aussieht, sondern den ganzen Kader mit einer Mischung aus Euphorie und Brustbreite ins neue Jahr katapultiert hat. Aber mal ehrlich, wen überrascht das noch bei dieser Mannschaft?

Lass uns kurz innehalten, um den historischen Kontext zu würdigen: Borussia Dortmund, heimstark wie Omas Sonntagsbraten, hatte fast 21 Jahre lang keinen Freitagabendspieltag zu Hause verloren. Und jetzt das. Die Werkself kam, sah und machte genau das, was sie seit Monaten am besten kann: ihren Stiefel durchziehen, Gegner düpieren und sich dabei so souverän wie selten zuvor präsentieren. Nathan Tella brauchte keine halbe Minute, um die Gastgeber in Schockstarre zu versetzen, und Patrik Schick machte mit seinem Doppelpack bis zur 19. Minute klar, dass es für den BVB an diesem Abend nichts zu holen gibt – außer vielleicht ein paar guten Lektionen in Sachen Effizienz.

Natürlich, der BVB war defensiv etwas zusammengeflickt. Aber das soll unsere Freude nicht trüben. Schließlich ist es nicht unser Problem, dass Dortmunds Kader sich wie ein Puzzle anfühlte, bei dem ein paar Ecken fehlen. Man kann den Schwarz-Gelben kaum übelnehmen, dass sie bei Spielern wie Ryerson und Kabar etwas schwimmen – aber genauso wenig kann man Bayer vorwerfen, dass sie das gnadenlos ausgenutzt haben. Das ist eben Fußball auf Top-Niveau: Wer Fehler macht, wird bestraft. Und wenn dein Gegner Patrik Schick in seiner derzeitigen Monsterform dabei hat, dann hagelt es halt Tore.

Besonders beeindruckend war aber nicht nur die individuelle Klasse, sondern die kollektive Reife der Werkself. Wir reden hier von einer Mannschaft, die mit nur 35 Prozent Ballbesitz auf dem Rasen stand – und trotzdem die Kontrolle über das Spiel hatte. Wie geht das, fragst du? Xabi Alonso hat’s nach dem Spiel erklärt: Kontrolle ohne Ball. Pressing dort, wo es sinnvoll ist, und defensive Organisation wie aus dem Lehrbuch. Das klingt trocken, war aber in der Umsetzung eine Wucht. Jeder Spieler wusste, was zu tun war, und auch der Gegentreffer durch einen fragwürdigen Elfmeter konnte die Nervenstärke der Werkself nicht erschüttern. Das ist nicht nur Titelverteidiger-Mentalität – das ist die DNA eines Teams, das weiter Geschichte schreiben will.

Und dann war da noch Schick, dieser tschechische Tornado. Sechs Tore in seinen letzten 90 Liga-Minuten, elf Saisontreffer insgesamt. Der Mann ist heißer als ein Raclette-Grill an Silvester. Doch es ist nicht nur Schick, der glänzt. Auch Frimpong, Tella und Co. setzen immer wieder neue Akzente. Es fühlt sich an, als hätte die Mannschaft jetzt eine Tiefe und Variabilität erreicht, die ihr vorher manchmal fehlte. Wer ausfällt, wird ersetzt – und zwar nicht einfach irgendwie, sondern nahtlos.

Dieser Sieg ist mehr als nur drei Punkte. Es ist ein Statement. Es sagt: „Wir sind da, und wir sind bereit.“ Bereit für die Bayern, die aktuell nur einen Punkt vor uns liegen. Bereit für die restliche Liga, die sich warm anziehen sollte. Und bereit für eine Saison, die vielleicht noch mehr Emotionen bereithält als das letzte Jahr – falls das überhaupt möglich ist.

Und jetzt? Jetzt kommen Mainz und Gladbach in die BayArena. Zwei Heimspiele, zwei Chancen, die Serie auszubauen und die Tabellenführung noch weiter ins Visier zu nehmen. Die Werkself ist bereit – und wir Fans sollten es auch sein. Denn wenn das der Auftakt war, können wir uns auf ein furioses 2025 einstellen.